Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Möglichen«, meinte Banks. »Feuer zerstört Beweise. Zwar weniger, als die Verbrecher glauben, aber oft reicht es.«
»Bloß was für Beweise?«, fragte Hamilton.
»Eben das wissen wir noch nicht. Es sieht so aus, als hätte Thomas McMahon etwas mit Kunstfälschung zu tun gehabt, und Gardiner wurde gefeuert, weil er in der Firma Geld unterschlagen hat. Aber mehr haben wir noch nicht herausgekriegt. Wir suchen noch. Zuerst mal müssen wir feststellen, ob es eine Verbindung zwischen den Opfern gibt. Falls es eine gibt und wir sie finden, könnte uns das vielleicht zu einem gemeinsamen Feind führen.«
»Klingt logisch. Ich hoffe bloß, dass es nicht noch mal brennt.«
»Ich auch«, entgegnete Banks.
»Einen Hoffnungsschimmer haben wir wenigstens«, meinte Hamilton.
»Und der wäre?«
»Der Einsatz von Benzin als Brandbeschleunigungsmittel könnte ein Geschenk des Himmels sein.«
»Wieso?«
»Sie wissen doch, dass Benzinsorten unterschiedliche Zusatzstoffe enthalten, sodass man durch eine Spektralanalyse, sagen wir mal, Esso, Texaco und Shell auseinander halten kann, oder?«
»Hab ich schon mal gehört«, sagte Banks. »Aber das wird uns in diesem Fall nicht groß weiterhelfen. Millionen Menschen tanken Esso, Shell oder Texaco.«
»Ja, aber das ist ja noch nicht alles«, fuhr Hamilton fort. »Wenn das Benzin in den unterirdischen Tank gepumpt wird, vermischt es sich mit weiteren Stoffen, die es nur in diesem Tank gibt.«
»Wollen Sie damit sagen, wir können durch eine Spektralanalyse des Brandschutts die Tankstelle finden, wo das Benzin getankt wurde?«
»Nicht nur das«, erklärte Hamilton. »Wenn Sie das Benzin in Ihren Treibstofftank füllen, entsteht noch mal eine einzigartige Mischung. Wenn wir alle Tankstellen in der Gegend überprüfen und Proben von jedem Tank nehmen, dann können wir feststellen, von welcher Tankstelle das Benzin stammt, und wir können sogar die Verbindung zum Treibstofftank eines bestimmten Fahrzeugs herstellen.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst!«
»Ich nehme meine Arbeit immer ernst, null null sieben.«
Da Hamiltons Gesicht bierernst blieb, brauchte Banks einen Augenblick, bis er die Anspielung verstand. Geoff Hamilton besaß offenbar verborgene Qualitäten.
»Aber um dieses eine Fahrzeug zu finden, müssten wir Proben von jedem unterirdischen Tank aller Tankstellen in der Gegend nehmen, ja?«
»Genau. Hilfreich wären Informationen, die das Suchgebiet ein wenig einschränken.«
»Bisher gibt's noch keine, aber wir behalten das im Hinterkopf«, sagte Banks. »Danke.«
»Gern geschehen«, erwiderte Hamilton. Er schaute auf seine Uhr. »Ob Sie's glauben oder nicht, ich gehe jetzt nach Hause. Meine Frau fragt schon manchmal, ob wir noch verheiratet sind.«
»An das Gefühl kann ich mich gut erinnern«, entgegnete Banks, der den Abend ebenfalls zu Hause verbringen wollte: Sonntagszeitung lesen, dazu vielleicht ein oder zwei Gläschen Laphroaig. Natürlich erst, nachdem er sich um halb sieben mit Maria Phillips im Queen's Arms getroffen hatte.
Um kurz nach neun lief auf BBC eine Neuverfilmung von Große Erwartungen mit Gwyneth Paltrow. Banks mochte den Roman von Dickens, und er mochte Gwyneth Paltrow. Irgendwie fing es auf dem Bildschirm an zu strahlen, wenn sie erschien.
Im Übrigen fand Banks, dass Fernsehen - egal welche Sendung - eine hervorragende Möglichkeit war, die Gedanken zu sortieren und neue Theorien aufzustellen. Das Fernsehen schien einen Teil seines Verstandes zu betäuben, sodass die andere Hälfte ohne Hemmungen wild spekulieren konnte. So stellte er sich das jedenfalls vor. Und es hatte schon öfter funktioniert.
Fünf Minuten wartete Mark am Straßenrand, bis er sicher war, dass Clive nicht zurückkam, dann öffnete er die Brieftasche. Sie enthielt zweihundertfünfzig Pfund in schönen neuen Zwanzigern und Zehnern frisch aus dem Geldautomat, dazu Kreditkarten, Bilder einer lächelnden Frau und dreier blonder Kinder - wohl Clives Familie - und mehrere Tank- und Restaurantquittungen. Nirgends stand, dass Clive Arzt war, Mark nahm an, er war Vertreter. Und ein perverses Schwein. Weil Mark befürchtete, die Polizei könne ihn nach diesem Zwischenfall suchen, überlegte er, ob er die Straße meiden und sich querfeldein durchschlagen sollte. Dann wurde ihm klar, dass Clive auf gar keinen Fall zur Polizei gehen und den Vorfall anzeigen würde. Selbst wenn er
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