Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
dass die Gerichtsmediziner den Tank identifizieren konnten, aus dem das Benzin beim Wohnwagenbrand stammte. Der Mieter des Cherokee hatte ihn wohl nicht noch einmal woanders auftanken müssen. Wenn sie hier einen Treffer landeten, wäre das ein verwertbares Beweismittel vor Gericht.
»Wie heißt der Kunde?«
»Masefield, William Masefield.«
»Wie sieht er aus?«
»Eigentlich ganz normal.«
»Mal sehen, ob wir das noch genauer hinbekommen, ja?«, sagte Annie seufzend. Es war eine furchtbare Aufgabe, Beschreibungen aus Zeugen herauszukitzeln. Annies Erfahrung nach waren die meisten Menschen weder besonders aufmerksam noch in der Lage, sich präzise auszudrücken. Die Angestellten der Autovermietung machten da keine Ausnahme. Nach rund zehn Minuten hatte Annie von den dreien erfahren, dass Masefield etwas größer als mittelgroß war, eine gute Figur hatte - höchstens ein klein wenig Übergewicht -, dass er etwas vornübergebeugt ging, eine Brille mit Goldrand trug, sein Haar ergraute und er sich leger kleidete: Jeans und blaue Sportjacke. Nick war der Ansicht, der Kunde habe mindestens einmal weiße Turnschuhe angehabt, konnte aber nicht sagen, ob sie von Nike waren.
Annie war schon dankbar, dass es keine krassen Widersprüche in Bezug auf Größe oder Haarfarbe gab. Es konnte der Mann sein, den Mark Siddons bei Thomas McMahon gesehen hatte, aber die Beschreibung traf auch auf tausend andere Menschen zu.
»Haben Sie hier eine Überwachungskamera?«, wollte Annie wissen.
»Nur hinten, wo die Wagen stehen«, erklärte Karen. »Und die wird auch nur abends eingeschaltet, wenn wir gehen. Sonst müssten wir alle fünf Minuten ein neues Band einlegen.«
Mist, dachte Annie. Aber einen Versuch war es wert gewesen. »Gibt es sonst noch was, woran Sie sich erinnern?«
»Nein«, entgegnete Karen.
»Wie hat er bezahlt?«
»Mit Kreditkarte.«
»Könnten Sie mir die Daten geben?«
Schnell fotokopierte Karen die Akte von William Masefield und reichte Annie den Abzug. Der Mann wohnte in Studley, einem Ort in Warwickshire, nicht weit von Red-ditch.
»Hatte er einen Akzent oder Dialekt?«, fragte Annie.
»Eigentlich nicht«, antwortete Karen.
»Was heißt das? Hatte er nun einen oder nicht?«
»Eher nicht. Aber er sprach fein. Gebildet.«
Annie wusste, was Karen meinte. Das hieß früher »hochsprachliche Ausdrucksweise« und wurde von den Ansagern in Radio und Fernsehen gesprochen, bevor Dialekte und Akzente in Mode kamen. Diese Aussprache galt gemeinhin als fein und wurde mit Privatschulen, Oxford, Cambridge und dem Südosten Englands in Verbindung gebracht. Die meisten Akzente verrieten, woher jemand stammte. Die feine Aussprache verriet nur den gesellschaftlichen Status.
Stefan schaute zur Tür herein. Annie merkte, dass Karen sofort begann, an sich herumzuzupfen.
»Und?«, fragte Annie.
»Sieht so aus, als wäre es das Fahrzeug. Die Abmessungen stimmen, die Radstände auch. Die Abdrücke aus der Parkbucht hatten eine deutliche Schraffur, die genau zu diesem Cherokee hier zu passen scheint. Mike arbeitet noch dran, wir nehmen auch noch Bodenproben, aber ich dachte, ich sag dir schon mal Bescheid.«
»Super«, entgegnete Annie und klopfte auf das Blatt vor sich. »William Masefield. Hier sind seine Daten. Wir haben ihn.« Sie stellte sich vor, wie die Polizei das Haus stürmte und Masefield festnahm, noch bevor Banks aus London zurück war. Das war unrealistisch, trotzdem freute sie sich. Vielleicht war das Wochenende mit Phil in New York doch noch drin. Falls sie es sich leisten konnte.
»Es gibt nur ein Problem«, ergänzte Stefan.
»Was denn?«
»Das Auto ist gründlich saubergemacht worden, von innen wie außen.«
Annie schaute Karen an, die mit den Schultern zuckte. »Wir machen die Wagen immer so schnell wie möglich sauber«, erklärte sie.
»Scheiße«, sagte Annie. »Nichts mit Gerichtsmedizin.«
»Nein«, bestätigte Stefan. »Wir können es natürlich mitnehmen und versuchen. Vielleicht finden wir einen Abdruck oder ein Haar, das die Putzkolonne übersehen hat.«
»Moment mal«, meinte Karen. »Was soll das heißen? Wollen Sie den etwa mitnehmen? Wohin?«
»Zur Polizei«, erwiderte Annie.
»Aber Sie können ihn nicht mitnehmen. Er ist gebucht.«
»Von Mr. Masefield?«
»Nein. Aber von guten Kunden. Stammkunden.«
»Das ist ein Beweismittel«,
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