Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Annie, während sie der Frau zur Haustür und in den Flur folgte.
»Während der Bombenangriffe im Krieg hatte ich mehr Angst. Na ja, da war ich auch noch ein Mädchen. Kommen Sie rein. Setzen Sie sich.«
Annie betrat das Wohnzimmer und setzte sich auf einen mit pflaumenfarbenem Velour bezogenen Sessel. Über dem Kamin hing ein Spiegel mit vergoldetem Rahmen, und der unvermeidliche Fernseher stand in einer Ecke. Am anderen Ende des Wohnzimmers gab es einen Esstisch mit vier dazu passenden Stühlen. Mrs. Tattersall ging in die Küche und kam zurück. »Es dauert nicht lange«, sagte sie und setzte sich auf das Sofa. »Aber Sie haben Recht. Es war eine beängstigende Nacht.«
»Haben Sie die Feuerwehr gerufen?«
»Nein. Das war der Junge der Hennessys von gegenüber. Er kam spät aus einem Club zurück und sah die Flammen und den Rauch. Dann hat er auch bei uns an die Tür geklopft und gesagt, wir sollten so schnell wie möglich das Haus verlassen. Wir, das waren ich und mein Mann Bernard. Er ist letzten Winter gestorben. An Krebs.«
»Tut mir Leid, das zu hören.«
»Ach, machen Sie sich da keine Gedanken. Es war eher ein Segen. Der Krebs saß in seiner Lunge, obwohl Bernard nie geraucht hat. Die Schmerzmittel haben am Ende kaum noch gewirkt.«
Annie schwieg einen Moment. Das schien angebracht nach der Erwähnung des verstorbenen Mr. Tattersall. »Wurde Ihr Haus beschädigt?«
Mrs. Tattersall schüttelte den Kopf. »Wir hatten Glück. Die Wände wurden ziemlich warm, das ja, aber die Feuerwehr spritzte von außen genug Wasser für einen ganzen Swimmingpool drauf. Es war August, wissen Sie, warmes Wetter, und wir hatten ein Fenster aufgelassen, daher lief einiges von dem Wasser hinein und beschädigte die Wände - abblätternde Tapeten, Flecken und so was. Aber nichts Ernstes. Die Versicherung hat dafür gezahlt. Am schlimmsten war es eigentlich für uns, hier wohnen zu müssen, während die Leute, die das Haus nach dem Brand kauften, Tag und Nacht gebohrt und gehämmert haben.«
»Renovierungsarbeiten?«
»Ja.« Der Kessel kochte. Mrs. Tattersall verschwand für ein paar Minuten und kehrte mit einem Teeservice auf einem Tablett zurück, das sie auf den niedrigen Tisch vor dem elektrischen Feuer stellte. »Sie haben mir noch nicht gesagt, warum Sie diese Fragen stellen«, sagte sie.
»Nur eine Routineüberprüfung. Hat eigentlich nichts mit dem Feuer zu tun. Das schien nur der leichteste Einstieg zu sein.«
»Routine? Das sagt ihr im Fernsehen auch immer.«
Annie lachte. »Ist vermutlich das einzig Realistische an den Polizeiserien. Wir sind an Ruth interessiert. Der Tochter.«
»Ist sie in Schwierigkeiten?«
»Soweit ich weiß, nicht. Warum fragen Sie?«
Mrs. Tattersall beugte sich vor und schenkte ein. »Milch und Zucker?«
»Nur Milch, bitte.«
»Sie würden ja wohl kaum zum Vergnügen nach ihr fragen, oder?«
»Es geht hauptsächlich um eine Freundin von ihr«, sagte Annie. Wie die meisten Polizisten gab sie nur ungern selbst dürftigste Informationen preis.
»Damit muss ich mich dann wohl zufrieden geben«, meinte Mrs. Tattersall und reicht Annie Tasse und Untertasse.
»Vielen Dank. Kannten Sie die Walkers gut?«
»Ziemlich gut. Das heißt, so gut man sie kennen konnte.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie waren nicht sehr gesellig, die Walkers.«
»Reserviert? Hochnäsig?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich meine, sie waren durchaus höflich. Ungeheuer höflich. Und hilfsbereit, wenn man etwas brauchte. Sie hatten ja selbst nicht viel, aber sie hätten Ihnen das letzte Hemd gegeben. Sie mischten sich nur nicht unter die Leute.« Sie zögerte, flüsterte dann: »Religiös«, so wie sie Krebs geflüstert hatte.
»Mehr als die meisten?«
»Würde ich sagen. Oh, da war nichts Merkwürdiges dran. Keine dieser abartigen Sekten oder Kirchen, die Bluttransfusionen verbieten oder so. Nur Methodisten. Aber streng gläubig. Gegen die Ladenöffnung am Sonntag, Alkohol, Popmusik und solche Sachen.«
»Welchen Beruf hatte Mr. Walker?«
»Lohnbuchhalter.«
»Hat seine Frau auch gearbeitet?«
»Pauline? Lieber Himmel, nein. Die waren so traditionell, wie man nur sein kann. Sie war Hausfrau.«
»So was gibt es heutzutage kaum mehr.«
Mrs. Tattersall lachte. »Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen. Ich konnte es meistens kaum erwarten, aus dem Haus zu kommen und zur
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