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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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David bekannt für seine provokante Art. Aber so wie Maggie sich momentan fühlte, kam ihr jede Provokation gerade recht.
      Die übrigen Gäste warteten schon im Green Room: der ernste, bärtige Dr. James Bletchley vom Ortskrankenhaus, Detective Constable Kathy Proctor von der Ermittlungsgruppe »Häusliche Gewalt« und Michael Graves, ein ziemlich zauselig wirkender Sozialarbeiter. Maggie wurde klar, dass sie das einzige »Opfer« war. Nun, sei's drum. Sie konnte den anderen erzählen, wie man sich als Zielscheibe fühlte.
      Alle stellten sich vor, dann legte sich ein nervöses Schweigen über den Raum, das nur von einem kurzen Kläffen des Pudels unterbrochen wurde, als der Produzent hereinkam, um zu prüfen, ob alle anwesend und gebrieft waren. In der restlichen Wartezeit unterhielt sich Maggie kurz mit den übrigen Gästen über Belanglosigkeiten und verfolgte das Durcheinander von Leuten, die kamen und gingen und sich draußen in den Gängen Fragen zuriefen. Wie das andere Fernsehstudio, das sie besucht hatte, herrschte auch in diesem unablässig Chaos.
      Im Zimmer hing ein Monitor, so dass sie den Beginn der Sendung verfolgen konnten, das lockere Geplänkel zwischen David und Emma und die Zusammenfassung der wichtigsten Lokalnachrichten vom Tage, unter anderem war ein angesehener Stadtrat gestorben und im Zentrum wurde ein neuer Kreisverkehr geplant. Dann kam ein Beitrag aus der Reihe »Meine Nachbarn sind die Hölle« über die Poplar-Siedlung. In der Werbepause nach dem Pudelzüchter sorgte ein anderer Produktionsassistent dafür, dass alle ihre Plätze auf Sesseln und Sofas einnahmen. Es sollte wie ein kuscheliges, gemütliches Wohnzimmer aussehen, perfekt bis zum falschen Kamin. Der Tonassistent klemmte die Mikros an und verschwand. David Hartford nahm eine Körperhaltung ein, die es ihm erlaubte, die Gäste anzusehen, ohne sich bewegen zu müssen, und trotzdem vorteilhaft eingefangen zu werden.
      Der stumme Countdown lief rückwärts, David Hartford rückte seine Krawatte zurecht und setzte sein Sonntagslächeln auf. Dann ging's los. Aus der Nähe sah Davids Haut wie rosa Plastik aus. Er fühlte sich bestimmt wie eine Puppe an. Sein Haar war auch zu schwarz, um echt zu sein.
      Sobald David das Thema anmoderierte, schaltete er das Lächeln ab und setzte eine ernste, betroffene Miene auf. Er begann mit Kathy, der Polizistin, damit man eine Vorstellung bekam, wie viele Familienstreitigkeiten monatlich gemeldet wurden und wie damit verfahren wurde. Danach war Michael dran, der Sozialarbeiter. Er sprach über Frauenhäuser. Als David das Wort an Maggie richtete, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Er war ein Schönling wie alle Fernsehmoderatoren, nur hatte er etwas an sich, das sie unruhig machte. Er interessierte sich gar nicht für die Probleme und Themen, die besprachen wurden. Ihm ging es einzig und allein darum, daraus etwas Fesselndes zu stricken, in dessen Mittelpunkt er stand. Maggie nahm an, dass das letztendlich Sinn und Zweck von Fernsehen war - die Zuschauer zu fesseln und die Moderatoren dabei gut aussehen zu lassen. Trotzdem nervte es sie.
      Er fragte sie, wann sie erstmals festgestellt habe, dass etwas nicht stimme, und sie schilderte kurz die Symptome, die überzogenen Forderungen, die Wutausbrüche, kleinen Strafmaßnahmen und schließlich die Schläge bis hin zu dem Tag, als Bill ihr den Kiefer gebrochen und zwei Zähne ausgeschlagen hatte, so dass sie eine Woche ins Krankenhaus musste.
      Als Maggie verstummt war, las er die nächste Frage vom Blatt ab: »Warum haben Sie ihn nicht verlassen? Ich meine, Sie haben gerade erzählt, Sie hätten sich diese körperlichen Misshandlungen ... wie lange ... fast zwei Jahre lang gefallen lassen ? Sie sind doch eine intelligente, aufgeweckte Frau. Warum haben Sie ihn nicht einfach sitzen lassen?«
      Während Maggie nach den richtigen Worten suchte, um auszudrücken, warum das nicht so einfach war, mischte sich der Sozialarbeiter ein und erklärte, wie schnell Frauen in den Teufelskreis der Gewalt gerieten und dass es oft die Scham war, die sie davon abhielt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Schließlich fand Maggie ihre Stimme wieder.
      »Sie haben Recht«, sagte sie zu David. »Ich hätte ihn verlassen können. Wie Sie sagen, ich bin eine intelligente, aufgeweckte Frau. Ich habe einen tollen Beruf, gute Freunde, eine Familie, die mich unterstützt. Ich nehme an, dass ich zum einen gedacht habe, es würde irgendwann aufhören,

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