Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Frances, »dann glaubt man sie irgendwann.«
Banks ließ die Stille wirken. Nur das Aufnahmegerät knackte, aus der unteren Etage kamen gedämpfte Geräusche herauf. Schließlich sah er Bridges an, der langsam den Kopf schüttelte. »Ich glaube, wir machen erst mal Schluss mit der Vernehmung«, sagte Banks. Bridges nickte und stellte den Rekorder aus.
»Ist Alan wieder unterwegs?«, fragte Sergeant Stefan Nowak, als er kurz nach dem Mittagessen in den Mannschaftsraum schaute.
»Es hat wieder gebrannt«, sagte Annie. »Diesmal in Leeds. Ich habe gerade mit ihm gesprochen: Es sieht so aus, als hätte Mrs. Aspern, die Frau vom Arzt, ihren Mann umgebracht und versucht, seine Leiche zu verbrennen.«
Stefan pfiff durch die Zähne.
»Allerdings«, sagte Annie. »Hast du was Neues für uns?«
»Könnte sein.« Stefan kam herein und setzte sich Annie gegenüber. Er war wie immer: schön, erhaben und unzugänglich. Nicht zum ersten Mal fragte sich Annie, wie wohl sein Privatleben aussehen mochte. Hatte er Freunde, die nicht bei der Polizei waren? Familie? War er vielleicht schwul? Ihr Gefühl sagte ihr, er sei heterosexuell, aber sie hatte sich schon öfter geirrt.
Stefan schlug die Mappe auf, die er mitgebracht hatte. »Was möchtest du zuerst?«, fragte er. »Die gute oder die schlechte Nachricht?«
»Ist mir egal«, antwortete Annie.
»Hm«, machte er. »Abgesehen von den Boden- und Steinproben, die mit denen aus der Parkbucht übereinstimmen, haben wir bei dem Cherokee-Jeep nichts gefunden. Die Leute von der Autovermietung haben verdammt gründlich sauber gemacht, von innen wie von außen. Wir haben ein paar Haare, Fasern und einen Fingerteilabdruck unter dem Fahrersitz gefunden, aber das ist nicht mehr als ein verschmierter Fleck. Eventuell können wir ihn mit dem Computer besser erkennen, aber wir sollten nicht zu viel erwarten.«
»Damit habe ich gerechnet«, sagte Annie. »Es würde mich nicht wundern, wenn unser Mörder den Wagen selbst gründlich geputzt hätte. Er scheint ein sorgfältiger Typ zu sein.«
»Wir haben auch eine Benzinprobe aus Leslie Whitakers Cherokee-Tank mit dem Brandbeschleuniger im Gardiner-Brand verglichen.«
»Und?«
»Keine Übereinstimmung.«
»Mist«, sagte Annie.
»Aber wir haben noch den Abdruck von dem Nike-Schuh. Der ist ziemlich unverwechselbar. Wenn wir einen Verdächtigen finden, der seine Schuhe nicht in den Müll geworfen hat, können wir einen Abgleich machen.«
»War das die gute oder die schlechte Nachricht?«
Stefan grinste. »Vielleicht bedeutet es ja nichts, aber einer unserer Leute hat Spuren von Kerzenwachs neben dem Brandherd in Roland Gardiners Wohnwagen gefunden.«
»Soll das heißen, er hatte ein Rendezvous?«
»Nein«, entgegnete Stefan, »das glaube ich nicht. Vielleicht bin ich ein Zyniker, aber für mich bedeutet das etwas völlig anderes.«
»Sollte ein Witz sein«, erklärte Annie. »Egal. Wurde neben dem toten Mädchen auf dem Boot nicht auch Wachs gefunden?«
»Ja«, bestätigte Stefan, »aber das ist was anderes. Der Brand brach nicht auf dem Boot aus. Es liegt eigentlich auf der Hand, dass sie mit der Kerze das Heroin aufgekocht hat. Außerdem hat ihr Freund ausgesagt, er hätte vor dem Weggehen darauf geachtet, dass die Kerze aus war.«
»Mark Siddons? Ich kann nicht verstehen, warum ihm hier alles ohne weiteres abgenommen wird. Es könnte doch sein, dass er lügt.«
»Nein, hier geht's um was anderes.«
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
»Genau. Es sieht so aus, als sei die Kerze als primitives Mittel zur Zeitverzögerung eingesetzt worden. Das kommt bei Brandstiftung öfter vor.«
»Das heißt, der Mörder stellt sicher, dass Gardiner fest schläft, gießt das Benzin aus, zündet die Kerze an und geht?«
»Richtig. Und eine oder zwei Stunden später ist die Kerze runtergebrannt, trifft auf das Benzin, und dann macht es wumm!«
»Könnt ihr herausfinden, wie lange es genau gedauert hat?«
»Wenn wir wissen, was für eine Kerze es war und wie lang sie war, und wenn wir davon ausgehen, dass sie noch unbenutzt war, dann ja. Aber da sollten wir uns nicht zu große Hoffnung machen, wir haben nicht viele Anhaltspunkte.«
»Und was meinst du?«
»Nun, eine normale Haushaltskerze hat einen Durchmesser von 2,2 Zentimetern und brennt ohne Zugluft in fünfundsiebzig Minuten zweieinhalb Zentimeter
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