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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Menschen sind dabei gestorben.«
      »Wann war das?«
      »Letztes Jahr im September. Jetzt bin ich ganz allein.«
      »Dummes Geschwätz, mein Mädchen«, sagte Mutter, »wir sind doch auch noch da.«
      Ich erstickte fast an meinem Kaninchen. »Aber wir adoptieren sie doch nicht oder so, Mutter«, brachte ich heraus.
      »Sei nicht so unfreundlich, Gwen. Es ist Krieg, falls du das noch nicht gemerkt hast. Da müssen die Menschen zusammenhalten.«
      »Egal«, meinte Matthew, »jetzt hat Gloria das alles ja hinter sich, stimmt's, Liebling?«
      Sie sah ihn mit ihren schönen großen Augen an, die Bewunderung triefte aus ihnen wie Sirup. »Ja«, sagte sie. »Das stimmt. Und egal, was passiert, ich geh nicht mehr zurück.«
      »Ist denn niemand übrig geblieben?«
      »Niemand. Ich war gerade bei einer Freundin ein paar Straßen weiter, als der Luftangriff begann. Es gab keine Warnung. Meine Freundin hatte einen Anderson-Bunker hinten im Garten, da gingen wir rein. Ich machte mir noch nicht einmal Sorgen. Ich dachte, meine Familie würde zur U-Bahn oder zur Kirche an der Ecke gehen, so wie wir es immer bei Luftangriffen taten, aber sie schafften es nicht rechtzeitig. Unser Haus wurde getroffen und auch die beiden daneben. Meine Großeltern wohnten nebenan, deshalb kamen sie ebenfalls ums Leben.«
      Eine Weile schwiegen wir alle und verdauten den Schreckensbericht, den Gloria uns gerade so sachlich erstattet hatte. Irgendwie machte es unsere kleinen Rationierungsprobleme bedeutungslos.
      »Wieso haben Sie sich für so einen gottverlassenen Ort wie Hobb's End entschieden?«, wollte Mutter wissen.
      »Das konnte ich mir nicht aussuchen. Sie haben mich hergeschickt, die Frauenlandarmee. Meine Ausbildung erhielt ich in Askham Bryan, das liegt ja nicht weit weg von hier. Seit sein Sohn Soldat ist, braucht Mr. Kilnsey viel Hilfe, und er wird ja auch nicht jünger. Ich war schon froh, dass ich überhaupt aufs Land durfte. Ich fand die Vorstellung ganz schrecklich, in einer schmutzigen, stinkenden Munitionsfabrik arbeiten zu müssen.«
      »Trotzdem«, widersprach Mutter, »das Leben auf dem Bauernhof ist nicht einfach.«
      Gloria lachte. »Das können Sie wohl laut sagen. Da ist es schmutzig und stinkig. Aber damit komme ich zurecht. Harte Arbeit hat mir nie etwas ausgemacht. Eigentlich gefällt es mir sogar.« Sie warf mir einen Seitenblick zu. »Dieser Eintopf ist vorzüglich, Gwen. Das meine ich ehrlich. Das ist das leckerste Essen, das ich seit langer Zeit hatte. Vielen Dank dafür.«
      Paradoxerweise fühlte ich mich geschmeichelt und bemühte mich, nicht rot anzulaufen, aber das geht genauso „wenig, wie sich selbst zu kitzeln. Ich errötete. »Keine Ursache«, sagte ich.
      Nach dem Rhabarberkuchen, den Gloria freundlicherweise ebenfalls lobte, machte Matthew noch einen Tee, und wir stellten das Rundfunkgerät für The Happidrome wieder an.
      Ich hörte gerade noch das Ende der Nachrichtensendung, in der bestätigt wurde, dass Westminster Abbey, das British Museum und das House of Parliament bombardiert, jedoch nicht zerstört, sondern nur beschädigt worden seien. Dennoch konnte man nie wissen, ob man den Nachrichtensprechern glauben durfte, auch wenn sie jetzt vor jeder Sendung ihren Namen nennen mussten, damit wir sicher sein konnten, dass die Deutschen die BBC nicht übernommen hatten. Immerhin konnten auch die Deutschen die Übertragungen hören, und wir wollten nicht, dass sie dachten, wir seien schlimm getroffen oder in irgendeiner Hinsicht demoralisiert. Dafür hatten die Deutschen ja schon Lord Haw-Haw. Gerade letzte Woche noch hatte er gesagt, die Deutschen würden die Flachsmühle in Hobb's End bombardieren. Unseren Luftschutzwart hätte fast der Schlag getroffen.
      Zum Tee zündeten sich Matthew und Gloria Zigaretten an. Ich wusste, dass rauchende Frauen bei Mutter wenig Anklang fanden, aber sie sagte nichts. Dann räusperte sich Matthew und sagte: »Mutter, ich habe Gloria heute Abend aus einem besonderen Grund eingeladen, weil wir, ähm, dir etwas sagen möchten.«
      Mutter zog die Augenbrauen hoch; mein Herz begann wild zu klopfen.
      »Wir möchten heiraten.«
      Ich glotzte Matthew ungläubig an: groß, schneidig, hübsch, die reizende dunkelbraune Haarlocke, die ihm immer ins Auge fiel, die Grübchen in den Mundwinkeln, wenn er lächelte, die klaren Augen, das kantige Kinn. Und dann sah ich Gloria an, bemerkte ihr Strahlen.
      Irgendwie war es

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