Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
»Danke. Ich hätte nichts gegen ein Glas Weißwein, wenn Sie welchen haben.«
      »Leider hab ich nur roten.«
      »Macht nichts.«
      »Nichts Ausgefallenes.«
      Sie lächelte. »Keine Bange. Ich mag zwar in manchen Dingen ein Snob sein, aber nicht bei Wein.«
      »Gut.« Banks ging in die Küche und öffnete eine Flasche bulgarischen Merlot von Marks und Spencer. Er schenkte auch sich ein Glas ein, weil er das Gefühl hatte, es brauchen zu können. Nachdem er Rosalind ihr Glas gegeben hatte, setzte er sich ihr gegenüber. Sie hatte sich deutlich Mühe gegeben, gut auszusehen, trug einen teuren grauen Rock und einen Four-Isles-Pullover und hatte sich geschminkt, um ihrem bleichen Gesicht etwas Farbe zu geben. Doch die dunklen Ringe unter den Augen oder die rot geweinten Augenränder waren nicht zu verbergen. Sie war eine Frau, die nur noch am seidenen Faden über dem Abgrund hing.
      »Wie geht es Ihnen?«, fragte er. Das war eine dämliche Frage nach allem, was passiert war, aber ihm fiel nichts anderes ein.
      »Ich ... ich ... ich weiß es wirklich nicht. Ich dachte, ich käme damit zurecht, aber innerlich ...« Sie tippte sich auf die Brust. »Da drinnen fühlt sich alles so eng und heiß an. Ich habe ständig das Gefühl, gleich zu explodieren.« Tränen standen ihr in den Augen. »Ganz schön happig, wissen Sie, die Tochter und den Ehemann innerhalb einer Woche zu verlieren.« Sie lachte bitter und schlug dann mit der Faust auf die Sessellehne. »Wie kann er es wagen, das zu tun? Wie kann er es wagen?«
     •»Was meinen Sie damit?«
      »Er ist vor allem weggerannt. Und was ist mit mir? Bin ich eine kalte, herzlose Hexe, weil ich immer noch lebe? Weil mir der Mord an meiner Tochter nicht nahe genug gegangen ist, um Selbstmord zu begehen?«
      »Tun Sie sich das nicht an, Rosalind.« Banks stand auf und legte ihr die Hände auf die Schultern. Er spürte das leise Zittern von Trauer und Wut, das sie überlief.
      Nach einer Weile griff sie hoch und löste sanft seine Hände von ihren Schultern. »Es geht schon«, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Tut mir Leid, Sie so zu überfallen, aber es beschäftigt mich schon den ganzen Tag. Ich kann an nichts anderes denken, kann meine Gefühle nicht verstehen. Ich sollte Trauer empfinden, Verlust... aber ich empfinde nur Wut. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn für diese Tat! Und ich hasse mich selbst, weil ich so empfinde.«
      Banks konnte sich nur hilflos hinsetzen und sie weinen lassen. Ihm fiel seine eigene Reaktion ein, als er Riddles Leiche gefunden hatte; auch die hatte zum großen Teil aus Wut bestanden, bevor die Schuldgefühle einsetzten. Der egoistische Dreckskerl.
      Als Rosalind sich ausgeweint hatte, sagte er: »Hören Sie, ich kann nicht ermessen, wie Sie sich fühlen, aber ich fühle mich auch schrecklich. Wenn ich früher gefahren wäre, hätte ich ihn vielleicht retten können.« Das klang noch pathetischer als sein Eröffnungssatz, aber er hatte es loswerden müssen.
      Rosalind warf ihm einen scharfen Blick zu. »Sie? Machen Sie sich nicht lächerlich. Jerry war ein sehr resoluter Mann. Wenn er sich umbringen wollte, hätte er es auf jeden Fall getan, so oder so. Sie hätten nichts tun können, außer das Unvermeidliche vielleicht hinauszuzögern.«
      »Trotzdem ... Ich denke dauernd, wenn ich den Besuch doch nicht auf die lange Bank geschoben hätte. Wenn ich doch nicht... ich weiß nicht.«
      »Ihn so wenig gemocht hätte?«
      Banks sah weg. »Das gehört wohl auch dazu.«
      »Lassen Sie nur. Jerry war kein sonderlich liebenswerter Mann. Auch sein Tod wird das nicht ändern. Sie brauchen sich nicht schuldig zu fühlen.«
      »Ich habe darüber nachgedacht, was ihn zu dem Schritt veranlasst haben könnte«, sagte Banks nach einer kurzen Pause. »Ich weiß, Sie sagten, er sei deprimiert wegen Emilys Tod und den ganzen Auswirkungen, die das hatte, aber irgendwie genügt mir das allein nicht.«
      »Er hat sich furchtbar über all die Lügen in der Zeitung aufgeregt.«
      Banks zögerte. Er wusste, dass er Rosalind nichts von den Problemen ihres Mannes mit Barry Clough erzählen sollte, hatte aber das Gefühl, dass er ihr irgendwas geben musste; außerdem würde es Riddles Tod für sie vielleicht in eine deutlichere Perspektive rücken. Möglicherweise wollte er sich auch von seinen Schuldgefühlen befreien. Er atmete tief durch. »Gestern nachmittag war ich im Scarlea House. Je davon

Weitere Kostenlose Bücher