Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
eine geheime Geldquelle zur persönlichen Verfügung zu haben. Aber hätte das über ihre Furcht gesiegt?
Und warum hätte Clough so lange warten sollen, wenn er sich dafür rächen wollte, dass sie ihn verlassen hatte? Es war über einen Monat her, seit Banks Emily aus London zurückgebracht hatte. Vielleicht hatte Clough so lange gebraucht, um sie zu finden. Oder sie hatte erst so spät mit der Erpressung begonnen. Auf den Telefonaufzeichnungen der Riddles waren keine Gespräche mit Clough verzeichnet, aber das konnte heißen, dass Emily ihn von einem öffentlichen Telefon angerufen hatte. Irgendwas an diesen spärlichen Telefonaufzeichnungen beschäftigte Banks, aber er kam nicht darauf, was es war. Egal. Wie seine Mutter immer sagte, wenn es wichtig ist, kommt es schnell genug an die Oberfläche.
Banks zeigte den Beamten am Ende des Zufahrtsweges seinen Dienstausweis, und sie winkten ihn durch. Hundert Meter weiter hielt er in der Kiesauffahrt vor der alten Mühle und stellte den Motor ab. Der Regen hatte aufgehört, hatte den Mühlbach aber anschwellen lassen, und er rauschte noch lauter und schneller als bei Banks letztem Besuch.
Diesmal wartete Riddle nicht auf ihn. Hatte Rosalind ihrem Mann erzählt, dass Banks ihn besuchen wollte? Hoffentlich nicht. Banks klopfte an die Tür und wartete. Nichts. Riddle war doch bestimmt noch nicht wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt? Banks klopfte wieder, diesmal fester, falls das Rauschen des Baches das Geräusch übertönte. Immer noch nichts.
Er trat ein paar Schritte zurück und schaute an der Vorderfront des Hauses hoch. Kein offenes Fenster. Der Nachmittag war trübe, und wenn jemand zu Hause gewesen wäre, hätten vielleicht ein oder zwei Lampen gebrannt, aber es war nichts zu sehen. Vielleicht war Riddle ausgegangen und unternahm eine Autofahrt, um über alles nachzudenken. Banks fühlte sich erleichtert. Er war gekommen, weil er es Rosalind versprochen hatte, aber es war ja nicht sein Fehler, dass Riddle nicht zu Hause war. Mehr hätte er nicht tun können, oder?
Aber wenn Riddle weggefahren war, hätten ihm die beiden Beamten am Ende des Zufahrtsweges das doch wohl gesagt.
In dem Moment nahm er ein weiteres schwaches Geräusch neben dem Rauschen des Mühlbaches wahr. Zuerst bedeutete es ihm nicht viel, doch als er erkannte, was es war, wurde ihm eiskalt.
Es kam aus der umgebauten Scheune und war das Geräusch eines Motors im Leerlauf.
Banks rannte zur Scheune, wollte seinen Ohren erst nicht trauen, doch das sanfte Schnurren des deutschen Motors war nicht zu verkennen. Die Garagentür war zu, aber nicht verschlossen. Banks bückte sich und packte den Griff, zog daran, während er zurücktrat, und die Tür glitt fast geräuschlos auf gut geölten Schienen nach oben. Sofort traf ihn der Gestank der Auspuffgase, und er stolperte zurück, fummelte in den Taschen seines Regenmantels nach einem Taschentuch. Er konnte keines finden, ging aber trotzdem hinein, den Unterarm über Nase und Mund gelegt.
In der Garage war es dunkel und verqualmt, und Banks konnte zuerst kaum etwas erkennen. Seine Augen passten sich an, je weiter er hineinging, und er bemerkte, dass zusammengerollte Handtücher von innen über den Spalt zwischen Boden und Garagentür gelegt worden waren. Er versuchte die Dämpfe so gut wie möglich abzuwehren, bedeckte Nase und Mund mit der Hand und atmete so flach es eben ging. Zumindest vertrieb die jetzt von draußen eindringende Luft das Kohlenmonoxid.
Als Banks zum Auto kam, sah er Riddle zusammengesackt auf den Vordersitzen liegen. Von außen konnte man nicht beurteilen, ob er bereits tot war, also versuchte Banks zunächst, eine Tür zu öffnen. Sie waren alle verriegelt. Er sah sich um und entdeckte eine Brechstange auf einem Bord. Rasch trat er einen Schritt zurück, schwang die Stange gegen eines der hinteren Fenster, um vorne nichts zu zerstören, griff hinein und löste die Türverriegelung. Dann öffnete er die Fahrertür, griff über Riddle hinweg und stellte den Motor ab. Die Dämpfe verzogen sich allmählich durch das weit geöffnete Garagentor, aber Banks fühlte sich schwindlig, und ihm war übel.
Er griff nach Riddles Handgelenk, konnte jedoch keinen Puls spüren. Riddles ganzes Gesicht war rot, wie sonst nur seine Glatze, wenn er wütend war. Kirschrot. Der Schlauch, den er vom Auspuff durch das hintere Fenster geführt hatte, war noch an seinem Platz. Er hatte das Fenster einen
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