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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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trefft.«
      Das kannte Banks noch aus seiner Ehe. Wenn Sandra mit irgendeiner Situation emotional nicht fertig wurde, schaltete sie einfach auf stur. Manchmal war sie sogar mitten in einem Streit eingeschlafen. Das hatte ihn immer fuchsteufelswild gemacht. »Ich hasse sie doch nicht«, sagte er.
      »Sie hat aber das Gefühl.«
      »Ganz schön komisch, was, dass mir meine Tochter jetzt Ratschläge bei Eheproblemen erteilt?«
      »Ich erteile keine Ratschläge. Und du bist nicht mehr verheiratet. Das ist doch das Problem. Wie geht's deiner Freundin?«
      »Michelle? Gut.«
      »Wann habt ihr euch zuletzt gesehen?«
      »Ist lange her. Wir haben beide zu viel zu tun.«
      »Da hast du's doch.«
      »Was soll denn das schon wieder heißen?«
      »Dad, du musst dir mal Zeit nehmen, um das Leben zu genießen. Bleib mal stehen und erfreu dich an dem Duft einer Rose. Du kannst doch nicht immer nur ... Ach, Mensch. Was soll's.«
      »Letztes Jahr hab ich mich mal am Duft einer Rose erfreut«, entgegnete Banks. »Nur leider nicht sehr lange.« Er dachte an die zwei seligen Urlaubswochen auf jener griechischen Insel, an die Sonne, das Licht auf den weißen und blauen Häusern am Hang, an den Geruch von Lavendel, Thymian, Oregano und Fisch, an die salzige Luft. Und er erinnerte sich, wie ruhelos er gewesen war. Auch wenn ihm der Abschied schwer gefallen war, war er doch insgeheim erleichtert gewesen, als man ihn wegen eines Falles zurückrief. Und dann hatte er die wunderbare Michelle Hart kennen gelernt. Sehnsüchtig wünschte er, sie wäre nun bei ihm, aber das würde er seiner Tochter nicht verraten.
      »Bloß weil du so schnell wie möglich zurückgeflogen bist, um dich in den nächsten Fall reinzuhängen«, sagte Tracy.
      »Tracy, Graham Marshall war ein alter Freund von mir. Da konnte ich doch ...«
      »Jaja, ich weiß. Ich sage ja nicht, dass du nicht hättest zurückkommen sollen. Natürlich nicht. Aber denk mal ans letzte Mal, da wollten wir übers Wochenende zusammen nach Paris, aber dann musstest du auf einmal Jimmy Riddles weggelaufene Tochter suchen. Irgendwas ist immer. Irgendwas kommt immer dazwischen. Du musst doch mal ... ich meine, du kannst nicht alle Probleme dieser Welt lösen. Du bist nicht der einzige Polizist in diesem Land. Manchmal denke ich, du brauchst deine Arbeit, um dich vor dir selbst zu verstecken. Und vor allen anderen auch.«
      »Was soll das schon wieder heißen?«
      »Ach, das ist jetzt zu kompliziert.«
      »Na, du bist ja ganz schön philosophisch geworden. Und ich dachte, du würdest Geschichte studieren.«
      »Du weißt doch, was Sokrates gesagt hat: >Das ungeprüfte Leben ist nicht wert, gelebt zu werden.<«
      »Tja, ich würde es nicht zu genau prüfen, wenn ich du wäre. Man weiß nie, was man alles findet.«
      »Ach, Dad. Jetzt machst du dich wieder lustig.«
      In Banks stieg der Wunsch nach einer Zigarette auf und verschwand wieder. Er trank noch einen Schluck Whisky. »Tut mir Leid, dass ich Witze mache. War ein langer Tag für mich. Besser gesagt, eine lange Woche. Ich hab nicht viel geschlafen und eine Menge am Hals.«
      »War das irgendwann mal anders?«
      »Sag deiner Mutter, dass ich sie nicht hasse.«
      »Sag's ihr doch selbst. Gute Nacht, Dad.«
      Und Tracy legte auf.
      Eine Weile hielt Banks das Telefon in der Hand und lauschte dem Summen. Gerade hatte er Tracy erklären wollen, dass es ein Schock für ihn gewesen war, das Baby zu sehen, dass er nicht auf die Gefühle vorbereitet gewesen war, die bei seinem Anblick in ihm hochgekommen waren. Aber sie hatte einfach eingehängt.
      Er legte das Telefon auf den Tisch und ging in die Küche, um sich nachzuschenken. Als er den Laphroaig eingoss, spürte er, wie eine große Welle der Melancholie ihn überrollte. Aber sie war nicht seiner Psyche entsprungen, sie kam von außen. Banks glaubte zwar nicht an Übersinnliches, war aber überzeugt, dass die Küche eine Art Geist hatte. Bisher hatte sie ihm immer ein starkes Wohlgefühl vermittelt, diese Traurigkeit hatte Banks noch nie gespürt.
      Er schauderte und ging wieder ins Wohnzimmer, wo er »The Brand New Tennessee Waltz« von Jesse Winchester lauter stellte. Schwermütig setzte er sich hin, um sich zu betrinken. Er wusste, dass es dumm war, dass er am nächsten Tag genau so viel zu tun haben würde wie heute und dass der Kater mit dem Alter nur schlimmer wurde. Aber seine Tochter hatte einfach aufgelegt.

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