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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ein paar Klassenkameraden auf dem Heimweg aufgelauert, sie zwischen die Bäume gezerrt, ausgezogen und ihren ganzen Körper mit Blumen bemalt, während sie Bemerkungen über dreckige, Drogen nehmende Hippies und Flowerpower machten. Dann waren sie mit Annies Kleidern davongerannt, und sie hatte den restlichen Heimweg nackt zurücklegen müssen. Grausam. Das konnte man laut sagen. Am nächsten Tag hatte sie ihre Kleider auf dem Schulweg an einem Baum hängend gefunden. Und das war 1980, als die Hippies längst Geschichte und die Sechzigerjahre etwas waren, das ihre Klassenkameraden nur aus Büchern und Fernsehdokumentationen kennen konnten. Die Menschen, die in der Kommune lebten, waren Künstler und Schriftsteller, Freidenker, ja, aber Hippies? Nein. Annies einzige Sünde war, anders zu sein, die Sachen zu tragen, die sie tragen wollte (und die ihr Vater sich leisten konnte, da Künstler nie zu den reichsten Mitgliedern der Gesellschaft gehörten). Ja, und auf seltsame Weise konnte sie sich leicht mit Ruth Walker identifizieren: zwei Seiten derselben Münze.
      »Ruth hat aber studiert, nicht wahr?«
      »Ja. Das hat alles verändert.«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Na ja, die Walkers wollten, dass sie in Manchester studierte und weiter zu Hause wohnte, damit sie ein Auge auf sie haben konnten, aber Ruth ging nach London. Die Eltern dachten, die Universität sei ein Sündenpfuhl, voll mit Sex und Drogen, doch sie wussten auch, dass man heutzutage ohne gute Ausbildung nicht weit kommt. Für sie war das eine Art Dilemma. Aber Ruth bekam ein Stipendium oder Studentendarlehen, also hatte sie zum ersten Mal etwas eigenes Geld, und in den Semesterferien besorgte sie sich meist einen Job. Das gab ihr ein Gefühl von Unabhängigkeit.«
      »Was hat sie mit dem Geld gemacht?«
      »Vor allem Kleidung gekauft. Sie hätten sie sehen sollen, als sie nach ihrem ersten Semester zurückkam. Besaß all die modischen Klamotten. Was man um die Zeit eben trug. Für mich ändert sich das viel zu schnell, um noch mitzukommen. Auf jeden Fall sah sie wie alle anderen rebellischen Mädchen in ihrem Alter aus. Hatte ihr Haar in allen Farben des Regenbogens gefärbt, trug Ringe in den Ohren und den Augenbrauen. Sah aus, als ob es sehr wehtat. Sie hatte ihre schöne neue Welt gefunden.«
      »Wie haben ihre Eltern reagiert?«
      »Ich weiß es nicht. In der Öffentlichkeit haben sie nie was gesagt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie erfreut waren. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich für Ruth schämten.«
      »Haben Sie Streitereien mitgekriegt? Durch die Wände?«
      »Sie wurden nie wütend. Das war gegen ihre Religion. Ich glaube, sie haben sie angefleht und sie zu überreden versucht, in Manchester weiterzustudieren und nach Haus zu kommen, aber sie hatte sich bereits zu sehr verändert. Es war zu spät. Sie hatte Geschmack an der Freiheit gefunden und war nicht bereit, die wieder aufzugeben. Ich kann es ihr nicht verdenken.«
      »Die Sache blieb also ungelöst?«
      »Das nehme ich an. Den Sommer über hat sie im örtlichen Supermarkt gearbeitet, Böden geschrubbt und Waren einsortiert, solche Sachen. Sie war ein aufgewecktes Mädchen und konnte hart arbeiten, und um gerecht zu sein, muss man sagen, dass sie, obwohl sie wie eine Herumtreiberin aussah, nie irgendwelchen Ärger gemacht hat. Sie war immer höflich.«
      »Sie sah nur etwas merkwürdig aus?«
      »Ja, mehr nicht. Ich glaube, sie hat sich auch gegen die Religion gewandt. Zumindest ging sie nicht mehr mit ihren Eltern in die Kirche. Aber Kinder machen so was, nicht wahr?«
      »Ja«, stimmte Annie zu. »Ich habe vorhin mit einem der Feuerwehrleute gesprochen, mit Mr. Whitmore.«
      »Ich kenne George Whitmore. Er war mit meinem Bernard befreundet. Sie haben freitagabends gern Dart im King Billy gespielt.«
      »Er sagte, es habe keine Ermittlung wegen des Feuers gegeben.«
      »Das stimmt. Ich hätte auch nicht gewusst, warum. Darum habe ich mich ja gefragt, was um alles in der Welt Sie hier wollten. Niemand hätte den Walkers etwas antun wollen.«
      »Mr. Whitmore sagte, das Feuer sei vermutlich durch eine Zigarette entstanden, die auf dem Sofa glimmte.«
      »Tja, das war wirklich etwas merkwürdig«, sagte Mrs. Tattersall langsam. »So religiös, wie die waren, haben die Walkers weder geraucht noch getrunken.«
      »Aber ich wette, Ruth schon«, sagte Annie.
     
    Clough sah ein bisschen mitgenommen aus nach der Nacht

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