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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dem halben Weg zum Magen stecken geblieben. Dr. Williams war viel jünger, als Banks erwartet hatte. Er trug keinen weißen Laborkittel, sondern war lässig mit einer zerschlissenen Jeans und einem schwarzen T-Shirt mit einem Werbeaufdruck von Guinness bekleidet. Er hatte einen festen Händedruck, und danach zu urteilen, wie er den Blick auf Sergeant Cabbot ruhen ließ, konzentrierte er sich im Moment nicht hundertprozentig auf die Naturwissenschaften. Oder vielleicht doch - auf die Biologie.
      »Kommen Sie rein!«, sagte er, führte sie den Gang hinunter und öffnete die Tür zum Labor. »Tut mir Leid, ist leider nichts Besonderes hier.« Auch wenn Williams einen walisischen Namen trug - sein Akzent war feinstes Englisch. In Banks Ohren klang es nach den Home Counties, also London und Umgebung, vielleicht auch Oxford oder Cambridge. Auf jeden Fall hörte es sich nach »was Besserem« an, wie Banks' Mutter sagen würde.
      Das Labor bestand aus zwei Zimmern, deren Trennwand eingerissen worden war. Abgesehen von dem langen Tisch in der Mitte, auf dem das Skelett lag, befand sich nichts Auffälliges im Raum. An einer Wand standen Bücherregale, an der anderen ein langer Werktisch. Darauf lagen verschiedene Messinstrumente und Knochenteile mit Schildchen wie in der Auslage eines Schaufensters.
      Nun ja, dachte Banks, was brauchte Williams auch sonst? Er untersuchte nichts anderes als Knochen. Das machte keinen Dreck. Er musste nicht Blut und Eingeweide aufwischen, brauchte keine Seziermesser, Skalpelle oder Géhirn-messer. Alles, was er brauchte, waren Säge, Meißel und ein Handbuch der Schädelformen. Und Gott sei Dank mussten sie sich nicht mit dem Gestank herumschlagen, obwohl die Luft hier stark nach Lehm und abgestandenem Schlamm roch.
      An der Wand hingen zwei Poster, eins von Pamela Anderson in ihrem Baywatch-Badeanzug und eine Abbildung des menschlichen Skeletts. Banks spekulierte, diese Gegenüberstellung bedeutete Dr. Williams vielleicht etwas. Reflexionen über die Vergänglichkeit des Menschen? Vielleicht mochte er auch einfach nur Titten und Knochen.
      Die Knochen auf dem Tisch sahen jetzt wirklich anders aus, nachdem Williams' Assistenten sich an ihnen zu schaffen gemacht hatten. Vieles war noch verkrustet, besonders in den schwer zugänglichen Spalten, aber der Schädel, die Rippen und längeren Knochen waren jetzt einfacher zu untersuchen. Vom strahlenden Weiß des typischen Laborskeletts waren sie noch immer weit entfernt, besaßen eher die schmutzige gelb-braune Farbe von Nikotinflecken, aber wenigstens wies die Ansammlung jetzt mehr Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen auf. Auf der Rückseite des Schädels fand sich sogar ein wenig verfilztes rotes Haar. Banks hatte so etwas schon mal gesehen, daher wusste er, dass man daraus nicht schließen durfte, das Opfer sei rothaarig gewesen; Haar wird rot, wenn die eigentlichen Farbpigmente verblassen. Selbst viele Moorleichen, im Torfmoor erhaltene Gebeine aus der Eisenzeit, hatten rotes Haar.
      »Meine Leute haben beim Säubern ein paar Kleinigkeiten gefunden«, erklärte Williams. »Sie liegen da drüben auf der Werkbank.«
      Banks sah sich die Sammlung von schmutzigen Gegenständen an. Es war schwer zu sagen, um was es sich handelte: Verrostetes Metall? Ein Ring? Fetzen alter Kleidung?
      »Können sie die säubern lassen und mir rüberschicken?«, fragte er.
      »Kein Problem. So, dann machen wir uns mal an die Arbeit.«
      Annie holte ihr Notizbuch heraus und schlug die Beine übereinander.
      »Zuerst«, begann Williams, »möchte ich bestätigen, nur der Vollständigkeit halber, dass wir es tatsächlich mit den Überresten eines Menschen zu tun haben, höchstwahrscheinlich nordeuropäischer Abstammung. Ich werde morgen noch ein paar Dinge unter dem Mikroskop prüfen und noch ein bisschen an den Schädelmaßen arbeiten, der wissenschaftlichen Genauigkeit zuliebe, aber das können Sie mir im Moment auch so glauben.«
      »Was ist mit einer DNA-Analyse?«, fragte Banks.
      Williams schnaubte. »Anscheinend glauben die Leute, dass DNA-Analyse so eine Art Zauberwort ist. Ist sie aber nicht. Ich kann Ihnen sehr viel mehr über das sagen, was Sie wissen wollen, als es irgendeine lächerliche DNA könnte. Glauben Sie mir, ich habe große Erfahrung auf diesem Gebiet. Darf ich jetzt fortfahren?«
      »Ich bitte darum. Aber veranlassen Sie trotzdem eine DNA-Analyse. Sie könnte uns eventuell helfen, die Identität

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