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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Boden tropfte.
      Michelle schaute sich um, entdeckte aber keine Fläche, auf die sie sich setzen wollte. Sie blieb am Fenster stehen. »Erstens: Nennen Sie mich nicht Schätzchen«, sagte sie. »Und zweitens: Sie sitzen in der Patsche, Des.«
      »Ist das was Neues? Ihr versucht doch ständig, mir was anzuhängen.«
      »Hier wird Ihnen nichts angehängt«, sagte Michelle. Sie wusste, dass Collins sie aufmerksam beobachtete. Während der Fahrt hatte sie ihm nicht viel erklärt; sie hatte ihn lediglich angewiesen, sich keine Notizen zu machen. Er hatte keine Ahnung, um was es ging oder was Wayman mit Graham Marshall zu tun hatte. »Die Sache ist eindeutig.«
      Wayman verschränkte die Arme. »Dann sagen Sie mir, was ich Ihrer Meinung nach getan habe.«
      »Gestern Abend gegen fünf vor elf haben Sie und ein Komplize einen Mann unten am Fluss angegriffen.«
      »Nichts hab ich getan!«, sagte Wayman.
      »Des«, sagte Michelle und beugte sich vor. »Der Mann hat Sie gesehen. Er hat Sie in unserem Archiv erkannt.«
      Wayman hielt kurz inne. Er runzelte die Stirn. Man konnte fast sehen, wie sich die Rädchen in seinem hohlen Kopf auf der Suche nach einer Ausrede drehten. »Da muss er sich irren«, sagte er. »Aussage gegen Aussage.«
      Michelle lachte. »Was Besseres fällt Ihnen nicht ein?«
      »Aussage gegen Aussage.«
      »Wo sind Sie gestern Abend gewesen?«
      »Zufälligerweise hab ich mir im Pig and Whistle ein paar Bier gegönnt.«
      »Hat Sie da jemand gesehen?«
      »Alle möglichen Leute. Es war super voll.«
      »Der Pub ist nicht weit entfernt von der Stelle, wo der Mann überfallen wurde«, sagte Michelle. »Wann sind Sie gegangen?«
      »Keine Ahnung. Zum Schluss.«
      »Und Sie sind nicht vielleicht ein paar Minuten vorher rausgeschlichen und zur letzten Runde wiedergekommen?«
      »Um gute Zeit zum Trinken zu verschwenden? Warum sollte ich das tun?«
      »Das versuche ich ja gerade herauszufinden.«
      »Ich doch nicht, Miss.«
      »Zeigen Sie mir Ihre Hände, Des.«
      Wayman streckte die Hände aus, die Innenflächen nach oben.
      »Umdrehen.«
      Wayman gehorchte.
      »Wo haben Sie sich diesen Knöchel abgeschabt?«
      »Weiß ich nicht«, erwiderte Wayman. »Muss an einer Wand entlanggeschrammt sein oder so.«
      »Und Ihr Ring«, fuhr Michelle fort. »Der ist bestimmt scharf. Scharf genug, um jemanden zu verletzen. Ich wette, daran finden wir Blutspuren. Genug, um Ihr Opfer zu identifizieren.«
      Wayman zündete sich eine Zigarette an und schwieg. Trotz des offenen Fensters war der Raum schnell voller Rauch. »Gut«, sagte Michelle. »Ich habe Ihre Ausreden satt. Collins, wir nehmen Mr. Wayman mit zum Präsidium und bereiten eine Gegenüberstellung vor. Das dürfte die Sache endgültig klären.«
      Collins machte einen Schritt auf Wayman zu.
      »Moment mal«, sagte Wayman. »Ich komm nicht mit zum Präsidium. Ich bin verabredet. Ich werde erwartet.«
      »In Ihrer Stammkneipe, ich weiß. Aber wenn Sie heute Mittag oder in den nächsten Tagen ein schönes Bier genießen wollen, dann sagen Sie uns jetzt besser, was wir wissen wollen.«
      »Hab ich Ihnen doch schon gesagt. Ich hab nichts getan.«
      »Und ich habe Ihnen gesagt, dass Sie identifiziert worden sind. Hören Sie auf zu lügen, Des. Tun Sie sich den Gefallen. Denken Sie an das schöne durstlöschende Bier, das auf der Theke im Lord Nelson steht und nur auf Sie wartet.« Michelle ließ ihre Worte sacken. Sie hätte selbst ein Pint gebrauchen können, obwohl sie selten Bier trank. Die Luft war zu schwer zum Atmen, sie wusste nicht, ob sie es noch lange aushalten würde. Eine letzte Karte konnte sie noch ausspielen. Wenn das nicht klappte, würde sie Wayman mitnehmen. »Sie haben leider Pech, Des«, sagte sie, »denn der Mann, den Sie angegriffen haben ...«
      »Was ist mit dem?«
      »Er ist Bulle. Einer von uns.«
      »Hören Sie auf! Das ist doch Blödsinn. Eine Finte.«
      »Nein. Es stimmt. Was haben Sie eben noch mal gesagt? Aussage gegen Aussage? Was glauben Sie, wem der Richter eher glaubt, Des?«
      »Mir hat keiner gesagt...«
      »Was hat Ihnen keiner gesagt?«
      »Schnauze! Ich muss nachdenken.«
      »Dafür haben Sie nicht mehr viel Zeit. Angriff auf einen Polizeibeamten. Das ist ein schwerer Vorwurf. Das gibt mehr als neun Monate.«
      Wayman ließ die Zigarettenkippe in die leere Bierdose fallen, warf sie auf den Boden und riss die

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