Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
ortsansässiger Künstler und wohnte, meine ich, im Osten der Stadt. Es gehört zu unserer Arbeit, hiesigen Malern unter die Arme zu greifen, natürlich nicht finanziell, aber indem wir ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Arbeiten auszustellen.«
»Thomas McMahon hatte also eine Ausstellung in der Gemeindegalerie?«
»Genau.«
»Gibt's darüber was Schriftliches? Vielleicht einen Katalog? Oder ein Foto von ihm?«
»Denke schon. Im Archiv.«
»War er gut?«
Maria rümpfte die Nase. »Ich behaupte ja nicht, dass ich mich auf dem Gebiet hervorragend auskenne, aber ich würde sagen, nein. Er hatte nichts Eigenes, soweit ich das beurteilen konnte. Was er malte, war nachgemacht.«
»Das große Geld war für ihn demzufolge nicht zu holen?«
»Ich glaube nicht. Kurz vor der Eröffnung hatte er noch so 'n paar fürchterliche, abstrakte Bilder dazugehängt. Ich hatte das Gefühl, dass ihm die am meisten bedeuteten, aber von abstrakter Kunst kann man wirklich nicht leben. Höchstens, wenn man unglaublich gut ist. Man kann allerdings sein Auskommen haben, wenn man Landschaftsbilder an Touristen verkauft, und das machte er ja auch.«
»Könnten seine Bilder durch seinen Tod im Wert steigen?«
Maria riss die Augen auf. »Oh, Mann, du hast aber eine Fantasie, was? Das ist ja ein unglaubliches Motiv. Den Maler umbringen, damit seine Bilder mehr wert sind!«
»Und?«
»In seinem Fall kann ich mir das nicht vorstellen. Ein schlechtes Aquarell von Eastvale Castle bleibt ein schlechtes Aquarell von Eastvale Castle, egal ob der Maler lebt oder nicht. Vielleicht könnte ein Kunsthändler mehr dazu sagen, aber ich glaube, in der Richtung suchst du vergeblich nach einem Motiv.«
»Hat er getrunken?«
»Er trank schon gerne mal einen, aber ein Säufer war er nicht. Nein, würd ich nicht sagen.«
»Drogen?«
»Keine Ahnung. Kam mir nicht so vor, hab auch keinen drüber reden gehört.«
»Und seitdem hast du ihn nicht mehr gesehen und nichts mehr von ihm gehört?«
»Oh, doch. Er kam manchmal vorbei, zu Ausstellungseröffnungen von Kollegen und so. Und er war natürlich beim Turner-Empfang.«
»Aha«, machte Banks. Der Turner - das weitaus wertvollste und berühmteste Gemälde, das je in der bescheidenen Galerie des Gemeindezentrums gezeigt worden war. Jahrelang war die Aquarellzeichnung des Richmond Castle in Yorkshire verloren geglaubt gewesen. Nachdem man das Bild von Englands größtem Maler bei der Renovierung eines Cottages unter alter Isolierung entdeckt hatte, war es zwei Tage lang ausgestellt worden. Niemand wusste, wie es in das Cottage gelangt war, aber man vermutete, dass der erste Besitzer gestorben war und derjenige, der die Isolierung einbauen ließ, den Wert des kleinen Gemäldes unterschätzt hatte. Es hatte einen Empfang für die hohen Tiere und die Kunstgemeinde gegeben. Annie war für die Sicherheit verantwortlich gewesen, das wusste Banks noch. Das alles hatte im letzten Sommer stattgefunden, als er sich in Griechenland aufhielt. Daher hatte er die ganze Aufregung verpasst.
»Sonst noch irgendwo?«
»Nein. Kurz nach seiner Ausstellung vor fünf Jahren klinkte er sich aus der Kunstszene aus. Ich meine, dass der Kunsthändler McMahons Bilder nicht verkaufen konnte und er deswegen so eine Art Persönlichkeitskrise bekam. Genaueres weiß ich aber nicht. Leslie Whitaker kann vielleicht mehr sagen. Die beiden waren befreundet. Whitaker hat versucht, die ernsthaften Bilder zu verkaufen, aber auch den Schrott für die Touris.«
»Whitaker war also McMahons Agent?«
»Nehme ich an.«
»Ist er es immer noch?«
»Ja. Ich hab Thomas McMahon in diesem Monat schon ein- oder zweimal aus Leslie Whitakers Antiquariat kommen sehen. Sah aus, als hätte er Bücher gekauft. Jedenfalls hatte er ein Paket in der Hand.«
»Hast du mit ihm gesprochen?«
»Hab ihn nur gegrüßt.«
»Was für einen Eindruck machte er?«
»Er sah eigentlich bemerkenswert gut aus. Und wie du ja eben schon gesagt hast, sein Haar war etwas länger, und es hätte mal gewaschen werden müssen. Außerdem hatte er sich scheinbar seit ein paar Tagen nicht rasiert.«
»Meinst du, dass du vielleicht einen Katalog auftreiben und mir die Namen von den Künstlern geben könntest, auf deren Vernissagen er war?«
»Warum?«
»Wir könnten damit seine Bilder identifizieren, falls welche auftauchen, und wir würden gerne mit
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