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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Stimme. »Hör mal, ich würde gerne ein paar Sachen mit dir besprechen, aber nicht hier.«
      »Heute Nachmittag nach der Beerdigung?«
      »Gut«, sagte Michelle und schrieb die Adresse von Des Wayman in ihr Notizbuch. »Bis dahin weiß ich schon mehr über Mr. Waymans Treiben. Ach, rat mal, wo er wohnt!«
      »Wo denn ?«
      »In der Hazel-Siedlung.«
     
    Am Morgen brütete Annie in ihrem Büro über den Notizbüchern und Dateien von Luke Armitage. Es ging ihr ein wenig besser, auch wenn sie nicht viel geschlafen hatte. Irgendwann hatten die Schmerztabletten gewirkt. Aufgewacht war sie um halb acht. Sie war eingeschlafen, noch bevor sie die zweite Kassette von Doktor Schiwago hatte einschieben können. Ihr Kiefer pochte zwar noch, aber es tat nicht annähernd so weh wie am Vortag.
      Was sie an Lukes Aufzeichnungen besonders faszinierend fand, war die Erotik, die sich zunehmend in vage Anspielungen auf mythische Figuren wie Persephone, Psyche und Ophelia schlich. Ach nein, Ophelia war keine mythische Gestalt, sie war die Geliebte Hamlets, die durch Hamlets Ablehnung wahnsinnig wird. Annie hatte das Drama in der Schule gelesen, aber damals war es ihr zu lang und überladen erschienen. Inzwischen hatte sie verschiedene Filmversionen gesehen, unter anderem die mit Mel Gibson als Hamlet und eine andere mit Marianne Faithfull als Ophelia. Vor Annies innerem Auge erschien das Bild von Ophelia, die inmitten von Blumen einen Fluss hinuntertreibt. Hatte Luke Schuldgefühle, weil er jemanden abgewiesen hatte? War er von einer verschmähten Frau aus Rache getötet worden? Und wer sollte das sein? Liz Palmer, Lauren Anderson, Rose Bar-low?
      Natürlich konnten die wiederholten Anspielungen auf »süße weiße Brüste«, »blasse Wangen« und »weiche Schenkel« in Lukes Lied- und Gedichtfragmenten reines jugendliches Wunschdenken sein. Luke hatte eine romantische Fantasie, und wenn man Banks glauben durfte, dachten Jungen in dem Alter an nichts anderes als Sex. Dennoch konnten es Anspielungen auf eine sexuelle Beziehung sein. Liz Palmer war eine mögliche Kandidatin, auch wenn sie es leugnete. Und Annie durfte Rose Barlows Behauptung nicht vernachlässigen, zwischen Luke und Lauren Anderson sei etwas gelaufen. Rose war nicht glaubwürdig, aber ein erneutes Gespräch mit Lauren könnte sich lohnen, falls Annie mit Liz und Ryan nicht weiterkam. Rose war mit Luke befreundet gewesen und hatte sich, auch wenn nicht mehr dahinter steckte, zweifellos gedemütigt gefühlt, als er mehr Zeit mit Liz oder Lauren verbrachte. Oder gab es noch jemanden, den Annie übersah, eine Verbindung, die ihr entging? Sosehr sie sich auch bemühte, sie fand keinen Anhaltspunkt.
      Gerade als sie Lukes Computer ausschalten wollte, klingelte das Telefon.
      »Annie, hier ist Stefan Nowak. Freuen Sie sich nicht zu früh, aber ich habe vielleicht eine gute Nachricht für Sie.«
      »Erzählen Sie! Im Moment könnte ich eine gute Nachricht gebrauchen.«
      »Das Labor hat den Vergleich Ihrer DNA-Proben mit dem Blut auf der Trockenmauer noch nicht abgeschlossen, in der Hinsicht kann ich Ihnen also nichts sagen, aber meine Mannschaft hat tatsächlich Blut in der Wohnung gefunden.«
      »In Liz Palmers Wohnung?«
      »Ja.«
      »Wie viel?«
      »Nur eine geringe Menge.«
      »Wo?«
      »Das erraten Sie nicht. Unter dem Waschbecken im Bad.«
      »Als hätte sich jemand dran festgehalten?«
      »Ja, kann sein. Aber es ist kein Fingerabdruck oder so, sondern nur ein kleiner Blutstropfen.«
      »Reicht er für eine Analyse?«
      »Oh ja. Wir sitzen schon dran. Bisher hat mir das Labor nur sagen können, dass das Blut mit der Blutgruppe von Luke Armitage übereinstimmt, aber nicht mit der von Liz Palmer und Ryan Milne.«
      »Das ist ja super, Stefan! Verstehen Sie? Das heißt, Luke Armitage hat in Liz Palmers Wohnung geblutet.«
      »Kann sein. Aber es steht nicht dabei, wann das war.«
      »Momentan nehme ich alles, was ich kriegen kann. Damit habe ich bei der nächsten Vernehmung ein bisschen mehr in der Hand.«
      »Da ist noch was.«
      »Hm?«
      »Ich hab gerade mit Dr. Glendenning gesprochen, und er hat mir gesagt, die Tox von Luke weist einen ungewöhnlich hohen Diazepamwert auf.«
      »Diazepam? Das ist doch Valium, oder?«
      »Das ist einer der Handelsnamen. Es gibt viele. Wichtig ist aber, dass es größtenteils unverdaut ist.«
      »Also ist er gestorben, kurz nachdem er es eingenommen hat,

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