Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
der Theke kam hinzu.
»Zeigst du dem jungen Mann bitte das Einzelzimmer? Nummer sechs.«
Rachel, ein hübsches Mädchen mit blondem Haar und einer Haut wie Milch und Honig, errötete und sagte: »Natürlich, Mr. Ridley« und an Mark gewandt: »Kommen Sie.«
Mark folgte ihr die enge, knarzende Treppe hinauf. Oben angekommen, öffnete sie eine schwere Tür. Das Zimmer war großartig, fand Mark. Mit offenem Mund stand er auf der Schwelle. Rachel erwartete offenbar, dass er sich umsah und etwas sagte.
»Wie viel kostet es?«, brachte er hervor.
»Achtundzwanzig Pfund mit Frühstück«, antwortete sie. »Frühstück ist unten zwischen acht und neun. Nehmen Sie es?«
»Ja«, antwortete Mark und griff in die Tasche.
»Morgen, Schlaumeier«, sagte Rachel. »Man zahlt bei der Abreise.«
»Ah, so.« Mark staunte, dass man ihm vertraute und nicht annahm, er würde ohne zu zahlen abhauen.
Rachel gab ihm den Schlüssel und erklärte, wie die Schlösser funktionierten. Er sollte auf jeden Fall darauf achten, vor der Sperrstunde zurück zu sein. Mark nahm nicht an, dass er noch rausgehen würde, kein Problem also.
»Wo ist Ihr Rucksack?«, fragte sie.
»Hab keinen«, gab er zu.
Sie sah ihn an, als halte sie ihn für geistesgestört, zuckte mit den Schultern und ging.
Es war das schönste Zimmer, in dem Mark je in seinem ganzen Leben gewesen war. Es war nicht besonders groß, aber das machte nichts, er brauchte nicht viel Platz. Die Tapete hatte ein hübsches Blumenmuster, es roch nach Zitronen und Kräutern. Das Bett war stabil, es gab eine Frisierkommode und Schubladen für Kleidung oder andere Sachen. Außerdem einen Fernseher und einen elektrischen Wasserkessel, um sich Tee oder Kaffee zu brühen. Aber das Beste war das Badezimmer.
Es war nicht einfach gewesen, auf dem Boot ohne fließendes Wasser zurechtzukommen. Einmal wöchentlich gingen Mark und Tina in die Badeanstalt von Eastvale, sonst begnügten sie sich mit einer Katzenwäsche. In einem Secondhandladen hatte Mark einen Eimer und eine große Keramikschüssel aufgetrieben. Meistens lief er die halbe Meile gen Westen am Kanalufer entlang zu den Wasserhähnen, die die Tourismusbehörde für Bootsfahrer, Camper und Wanderer installiert hatte. Dort holte er frisches Wasser, trug es zum Boot und machte es auf dem Ofen warm. Es war umständlich, aber besser, als schmutzig zu sein.
Und jetzt hatte er ein ganzes Badezimmer für sich allein, mit Seife, Shampoo und Handtüchern! Zuerst stellte er den Fernseher an. Ihm war egal, was lief, er wollte nur Stimmen hören. Dann ließ er sich ein heißes Bad einlaufen und machte sich eine Tasse Tee. Er nahm die Tasse mit ins Badezimmer, legte sich in die Wanne und zündete sich eine Zigarette an. Es war herrlich. Durch die angelehnte Tür hörte er Emmerdale im Fernsehen. Er lehnte sich zurück und genoss die dampfende Wärme. So musste es sich anfühlen, normal zu sein, dachte er. Wenn Tina nur bei ihm hätte sein können! Sicher, für sie wäre es nichts Besonderes gewesen, da sie mit all dem Luxus aufgewachsen war, aber trotzdem hätte sie es toll gefunden.
Am liebsten wäre er ewig so liegen geblieben, im warmen Wasser und aufsteigenden Dampf, von nebenan die tröstlichen Stimmen aus dem Fernsehen, aber das ging nicht. Morgen würde er sich überlegen müssen, wie er nach Scarborough kommen und Arbeit finden wollte. Clives Geld würde nicht lange reichen, schon gar nicht, wenn er jede Nacht so viel für ein Zimmer bezahlen musste. Möglicherweise würde er in Scarborough etwas Billigeres finden.
Vielleicht sogar eine kleine Wohnung. Dann würde er sein Leben wieder in Ordnung bringen.
Um halb sieben hatte Banks das Gefühl, durchaus ein Bier vertragen zu können, aber wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er nicht die Gesellschaft von Maria Phillips gewählt. Egal, dachte er, als er die Tür zum Pub aufstieß, die Pflicht ruft, und schließlich war die Frau harmlos, wenn man sie sich auf Abstand hielt.
Das Queen's Arms war gut besucht von Leuten, die von der Arbeit kamen. Scheinbar standen sie am liebsten dicht gedrängt an der Theke. Maria war noch nicht da. Es gelang Banks, Cyril auf sich aufmerksam zu machen. Er holte sich ein Pint Bitter und setzte sich ans Fenster, um die Zeitung zu lesen.
Zehn Minuten später traf Maria ein, atemlos und mit hundert Entschuldigungen. Es sei jemand zu spät zur Nachtschicht gekommen, sie hätte
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