Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
behauptete, Mark hätte ihn überwältigt und ausgeraubt, würde Marks Aussage genug Wellen schlagen. Vielleicht würden sich weitere Opfer melden. Das war Clive bestimmt bewusst; Mark bezweifelte, dass er der Erste gewesen war. Und dann gab es ja noch die lächelnde Frau mit den drei blonden Kindern. Nein, entschied Mark, fürs Erste war er sicher.
Es wurde dunkler, und er hatte noch eine lange Strecke vor sich. Als das Licht schwand und der Nebel aufzog, wurde das Moor noch gruseliger. Mark wusste, dass er sich verirrte, wenn er querfeldein lief, und wahrscheinlich an Unterkühlung sterben würde. In der Ferne glaubte er ein markerschütterndes Geheul zu hören. Hatte er nicht mal was von Geisterhunden gehört? Oder von Werwölfen? Wieder musste er an den Film denken, in dem der amerikanische Tourist im Moor von einem Wolf gebissen wird und zum Werwolf mutiert. Jetzt wurde ihm klar, dass er den Film bei seiner Mutter und Crazy Nick gesehen hatte, nicht im besetzten Haus. Den Anfang jedenfalls. Als Crazy Nick merkte, dass Mark der Film gefiel, erklärte er ihn für Schwachsinn und schaltete auf Boxen um. Bald verlor Mark das Interesse am Fernsehen. Es war sinnlos; er konnte ja eh nie das sehen, was er wollte. Ihn fröstelte. Das nächste Dorf war Helmsley. Es durfte nicht allzu weit entfernt sein.
Als er Helmsley erreichte, brannten die Lichter in den Häusern und Pubs. Soviel Mark von der Hauptstraße aus sehen konnte, schien es ein kleiner Touristenort zu sein. Er suchte Parkplatz und Straßen nach Clives Wagen ab, konnte ihn aber glücklicherweise nicht entdecken. Er musste über sich selbst lachen. Warum war er bloß so paranoid? Clive hatte panisch die Flucht ergriffen; er würde erst wieder anhalten, wenn er in Scarborough war. Mark hatte ihm eine Heidenangst eingejagt. Kurz überzeugte er sich mit einem Blick, ob er beobachtet wurde, dann ließ er Clives Brieftasche in einen Gully fallen. Das Geld hatte er natürlich zuvor an sich genommen.
An der Ecke war ein geöffneter Zeitungsladen. Mark ging hinein und kaufte eine Packung Zigaretten, zwanzig Benson&Hedges, jetzt war er ja flüssig, dazu eine Abendzeitung, vielleicht gab es ja Neuigkeiten über die Brände. Er hatte Hunger. Die Cafés hatten schon geschlossen, das schien zur Abendbrotzeit normal zu sein, daher ging er in einen freundlich wirkenden Pub. Zuerst suchte er die Toilette auf, um sich zumindest Hände und Gesicht zu waschen und den Dreck vom Wildledermantel zu bürsten. Durch den Sprung ins nasse Gras war der Mantel ziemlich schmutzig geworden, daran konnte Mark nichts ändern. Abgesehen davon fand er sich gar nicht so übel. Er legte sich den Mantel über den Arm, damit man die Flecke nicht sah.
Niemand schien ihn sonderlich zu beachten, als er ein Pint Guinness trank und ein Schinken-Käse-Sandwich aß; etwas anderes gab es nicht. Die Zeitung verriet ihm nichts, was er nicht schon wusste. Der zweite Brand war in einem Wohnwagen gewesen. Auch dort war ein Mann ums Leben gekommen. Es stand zwar nirgends schwarz auf weiß, aber Mark merkte, dass die Polizei Vorsatz vermutete und eine Verbindung zu den brennenden Booten suchte.
Es war halb sieben. Im Pub war es warm; Holzscheite brannten im offenen Kamin. Mark wurde müde. Er wollte sich nicht mehr bewegen, nirgends mehr hin. Er zündete sich die erste Zigarette seit langem an und inhalierte tief. Herrlich.
Aber was nun? Er wusste, dass der nächste Bahnhof in Thirsk über zwanzig Kilometer entfernt war. Vielleicht konnte er einen Bus von Helmsley nach Scarborough nehmen. Bloß musste er irgendwo übernachten. Das konnte schwierig werden, wenn er im Dunkeln in Scarborough ankam, besonders da er allein war und kein Gepäck oder Auto besaß. Er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, auch wenn er fast hundertprozentig sicher war, dass Clive ihn nicht anzeigen würde. Tinas Mörder durfte er auch nicht vergessen, fiel ihm ein. Vielleicht hatte der herausgefunden, wo Mark sich aufhielt oder wo er hinwollte. Also musste er vorsichtig sein.
Hinter der Theke hing ein Schild: »B & B«. Der Wirt war freundlich zu Mark gewesen, hatte sich sogar entschuldigt, dass es nichts Warmes zu essen gab. Mark ging zur Theke und erkundigte sich, ob noch Zimmer frei seien.
Der Wirt lächelte. »Zu dieser Jahreszeit sind wir selten ausgebucht. Einzelzimmer, nehme ich mal an, ja?«
»Ja«, bestätigte Mark.
»Da haben wir wohl was. Rachel!«
Die Aushilfe hinter
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