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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ihre Tochter war dankbar für Patrick Asperns Interesse an ihr?«
      »Ich finde nicht, dass >dankbar< das passende Wort ist«, widersprach Maurice.
      »Aber das Interesse war gegenseitig?«
      »Natürlich. Was glauben Sie denn? Dass die Ehe arrangiert war? Meinen Sie, wir würden Frances zu so etwas zwingen?«
      »Auf was wollen Sie hinaus, Mr. Banks?«, fragte Julia. »Was hat das mit Christines Tod zu tun?«
      »Wie lange gingen die beiden miteinander?«, fragte Banks. »So was passiert doch nicht über Nacht.«
      »Sie dürfen ja nicht vergessen«, erklärte Julia, »dass Christine da war. Immer. Es war schwer für Frances, ein normales Leben zu führen, Freundschaften zu schließen, sich wie andere Mädchen in ihrem Alter mit Jungen zu treffen. Sie ging nicht oft aus, daher hatte sie nicht viele Möglichkeiten, Männer kennen zu lernen. Patrick ist manchmal mit ihr ausgegangen, und wir haben auf Christine aufgepasst. Ins Kino und so. Es war eigentlich mehr ein Gefallen, damit sie auch mal aus dem Haus kam. Manchmal ist er mit den beiden für einen Tag raus aufs Land gefahren. Nach Whitby oder Malham.«
      »Haben Sie sich keine Sorgen gemacht?«
      »Weshalb?«
      »Dass da irgendwas im Busch war?«
      »Warum sollten wir?«, fragte Maurice. »Patrick war mein bester Freund. Ich habe ihm selbstverständlich vertraut.«
      »Aber hat es Sie nicht gestört, dass er so viel älter war als Frances? Machten Sie sich keine Gedanken darüber, er könnte sie vielleicht ausnutzen?«
      Ein verärgerter Ton schlich sich in Maurice Redferns Stimme. »Ganz und gar nicht. Warum sollten wir uns Sorgen machen? Frances war zwanzig und Patrick Mitte dreißig, als sie zum ersten Mal miteinander ausgingen. Sie war eine sehr hübsche junge Frau, und er war ein flotter, talentierter Arzt mit großer Zukunft. Was sollte daran falsch sein? Warum hätten wir etwas dagegen haben sollen? Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass Frances noch jemanden finden würde, und dann plötzlich ... kam das. Es war herrlich. Ein Wunder. Ein Anlass zur Freude. Zwei der Menschen, die ich am meisten liebe, finden zueinander. Ich hätte mir nichts Besseres für sie vorstellen können.«
      Das war es also, wurde Banks klar. Der Grund für die Nervosität und Verlegenheit, die er gespürt hatte. Die Redferns hätten Frances gerne verheiratet gesehen, aber die kleine Christine stand dem entgegen. Sie waren Patrick dankbar, weil er sich für ihre Tochter interessierte. Schließlich sind nicht viele Männer bereit, eine junge Frau mit Kind zu nehmen. Als der gute Dr. Aspern Frances und das Kind nahm, fiel es den Redferns nicht schwer, in anderer Hinsicht beide Augen zuzudrücken. Vielleicht hatten sie sogar ein wenig nachgeholfen, hatten die beiden allein gelassen, hatten sich angeboten, auf das Kind aufzupassen? Bloß - in welcher Hinsicht hatten sie die Augen zugedrückt?
      »Was hatten die beiden für eine Beziehung?«, fragte Banks.
      »Eine rein platonische«, sagte Julia Redfern. »Es gab keine Techtelmechtel. Nicht in unserem Haus. Und, das können Sie mir glauben, das hätten wir gewusst.«
      »Gingen die beiden zärtlich miteinander um? Zeigten sie ihre Liebe?«
      »Sie haben nicht aneinander geklebt wie die Jugendlichen heutzutage«, entgegnete Julia. »Wenn Sie mich fragen, ist das geschmacklos. So was ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.«
      »Aber die beiden hatten nicht viel Privatsphäre?«
      »Wohl nicht. Es war schwierig.«
      »Wir waren einfach froh, dass sich Patrick für sie interessierte«, fügte Maurice hinzu. »Er hat sie aus ihrem Schneckenhaus geholt. Es waren schwere Jahre gewesen. Christine war kein einfaches Kind, und Frances zog sich immer mehr zurück, alterte schnell.«
      »Als Patrick und Frances heirateten, war Christine fünf?«
      »Ja.«
      »Wie machte er sich so als Vater?«
      »Er kam sehr gut mit ihr zurecht, nicht wahr, Liebling?«, sagte Julia.
      »Doch, doch«, stimmte Maurice zu.
      Was hatte Banks denn erwartet? Dass die beiden sich hier hinstellen und erklären würden, der heilige Patrick Aspern fummle mit Vorliebe an jungen Mädchen herum? Aber das Bild einträchtiger Normalität, das sie ihm vermittelten, wirkte nicht echt. Hatten sie einen Verdacht gehabt und ihn ignoriert? So etwas taten Menschen oft genug. Oder hatten sie von Asperns sexuellem Interesse an Tina in seliger Unwissenheit tatsächlich nichts mitbekommen?

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