Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Leid tut. Was soll ich sonst noch sagen?«
Annie schüttelte den Kopf. »So geht das nicht, Alan. Wenn ich als deine stellvertretende Ermittlungsleiterin fungieren soll, kann ich nicht die Letzte auf dieser verdammten Welt sein, die von wichtigen Entwicklungen erfährt.«
»Das war keine wichtige Entwicklung. Es war bereits passiert.«
»Hör auf mit der Haarspalterei. Du hast einen Verdächtigen benannt. Du hattest eine Beziehung zu dem Opfer. Das hättest du mir sagen müssen. Es könnte sich auf die Ermittlungen auswirken.«
»Es wirkt sich auf die Ermittlungen aus. Und ich werde es dir erzählen, wenn du mich lässt.«
»Besser spät als nie.«
Banks erzählte ihr von London, von GlamourPuss, Clough, Ruth Walker und Craig Newton - alles, bis auf die Nacht im Hotelzimmer - und von dem, worüber er am Tag zuvor mit Emily beim Lunch gesprochen hatte. Als er fertig war, schien Annie wieder entspannt auf ihrem Stuhl zu sitzen, so wie sie es normalerweise tat.
»Ich habe es dir nicht verheimlicht, Annie«, sagte er. »War einfach nur schlechtes Timing. Ehrlich.«
»Und das ist wirklich alles?«
»Ja. Pfadfinderehrenwort.«
Annie lächelte dünn. »Nächstes Mal, wenn so was passiert, sagst du es mir aber gleich, ja?«
»Versprochen. Verzeihst du mir?«
»Ich arbeite daran. Und wie geht es jetzt weiter?«
»Ich fahre morgen nach London und stelle da ein paar Nachforschungen an.«
»Und ich?«
»Ich möchte, dass du dich hier um alles kümmerst. Ich bin wahrscheinlich nur über das Wochenende weg, aber es gibt eine Menge zu tun. Lass Poster machen, setz dich mit dem Lokalfernsehen in Verbindung, schau zu, ob du die Fernsehleute dazu bringen kannst, die Bevölkerung um Hinweise zu bitten. Von jedem, der Emily zwischen kurz vor drei, als sie den Black Bull verließ, und sieben, als sie sich mit ihren Freunden im Cross Keys traf, gesehen hat. Und sie sollen die Tatsache hervorheben, dass sie viel älter aussah, obwohl sie erst sechzehn war. Männer werden sich mit Sicherheit erinnern, wenn sie Emily gesehen haben. Lass die örtlichen Busse und Taxis überprüfen. Setz Constable Templeton darauf an, eine Befragung von Haus zu Haus rund um den Black Bull durchzuführen. Vielleicht bekommen wir sogar Verstärkung. Wer weiß? Wir könnten Glück haben. Möglicherweise hat jemand gesehen, wie Clough ihr ein Gramm Koks übergab.«
»Klar.«
»Und da ist noch was.«
»Was denn?«
»Ich hatte heute Morgen Besuch von einem Inspector Dalton. Kriminalpolizei Northumbria. Es geht um Charlie Courage. Sieht so aus, als gebe es eine Verbindung zu einem Überfallenen Lieferwagen da oben im Norden. Da du die ersten Ermittlungen in Daleview durchgeführt hast, möchte ich dich bitten, mal kurz mit dem Mann zu reden, bevor du die Akte Sergeant Hatchley übergibst. Vielleicht kann dieser Dalton uns helfen. Er ist im Fox and Hounds abgestiegen. Man weiß ja nie. Wenn du Glück hast, lädt er dich zu einem Bier ein.«
Am Abend warf Banks ein paar Klamotten in seine Reisetasche, zusammen mit Evelyn Waughs Gilbert Pinfolds Höllenfahrt und den Kassetten von Renée Fleming und Captain Beefheart. Er würde sich einen tragbaren CD-Spieler kaufen, beschloss er; allmählich wurde es zu zeitaufwändig und teuer, alles auf Kassette zu überspielen, und die Spieldauer der CDs den auf neunzig oder hundert Minuten beschränkten Kassettenformaten anzupassen, wurde immer schwieriger.
Als er fertig gepackt hatte, rief er Brian an, der beim dritten Klingeln abnahm.
»Hi, Dad. Wie läuft's?«
»Bestens. Hör zu, ich bin dieses Wochenende wieder in deiner Nähe. Bist du zufällig in der Gegend? Ich werde zwar viel zu tun haben, aber wir könnten uns vielleicht zum Lunch oder auf einen Drink treffen.«
»Tut mir Leid«, erwiderte Brian. »Wir haben ein paar Gigs in Southampton.«
»Tja, du kannst deinem Vater nicht vorwerfen, dass er es nicht versucht. Dann vielleicht ein andermal. Pass auf dich auf, und ich hoffe, ihr habt einen Riesenerfolg.«
»Danke. Ach, Dad?«
»Ja?«
»Erinnerst du dich an diesen Typ, nach dem du mich vor einiger Zeit gefragt hast, diesen Exroadie?«
»Barry Clough?«
»Genau den.«
»Was ist mit ihm?«
»Eigentlich nichts, aber ich hab mit einem der Produzenten im Aufnahmestudio gesprochen, einem Mann namens Terry King. Alter Kerl wie du, ist schon ewig dabei, seit der Punkzeit. Du
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