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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ziemlicher Sicherheit nicht wieder zusammen arbeiten müssen. Aber würden sie sich wiedersehen? Das war die große Frage. Sie wohnten weit auseinander. Vielleicht war es auch närrisch von ihr, eine Beziehung überhaupt in Erwägung zu ziehen oder anzustreben. Vielleicht war es ein One-Night-Stand gewesen, und Banks hatte bereits eine Freundin in Eastvale.
      Michelle verdrängte ihre Erinnerungen an die vergangene Nacht und machte sich an die Arbeit. Vor der Beerdigung von Graham Marshall am Nachmittag hatte sie noch einiges zu erledigen, unter anderem wollte sie die Frau von Jet Harris ausfindig machen und Dr. Cooper anrufen. Doch bevor sie loslegen konnte, klingelte das Telefon, und Dr. Cooper meldete sich selbst.
      »Dr. Cooper, ich wollte Sie heute noch anrufen«, sagte Michelle. »Gibt's was Neues?«
      »Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber ich hab Ihnen ja gesagt, dass Dr. Hilary Wendell schwer in die Finger zu bekommen ist.«
      »Haben Sie was?«
      »Hilary hat was gefunden. Er ist sich zwar nicht hundertprozentig sicher und würde deshalb lieber keine offizielle Aussage machen, wenn es vor Gericht käme.«
      »Wird es kaum«, erwiderte Michelle, »aber die Information könnte mir weiterhelfen.«
      »Nun, nach gründlicher Vermessung der Kerbe an der Unterseite der Rippe hat er verschiedene Theorien aufgestellt. Er ist sich ziemlich sicher, dass es ein Messer aus der Armee war. Er wettet auf ein Fairbairn-Sykes.«
      »Was ist das?«
      »Ein britisches Kampfmesser von 1940. 17,8 Zentimeter lange, zweischneidige Klinge, Stilettspitze.«
      »Ein Kampfmesser?«
      »Ja. Hilft Ihnen das weiter?«
      »Möglicherweise«, sagte Michelle. »Vielen Dank.«
      »Gern geschehen.«
      »Und richten Sie Dr. Wendell bitte meinen Dank aus.«
      »Mache ich.«
      Ein Kampfmesser. 1965 lag das Kriegsende erst zwanzig Jahre zurück. Viele Männer Anfang vierzig hatten mitgekämpft und besaßen ein solches Messer. Die größten Sorgen machte sich Michelle, weil sie nur einen Menschen kannte, der beim Royal Naval Commando gedient hatte: Jet Harris. Er war mit einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden.
      Sie bekam eine Gänsehaut: Jet Harris, der Mörder, leitet die Ermittlung bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Irre, lenkt von Bradford ab, vielleicht wegen Fiorino, lenkt von sich selbst ab. Mit dieser Theorie konnte sie kaum zu Shaw gehen, auch zu sonst niemandem in Peterborough.
      Harris war ein Held. Michelle brauchte unumstößliche Beweise, wenn sie auch nur andeuten wollte, dass Jet Harris ein Mörder war.
      Nach einer guten Stunde steckte Banks den Kopf aus dem Vernehmungsraum. Er überzeugte sich, dass Shaw nicht in der Nähe war, dann kam er mit einem der Alben zu Michelle.
      »Ich glaube, das ist er«, sagte Banks.
      Michelle betrachtete das Foto. Der Mann war Ende zwanzig, hatte mittellanges, ungepflegtes braunes Haar. Er war untersetzt und hatte Schweinsäuglein und eine Stupsnase. Sein Name war Des Wayman, und aus seiner Akte ging hervor, dass er seit der ersten Jugendstrafe wegen Autodiebstahls immer wieder vor Gericht gestanden hatte, später wegen Ruhestörung und schwerer Körperverletzung. Seine jüngste Haftstrafe lag etwas mehr als anderthalb Jahre zurück, milde neun Monate wegen Handels mit Hehlerware.
      »Und nun?«, fragte Banks.
      »Ich werd mich mal mit ihm unterhalten.«
      »Soll ich mitkommen?«
      »Nein. Ich glaube, es läuft besser, wenn ich ihn befrage, ohne dass du dabei bist. Könnte ja immerhin zu einer Gegenüberstellung kommen. Wenn Anklage erhoben wird, will ich sichergehen, dass alles nach Vorschrift gelaufen ist.«
      »In Ordnung«, sagte Banks. »Aber der sieht aus, als wäre er ein übler Zeitgenosse.« Banks rieb sich das Kinn. »Fühlt sich auch so an.«
      Michelle klopfte sich mit dem Stift auf die Lippen und blickte zur anderen Seite des Büros, wo Collins mit aufgerollten Hemdsärmeln telefonierte und etwas in einem Block notierte. Noch hatte sie ihm nichts von ihren Spekulationen über Shaw erzählt. Konnte sie ihm vertrauen? Er war nicht viel länger hier als sie, das sprach für ihn. Und sie hatte ihn nie mit Shaw oder jemand anderem von der alten Garde herumsitzen sehen, noch ein Punkt für ihn. Schließlich fand Michelle, irgendjemandem müsse sie schon vertrauen, also entschied sie sich für Collins.
      »Ich nehme Constable Collins mit«, sagte sie und senkte dann die

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