Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
der Erkennungsdienst in der Wohnung sein. Dann sprechen wir mit dem Chef und hören uns an, was Ryan zu erzählen hatte.«
»In Ordnung, Ma'am«, sagte Templeton.
»Und sag verdammt noch mal nicht Ma'am zu mir«, fügte Annie hinzu.
Liz stand auf. »Das können Sie nicht machen! Sie können mich nicht hier behalten.«
»Und ob«, sagte Annie.
Banks klopfte an die Tür seines Elternhauses und trat ein. Es war früher Abend, er hatte noch genug Zeit vor seiner Verabredung mit Michelle um neun Uhr. Seine Eltern hatten gerade abgewaschen und machten es sich gemütlich zur Coro-nation Street, genau wie vor all den Jahren an dem Abend, als die Polizei klingelte und nach Graham fragte, der Abend, als Joey davongeflogen war.
»Schon gut, bleib sitzen«, sagte Banks zu seiner Mutter. »Ich bin nicht lange da. Muss noch weg. Bin nur vorbeigekommen, um die Reisetasche abzustellen.«
»Aber du trinkst doch eine Tasse Tee mit, mein Junge, nicht wahr?«, beharrte seine Mutter.
»Vielleicht will er lieber was Stärkeres«, schlug sein Vater vor.
»Nein, danke, Dad«, entgegnete Banks. »Tee ist in Ordnung.«
»Wie du willst«, sagte Arthur Banks. »Die Sonne hat sich schon geneigt. Ich nehm 'ne Flasche Bier, wo du gerade stehst, Liebes.«
Ida Banks verschwand in der Küche und ließ Banks und seinen Vater in unbehaglichem Schweigen zurück.
»Geht's voran?«, fragte der alte Banks schließlich.
»Womit?«
»Mit dieser Ermittlung. Graham Marshall.«
»Nicht richtig«, sagte Banks.
»Bist du deshalb wieder hier?«
»Nein«, log Banks. »Ist ja gar nicht mein Fall. Morgen ist die Beerdigung.«
Arthur Banks nickte.
Die Mutter steckte den Kopf aus der Küche. »Ich wusste doch, dass ich dir was erzählen wollte, Alan. Momentan hab ich ein Gedächtnis wie ein Sieb. Gestern hab ich mich mit Elsie Grenfell unterhalten, und sie meinte, ihr David würde morgen zur Beerdigung kommen. Und der kleine Major ist angeblich auch da. Ist das nicht toll, wenn du die ganzen Freunde von damals wiedersiehst?«
»Ja«, sagte Banks und lächelte vor sich hin. Es gab Dinge, die veränderten sich nie - so wie das Ritual mit Coronation Street (Gott sei Dank dauerte es noch zehn Minuten, bis die Sendung begann). Paul Major war für Ida Banks immer der »kleine Major« gewesen, auch wenn sie ganz genau wusste, wie er mit Vornamen hieß. Es war ein wenig herablassend. Banks verstand das nicht. Von all den Jungen war Paul Major der bravste gewesen, derjenige, der am ehesten Steuerberater oder Bänker geworden wäre.
»Was ist mit Steve?«, fragte Banks. »Steve Hill?«
»Von dem hab ich seit Jahren nichts mehr gehört«, sagte Ida Banks und verschwand wieder in der Küche.
Das war nicht verwunderlich. Die Hills waren vor langer Zeit fortgezogen, als Steves Vater nach Northumberland versetzt wurde. Banks hatte sie aus den Augen verloren und wusste nicht, wo sie inzwischen lebten. Vielleicht hatte Steve nicht mal gehört, dass Grahams Knochen gefunden worden waren.
»Ich nehm an, aus der Sache, über die wir uns letztens im Coach unterhalten haben, ist nichts weiter geworden, oder?«, fragte Arthur Banks.
»Das mit Mr. Marshall und den Krays? Wahrscheinlich nicht. Aber es war eine wichtige Hintergrundinformation.«
Arthur Banks hustete. »Hatten mindestens die Hälfte der Londoner Polizei in der Tasche damals, die Krays.«
»Hab ich auch gehört.«
Mrs. Banks kehrte mit einer Tasse Tee und einer Flasche Bier für ihren Mann auf einem Tablett mit Rosenmuster zurück. »Unser Roy hat heute Nachmittag angerufen«, verkündete sie strahlend. »Ich soll euch schöne Grüße ausrichten.«
»Wie geht's ihm?«, fragte Banks.
»Blendend, hat er gesagt. Er hat geschäftlich in Amerika zu tun und wollte uns bloß Bescheid sagen, dass er ein paar Tage unterwegs ist, damit wir uns keine Sorgen machen und so.«
»Oh, wie rücksichtsvoll«, sagte Banks, der zum großen Verdruss seiner Mutter niemals mehrere Tage geschäftlich unterwegs war. Griechenland zählte nicht. Es war typisch Roy, der Mutter beiläufig mitzuteilen, was für ein großartiges Leben er führte. Banks wollte gar nicht wissen, welch dubiosen Geschäften Roy in Amerika nachging. Interessierte ihn nicht.
»Letztens war im Fernsehen eine Sendung über diesen Korruptionsskandal bei der Polizei vor ein paar Jahren«, sagte Banks' Vater. »Interessant, was
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