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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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fehlenden Stücke dazu.«
      »Kann sein.« Annie dachte an ihr eigenes Martyrium, an die Vergewaltigung durch drei Kollegen nach der Feier ihrer bestandenen Prüfung zum Sergeant. Damals hätte sie schwören können, dass sie sich an jedes Grunzen und Stöhnen, jeden perversen Gesichtsausdruck, an jede Berührung würde erinnern können - des einen, dem es schließlich gelungen war, in sie einzudringen, während die anderen sie festhielten. Dass sie nicht vergessen würde, wie er sich gegen ihren Widerstand in sie schob, ihre Klamotten zerriss, dass sie später jeden Schweißtropfen wüsste, der von seinem Gesicht auf ihre Haut getropft war. Aber sie stellte überrascht fest, dass vieles verblasst war, und schließlich war es kein Ereignis, das man unbedingt jede Nacht neu durchleben wollte. Vielleicht war sie stärker, als sie dachte, oder sie verdrängte es, wie ihr mal einer gesagt hatte. Sperrte Schmerz und Demütigung aus.
      »Sie haben es sich also anders überlegt mit Ihrer Aussage?«, fragte Annie. Sie saßen so weit abseits, dass man ihre leise Unterhaltung nicht belauschen konnte. Nicht dass die anderen Gäste aussahen, als wollten sie mithören; es waren ausschließlich Familien, die sich lautstark unterhielten und lachten und versuchten, ihre abenteuerlustigen Kinder nicht aus den Augen zu verlieren.
      »Ich hab nicht gelogen«, sagte Janet. »Das sollen Sie zuallererst wissen.«
      »Das weiß ich.«
      »Ich war nur durcheinander, mehr nicht. Meine Erinnerung an die Nacht ist ein bisschen verschwommen.«
      »Verständlich. Aber Sie können sich jetzt erinnern, wie oft Sie ihn geschlagen haben?«
      »Nein. Ich sage nur, dass es öfter gewesen sein kann, als ich dachte.«
      Das Essen kam. Janet legte los, als hätte sie seit einer Woche nichts gegessen, was wahrscheinlich sogar stimmte. An-nie stocherte in ihrem Essen herum. Die Quiche war trocken und der Salat langweilig, aber das war in einem Restaurant nicht anders zu erwarten, dessen Klientel hauptsächlich aus Fleischessern bestand. Wenigstens konnte sie die Aussicht genießen. Hoch oben malte ein Flugzeug eine Acht aus Kondensstreifen in den Himmel.
      »Janet«, fuhr Annie fort. »Was wollen Sie an Ihrer Aussage ändern?«
      »Also, tja, ich hab doch gesagt, dass ich ihn nur-wie oft? - zwei- oder dreimal geschlagen habe?«
      »Viermal.«
      »Egal. Und bei der Obduktion kam doch heraus, dass es ... wie viele?«
      »Neun Schläge.«
      »Genau.«
      »Können Sie sich erinnern, dass Sie ihn neunmal geschlagen haben?«
      »Nein. Das habe ich nicht gesagt.« Janet schnitt ein Stück Lamm ab und kaute eine Weile darauf herum.
      Annie aß ihren Salat. »Was wollen Sie denn sagen, Janet?«
      »Nur, dass ich wohl, na ja, ausgeflippt bin, mehr nicht.«
      »Sie berufen sich auf verminderte Zurechnungsfähigkeit?«
      »Nicht so. Ich meine, ich wusste, was los war, aber ich hatte Angst und hab mir Sorgen um Dennis gemachtt - deshalb hab ich einfach ... keine Ahnung, vielleicht hätte ich eher aufhören sollen, nachdem ich ihn an das Rohr gefesselt hatte.«
      »Sie haben ihn danach noch geschlagen?«
      »Glaub schon. Ein- oder zweimal.«
      »Und daran können Sie sich erinnern?«
      »Ich kann mich erinnern, dass ich ihn geschlagen hab, nachdem ich ihn gefesselt hatte, ja. Ich dachte, der hier ist für Dennis, du Schwein. Ich weiß nur nicht mehr, wie oft.«
      »Ihnen ist klar, dass Sie aufs Revier kommen und Ihre Aussage revidieren müssen, oder? Ich meine, es ist in Ordnung, dass Sie es mir hier erzählen, jetzt, einfach so, aber es muss offiziell aufgenommen werden.«
      Janet hob eine Augenbraue. »Sicher weiß ich das. Ich bin immer noch Bulle, oder? Ich wollte nur ... also ...« Sie schaute ins Tal.
      Annie glaubte zu verstehen: Es war Janet zu peinlich, es auszusprechen. Sie wollte Gesellschaft. Sie wollte, dass jemand wenigstens versuchte, sie an einem wunderbaren Tag in einer herrlichen Umgebung zu verstehen, bevor der Affenzirkus richtig losging, der wohl in nächster Zeit ihr Leben bestimmen würde.
     
    Jenny Füller und Banks aßen im weniger exotischen Queen's Arms zu Mittag. Der Laden platzte fast aus allen Nähten vor sonntäglichen Touristen. Die beiden hatten noch gerade einen kleinen Tisch ergattern können - er war so klein, dass kaum genug Platz für zwei Rinderbraten mit Yorkshire Pudding und für die Gläser war -, ehe es um zwei Uhr nichts mehr zu essen gab. Jenny

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