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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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rauchte schweigend und dachte nach. Wenn sie seine Gedanken lesen könnten, hätten sie die Polizei gerufen. Je mehr er trank, desto düsterer wurden sie. Wut stieg in ihm auf, roter Zorn.
      Irgendwann wurde ihm klar, dass er ziellos herumgestreift war. Er hatte niemanden, den er besuchen, mit dem er reden oder seinen Kummer teilen konnte, niemanden, der ihn in die Arme nahm, wenn er weinen musste. Er hatte noch nie jemanden gehabt, war immer auf sich gestellt gewesen. Angewiesen auf seinen Grips und seine Erfindungsgabe. Nur hatte er jetzt, da Tina, sein Anker, seine Bürde, sein Lebenssinn, fort war, noch weniger Halt als je zuvor.
      Ihm stand vor Augen, wie Crazy Nick blutend auf dem Boden gelegen hatte; er dachte an seine Mutter, die ihn nie gewollt hatte, weil er ihr im Wege stand, wenn sie Spaß haben wollte. Trotzdem hatte er sich sonderbar allein gefühlt, als er von ihrem Tod erfuhr. Mark dachte an Tina. Ihre Leiche hatte er nicht mehr gesehen, offenbar hatten ihre Eltern sie identifiziert. Mark sträubten sich die Nackenhaare bei der Vorstellung, wie Aspern die tote Tina anglotzte und betastete. Sein letztes Bild von ihr, das er für immer mit sich herumtragen würde, war die zerbrechliche, im Schlafsack zusammengerollte Gestalt mit der Spritze im Arm, dazu Tinas wohliger Seufzer und die leise Stimme von Beth Orton im Hintergrund. Es lief nicht »Stolen Car«, sondern ein jüngeres Lied, in dem jemand in Paris mit der Bahn fuhr. Mark hatte die Kerze gelöscht und war davongeschlichen, geradewegs in Mandys offene Arme. Wenn er nur bei Tina geblieben wäre, so wie er versprochen hatte, wie er es immer gemacht hatte ...
      »Alles in Ordnung?«
      Mark hörte die Stimme wie aus weiter Ferne. Als er aufblickte, sah er ein Mädchen, nicht viel älter als Tina. Sie gehörte zum Pub und sammelte Gläser ein, daher musste sie mindestens achtzehn Jahre alt sein. Sie hatte einen Igelschnitt und einen goldenen Stecker in der Unterlippe. Irgendwie erinnerte ihn das Mädchen an Tina, so wie sie gewesen war, wenn das Düstere sie einmal nicht in der Gewalt hatte.
      »Ja. Schon gut. Ich denke bloß nach.«
      Das Mädchen betrachtete ihn mit abschätzendem Blick. »So wie du aussiehst, denkst du nichts Gutes.«
      »Das kann man wohl sagen.«
      Das Mädchen senkte die Stimme. »Ist bloß, weil der alte Miesepeter da hinten dich schon den ganzen Abend auf dem Kieker hat. Eine falsche Bewegung, und es ist Schluss. Du sitzt doch nicht hier und planst Dummheiten, oder?«
      »Nee«, sagte Mark. »Jedenfalls nicht hier.«
      »Na, dann ist es ja gut.« Das Mädchen lächelte. »Ich hab dich hier noch nie gesehen.«
      »Wahrscheinlich weil ich noch nie hier gewesen bin.«
      »Kommst du nicht aus der Gegend?«
      »Nein.«
      »Cathy!«, rief eine Stimme von der Theke herüber. »Autsch«, machte sie und verzog das Gesicht. »Muss los. Der Miesepeter ruft. Und nicht vergessen: vorsichtig sein!«
      »Mach ich«, erwiderte Mark.
      Das kurze Gespräch hatte ihn zumindest vorübergehend in die Normalität zurückgeholt, und er fragte sich, ob sein Leben je wieder schön werden würde. Auch wenn das Mädel nicht versucht hatte, ihn abzuschleppen, geflirtet hatte sie auf jeden Fall mit ihm. Er hatte gemerkt, dass er ihr gefiel. Wäre alles normal, hätte er sich in die Sache reingehängt und wäre vielleicht mit ihr nach Hause gegangen, falls sie allein wohnte. Sie sah wie eine Studentin aus. Die Universität war etwas weiter die Straße runter, der Bus war daran vorbeigefahren. Aber die Tatsache, dass Tina tot und er im entscheidenden Moment bei Mandy gewesen war, machte es für Mark unmöglich, eine Affäre in Erwägung zu ziehen. Da konnte diese Cathy ihn noch so sehr an Tina erinnern.
      Der Barkeeper schaute Mark wieder argwöhnisch an, als er noch ein Bier bestellte, das fünfte. Aber er stand noch sicher auf beiden Beinen und sprach deutlich. Der Blick des Barkeepers sagte ihm: »Das ist dein letztes, Junge. Danach ist Schluss!« Mark wollte sowieso nicht mehr. Außerdem war eh gleich Sperrstunde.
      Er zündete sich eine Zigarette an, die letzte in der Schachtel, und überlegte, was genau er bei den Asperns sagen oder tun wollte. Wenn es nach dem ging, was er von Patrick Aspern hielt, würde er mit ihm dasselbe tun wie mit Crazy Nick. Oder sogar Schlimmeres. Bei Tinas Mutter war er unsicherer. Er hatte nichts gegen sie und wollte ihr nicht wehtun, aber sie hatte ihre Tochter ebenso

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