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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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würde ich um nichts in der Welt verpassen wollen.«
      »Gut.«
      »Sie war erst sechzehn, oder?«
      »Stimmt.«
      Tracy zögerte. »Hör mal, Dad ... Ich möchte nur, dass du weißt... Ich meine, ich weiß, dass du dir manchmal um mich Sorgen machst. Mir ist klar, dass Mom und du euch um mich Sorgen gemacht habt, als wir noch zusammenlebten, aber das war wirklich nicht nötig. Ich ... ich meine, ich hab so was nie gemacht.«
      »Das weiß ich.«
      »Nein, Dad. Du weißt es nicht. Du kannst es nicht wissen. Selbst wenn du wusstest, auf welche Anzeichen du achten musst, warst du nie da. Ich will dich nicht damit nerven. Dein Beruf verlangt dir viel ab, und ich weiß, dass du uns geliebt hast, aber du warst einfach nie da. Aber egal, ich sag dir die Wahrheit. Du denkst, ich sei immer das brave Mädchen gewesen, aber das stimmt nicht. Ich hab mal probiert, Marihuana zu rauchen, aber ich mochte das Gefühl nicht. Und einmal hat mir ein Mädchen bei einer Party Ecstasy gegeben. Das mochte ich auch nicht. Mein Herz hat viel zu schnell geschlagen, und ich hab nur geschwitzt und mich gefürchtet. Ich glaube, was Drogen betrifft, bin ich ein Versager.«
      »Das hör ich gerne.« Banks wollte sie fragen, ob sie auch schon mit vierzehn sexuell aktiv gewesen war, fand aber, dass es nicht fair war, seiner Tochter diese Frage zu stellen. Sie würde es ihm von sich aus sagen, wenn und wann sie wollte.
      »Naja«, fuhr Tracy fort, »du hast bestimmt viel zu tun. Und ich bin sicher, wenn jemand ihn schnappt, dann bist du das.«
      Banks lachte. »Vielen Dank für dein Vertrauen. Pass auf dich auf, Liebes. Bis bald.«
      »Wiederhören, Dad.«
      Banks legte den Hörer langsam auf und ließ sich wieder von der Stille umfangen. Er hatte immer dasselbe leere, einsame Gefühl, wenn er mit jemandem telefoniert hatte, den er liebte, als sei die Stille irgendwie aufgeladen mit der Abwesenheit dieses Menschen. Rasch schüttelte er das Gefühl ab. Draußen war es mild genug, und ihm blieb immer noch Zeit, auf seine kleine Terrasse beim Wasserfall zu gehen, eine Zigarette zu rauchen und ein oder zwei Schluck Laphroaig zu trinken.
     
     

* 10
     
    »Barry Clough«, sagte Superintendent Richard »Dirty Dick« Burgess und kaute an einem besonders zähen Stück seines Steaks. »Das ist mal ein interessanter Kerl.«
      Es war Samstagmittag, und Banks und Burgess saßen in einem Pub an der Oxford Street, die Luft um sie herum voller Rauch und Stimmengemurmel. Es war ein milder Tag, viel wärmer als bei Banks' letztem Besuch in London Anfang November. Der Pub war voll mit Leuten, die ihre Weihnachtseinkäufe machten und eine kurze Pause einlegten; ein mutiges Paar saß sogar draußen an einem Tisch. Burgess trank Lager und Lime, aber Banks hatte sich zu seinem Hühnchen nur Kaffee bestellt. Er hatte einen geschäftigen Tag vor sich und musste hellwach bleiben.
      Banks hatte Burgess angerufen, bevor er am Morgen von Eastvale losgefahren war. Wenn jemand Informationen über Clough ausgraben konnte, dann war das Dirty Dick Burgess. Er hatte in letzter Zeit etwas Schwierigkeiten bekommen, weil er die Ermittlung im Mordfall eines jungen Schwarzen verschleppt hatte. Deswegen hatte man ihn zum National Criminal Intelligence Service versetzt, wo er nicht so viel Schaden anrichten konnte. Es schien Burgess überhaupt nicht zu stören, dass man ihn als Rassisten bloßgestellt hatte; er nahm es mit seiner üblichen Sorglosigkeit hin.
      Die beiden kannten sich seit Jahren, und obwohl sie sich in der Gesellschaft des anderen einigermaßen wohl fühlten, bestand ihre Beziehung hauptsächlich aus Gegensätzlichkeiten. Banks hatte nichts für Burgess' stark rechtsgerichtete Einstellung übrig und stimmte genauso wenig mit seinen rassistischen und sexistischen Ansichten überein. Burgess seinerseits hatte Banks einen »Roten« genannt. Ungefähr das Einzige, was sie gemeinsam hatten, war ihre Herkunft aus der Arbeiterschicht. Burgess war, im Gegensatz zu Banks, jedoch ein Arbeiterkind aus der Thatcher-Zeit, der in den Achtzigern zur Polizei gekommen war; jemand, der über seine einfache Herkunft triumphiert hatte, sich dann vor allem materielle Vorteile verschaffte und weder Sympathie noch Solidarität für jene aus seiner Schicht empfand, die seinem Beispiel nicht folgen konnten oder wollten.
      Banks, so hoffte er zumindest, hatte sich das Mitgefühl für seine Mitmenschen bewahrt, besonders für die Unterdrückten und

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