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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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darauf zu freuen, mit Dämon zu fahren als mit ihm. Aber das war nur natürlich; sie war jung. »Bis morgen Früh dann«, sagte er. »Am Bahnhof. Zur verabredeten Zeit.«
      »Klasse, Dad. Tausend Dank.«
      Nachdem er aufgelegt hatte, ließ sich Banks in seinen Sessel zurückfallen und griff nach den Zigaretten. Er musste nach London, daran gab es keinen Zweifel. Erstens hatte er es versprochen, und zweitens gab es etwas, wovon Riddle nichts wusste. Tracy war selbst mal kurz davor gewesen, von zu Hause wegzulaufen. Das war um ihren dreizehnten Geburtstag herum, und der Gedanke, was dann hätte passieren können, verfolgte ihn.
      Das war kurz vor ihrem Umzug von London nach Eastvale passiert. Tracy war tagelang traurig gewesen, weil sie sich von ihren Freunden trennen musste, und eines Abends, als Banks zufällig mal zu Hause war, hatte er unten Geräusche gehört. Als er nachsah, fand er Tracy mit einem Koffer in der Hand an der Haustür. Am Ende war es ihm gelungen, sie ohne Zwang zum Bleiben zu überreden, aber es hatte Spitz auf Knopf gestanden. Ein Teil ihres Abkommens hatte darin bestanden, ihrer Mutter nichts davon zu erzählen, was er auch nie getan hatte. Sandra hatte die ganze Sache verschlafen. In der Erinnerung an jenen Abend konnte er sich in etwa vorstellen, was Riddle jetzt durchmachte.
      Trotzdem, war das der Dank dafür, dass er seinem Feind einen Gefallen tat? Er musste nach einem fortgelaufenen Teenager suchen, während seine eigene Tochter ein schnuckeliges Wochenende mit ihrem Freund in Paris verbrachte. Wo blieb da die Gerechtigkeit? fragte er sich. Als Antwort bekam er nur das Heulen des Windes und die unaufhörliche Musik des Wassers, das über die Gratly Falls rauschte.
     
     

* 2
     
    Am Freitagnachmittag ging Banks im kühlen Novembersonnenschein die Old Compton Street entlang, nachdem er am Morgen mit Tracy und Dämon nach London gefahren war. Nach einem gegrunzten »Hi« hatte Dämon fast kein Wort mehr gesagt. Der Zug war ziemlich voll gewesen, und sie konnten nicht zusammensitzen, was Tracy und Dämon zu erleichtern schien. Banks hatte einen Platz weiter hinten gefunden, neben einem jungen Geschäftsmann mit frischem Gesicht, der zu viel Aftershave aufgetragen hatte und Free-Cell auf seinem Laptop spielte.
      Während der Fahrt hatte Banks Lucinda Williams' Car Wheels on a Gravel Road gehört und Der große Schlaf gelesen, den er gegen Maigret und die hundert Galgen ausgetauscht hatte, als sich herausstellte, dass er nicht nach Paris fahren würde. Vor ein paar Wochen hatte er den Film mit Humphrey Bogart gesehen und ihn so gut gefunden, dass er das Buch lesen wollte. Außerdem kam ihm Raymond Chandler für die Aufgabe, die er vor sich hatte, passender vor: Banks, Privatdetektiv.
      Kurz vor King's Cross waren seine Gedanken zu Tracys Freund zurückgekehrt.
      Banks wusste nicht recht, was er von Dämon halten sollte. Das Grunzen war nicht mehr, als er von den Freunden seiner Tochter erwartet hätte, und er interpretierte auch nichts hinein, außer vielleicht, dass es dem Jungen ein bisschen peinlich war, plötzlich dem Vater des Mädchens, mit dem er schlief, gegenüberzustehen. Selbst bei dem Gedanken daran wurde Banks die Brust eng, obwohl er sich sagte, er hätte keinen Grund, sich aufzuregen, und sollte sich nicht einmischen. Auf keinen Fall wollte er sich von seiner Tochter entfremden, vor allem jetzt, wo er hoffte, wieder mit ihrer Mutter zusammenzukommen. Es würde auch nichts nützen. Tracy führte ihr eigenes Leben, und sie war kein Dummkopf Hoffte er.
      Er hatte sich in King's Cross von dem jungen Paar verabschiedet und als Erstes in dem kleinen Hotel in Bloomsbury eingecheckt, in dem er am Abend zuvor ein Zimmer reserviert hatte. Es hieß einfach nur Hotel Fiftyfive, nach der Hausnummer, und er stieg gerne dort ab, weil es ruhig war, diskret, gut gelegen und nicht allzu teuer. Riddle hatte zwar gesagt, er wyrde ihm alle Auslagen erstatten, aber Banks hätte das Gesicht des Chief Constables nicht sehen wollen, wenn er ihm eine Rechnung des Dorchester vorlegte.
      Der morgendliche Regen hatte während der Fahrt aufgehört, und der Tag war windig und kühl, mit einem klaren blauen Himmel, wie man ihn nur im November hat. Vielleicht würden die Holzhaufen doch noch rechtzeitig vor der Guy-Fawkes-Nacht austrocknen, dachte Banks, als er den Reißverschluss seiner Lederjacke ein bisschen höher zog. Leise klopfte er mit der Aktentasche gegen seinen

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