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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gar keinen Fall, dass er wiederkam und Matthew und mich belästigte.
      Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Als sie gingen, sagte er nur: »Wenn Sie sie wiedersehen, sagen Sie ihr dann, dass George nach ihr gefragt hat, ja?« Er blickte auf den Jungen hinunter. »Sagen Sie ihr, dass George und der kleine Frankie vorbeigekommen sind und sie lieb grüßen lassen.«
      Ich versprach es ihm. Der kleine Junge hatte nichts gesagt, aber ich merkte, dass er mich die ganze Zeit anstarrte, als prägte er sich meine Gesichtszüge ganz tief ins Gedächtnis ein. Spontan schenkte ich ihm eine Viertelunze Fruchtgummi, eine ziemliche Rarität, da Süßigkeiten noch rationiert waren. Er bedankte sich ernst, dann gingen sie.
      In der darauf folgenden Woche zogen Matthew, Mutter und ich nach Leeds und Hobb's End war nicht mehr. Unser Leben in Leeds verlief nicht ereignislos, aber das ist eine andere Geschichte.
     
    ***
     
    »Wenn wir mit Vivian Elmsleys Geschichte zur Staatsanwaltschaft gehen«, sagte Banks zu Annie, »dann lachen die sich über uns kaputt.«
      Es war Sonntagmorgen, und sie faulenzten zusammen in Banks' Cottage, lasen in Vivian Elmsleys Manuskript herum und tranken Kaffee. Wider besseren Wissens war Annie auf Banks' Vorschlag eingegangen, das Wochenende gemeinsam zu verbringen. Sie hatte eigentlich vorgehabt, direkt nach Hause zu fahren und den Rest des Wochenendes in seliger, träger Langeweile zu verbringen, nachdem sie in York in ihr Auto gestiegen war. Aber ab nächsten Freitag hatte sie zwei Wochen Urlaub, und sie beabsichtigte, zu ihrem Vater in die Künstlerkolonie hinunterzufahren. Am besten genießen wir jetzt unsere gemeinsame Zeit, hatte sie sich gesagt. Wenn sie in St. Ives war, hatte sie noch genug Zeit für lange, einsame Küstenspaziergänge.
      So lag sie also am Sonntagmorgen auf dem Sofa im vorderen Zimmer des Cottage, baumelte mit den nackten Füßen über die Armlehne und las Gwen Shackletons Version des Krieges.
      »Warum sollten die lachen?«, fragte sie. »Es ist schon eine Art Geständnis, nicht? Sie gibt zu, die Leiche bewegt zu haben. Dadurch wird sie zur Mittäterin.«
      »Ich bezweifle sehr stark, dass irgendein Richter das Manuskript als Beweis zulassen würde. Sie muss doch nur sagen, dass sie sich das ausgedacht hat. Das weiß die Krone. Das ist ein Haufen dummes Zeug, Annie. Die Frau schreibt Geschichten und muss keine echten Verbrechen lösen.«
      »Aber sie verwendet real existierende Namen.«
      »Unwichtig. Jeder vernünftige Anwalt würde das als Beweis für geleistete Beihilfe in der Luft zerreißen. Sieh dir doch an, was wir haben: Wir haben eine Frau von über siebzig Jahren, die uns ein Manuskript überreicht hat, das sie vor dreißig Jahren geschrieben hat und das den Anschein erweckt, dass sie einen Mord vertuschte, den ihr Bruder, wie sie meinte, mehr als zwanzig Jahre zuvor in einem Dorf verübte, das nicht mehr existiert. Und wir wollen nicht vergessen, dass sie ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Detektivromanen verdient.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Glaub mir, die Staatsanwaltschaft ist schon genug im Rückstand. Sie schafft es nicht einmal, die aktuellen Fälle zu verfolgen, da wird sie kaum Leute lockermachen, um vergangene Fälle auf Beweisstücke hin abzuklopfen, die so dürftig sind, dass sie bei dem kleinsten Windstoß umfallen.«
      »Das war's dann also? Hören wir hier auf? Soll sie ungeschoren davonkommen?«
      »Möchtest du, dass sie ins Gefängnis geht?«
      »Nicht unbedingt. Ich spiele nur den Advocatus Diaboli. Um ehrlich zu sein, finde ich, die arme Frau hat genug gelitten. So ein zerstörtes Leben!«
      »Ich weiß nicht. Sie hat auch einigen Erfolg gehabt.«
      »Manchmal ist Erfolg viel weniger wichtig, als die Leute meinen, die keinen haben.«
      »Na ja«, fuhr Banks fort, »uns war immer bewusst, dass der Fall ins Nichts führen kann. Matthew Shackleton ist tot. Ich glaube, Vivian Elmsley wollte das loswerden, was sie losgeworden ist. Sie wollte, dass wir Bescheid wissen. Nicht unseretwillen, nicht damit wir den Fall lösen, sondern ihretwegen, damit sie die Last nicht mehr allein tragen muss. Die Entdeckung von Gloria Shackletons Skelett war ein unglaublicher Katalysator für sie. Dadurch wurde sie zu einer Art Buße gedrängt, und als wir herausfanden, wer sie ist, war es nur noch eine Frage der Zeit. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihr jetzt nicht mehr so wichtig wie vorher

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