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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Lichter sich nicht drehten, wenn die Musik nicht laut war, wenn nicht der Geruch von Röstzwiebeln und Zuckerwatte in der Nachtluft lag und sich in die aggressive Atmosphäre mischte. Denn wenn man Streit suchte oder eine Rechnung begleichen wollte, dann ging man auf die Kirmes. Man konnte immer schon vorhersehen, wenn irgendwo etwas im Busch war. Erst drohende Blicke, Geflüster, Rempeleien, dann rannte jemand los, die anderen hinterher, Handgemenge, unterdrückte Schreie. Die Kirmesleute waren immer außen vor oder standen buchstäblich darüber auf den Sprossen der Karussells. Auch wenn sie sich noch so schnell drehten, sammelten die Männer die Fahrchips ein und beeindruckten die Mädchen mit ihrer waghalsigen Lässigkeit.
      Und die Mädchen ... nun, die Mädchen hatten auf der Kirmes ihren großen Auftritt: Kaugummi, Minirock und Lidschatten. Ins Bett bekam Banks keine, aber manchmal ergatterte er einen Kuss. An jenem Abend war es Sylvia Nixon, eine hübsche kleine Blondine von der Mädchenschule unten an der Straße. Den ganzen Abend schon hatten sie sich an der Raupe scheue Blicke zugeworfen, hatten zugesehen, wie die Fahrenden sich kreischend festhielten. Sylvia war mit ihrer stillen Freundin June da, das war das Problem. Aber Graham war so nett, sich der Freundin anzunehmen. Schon bald steuerte Banks mit Sylvia auf die Raupe zu; voll süßer Vorfreude auf den Moment, wenn das Verdeck sich über ihnen schloss.
      Aber später geschah etwas Sonderbares.
      Banks wollte den Mädchen vorschlagen, am nächsten Tag mit ihnen in den Park zu gehen, wenn das Wetter gut war. Dort gab es geschützte, verborgene Ecken, wo man im Gras liegen oder sich an einen Baum lehnen und knutschen konnte. Fast hatte er die beiden überredet, er musste nur noch den letzten, vorgeschobenen Widerstand überwinden, da sagte Graham: »Tut mir Leid, aber ich kann morgen nicht.« Als Banks ihn nach dem Grund fragte, grinste Graham nur und sagte ausweichend: »Ich hab was anderes vor.« Die Mädchen waren enttäuscht, und Banks bot sich nie wieder die Gelegenheit, mit Sylvia Nixon auszugehen.
      An dem Abend gab es am Autoscooter eine Schlägerei. Zwei ältere Männer machten ihr ein Ende. Aber abgesehen von Sylvias Kuss in der Raupe und Grahams schwacher Ausrede für das Treffen am nächsten Tag war Banks am stärksten in Erinnerung geblieben, dass Graham alles bezahlt hatte. Alles. Außerdem hatte er Benson & Hedges dabei: Zehnerpack, King Size, in der goldenen Schachtel.
      Banks fuhr bei der Abfahrt Peterborough von der A1. Er zerbrach sich den Kopf, ob er Graham jemals gefragt hatte, woher all das Geld käme, vermutete aber, es unterlassen zu haben. Vielleicht hatte er es gar nicht wissen wollen. Kinder sind egoistisch, und solange sie ihren Spaß haben, wollen sie gar nicht wissen, wem sie den Spaß zu verdanken haben oder auf welche Kosten sie sich amüsieren. Dennoch: Es gab nicht viele Möglichkeiten für einen Jungen in Grahams Alter, so viel Geld in die Hände zu bekommen. Das Zeitungsaustragen brachte nicht genug ein, ein gelegentlicher Griff in die Kasse schon. Oder stahl er seiner Mutter das Geld aus dem Portemonnaie?
      Damals war das ziemlich egal, solange Geld vorhanden war. Dass Graham großzügig war, verstand sich von selbst. Doch was hatte er dafür tun müssen ? Wer hatte ihm das Geld gegeben?
      Jetzt fragte sich Banks, was Graham an jenem Sonntag vorhatte, das so viel wichtiger gewesen war, als im Park mit Sylvia Nixons Freundin June zu knutschen. Und ihm fielen andere Situationen ein, wenn Graham einfach nicht aufzufinden gewesen war. Ohne Begründung, ohne Entschuldigung, ohne Erklärung.
     
    Bei der Befragung von Liz Palmer begann Annies Gesicht langsam zu schmerzen. Zuvor hatte sie zwei Paracetamol genommen, aber die Wirkung ließ langsam nach. Sie schluckte noch einmal zwei und drückte mit der Zunge gegen einen lockeren Zahn. Toll. Das war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, ein Besuch beim Zahnarzt. Armitage, dieses Schwein. Sein teurer Anwalt war im Handumdrehen auf dem Revier aufgekreuzt. Kaum hatte der wachhabende Beamte das Schriftstück aufgesetzt, das Armitage Widerstand gegen die Staatsgewalt vorwarf, bekam Armitage die Auflage, am nächsten Tag vor dem Richter zu erscheinen, und wurde entlassen. Es hätte Annie gefreut, wenn man ihn wenigstens über Nacht in der Zelle hätte schmoren lassen, aber Fehlanzeige. Wahrscheinlich würde er noch freigesprochen werden. Leuten wie ihm

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