Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Seine Wohnung war die ganze Nacht beobachtet worden; Danny war mit seiner Freundin erst um acht Uhr morgens nach Hause gekommen, und das wollten Banks und Annie nun ausnutzen. Da er so früh zu Bett gegangen war, fühlte sich Banks erstaunlich fit, und selbst Annie war besser gelaunt als an den letzten Tagen. Sie hatte noch eine rote Nase und nieste gelegentlich, aber im Großen und Ganzen war ihre Erkältung auf dem Rückzug.
Danny dagegen sah aus wie aus dem Müllcontainer gezogen. Offensichtlich war er gerade erst ins Bett gegangen; er trug lediglich ein rotes Shirt mit der Aufschrift »Montego Bay« und eine Unterhose, sodass man seine dürren behaarten Beine betrachten durfte. Danny wollte gern ein cooler, böser Rastaman sein, aber leider hatte er in Wirklichkeit stinknormale weiße Eltern und stammte aus Blandford Forum. Seine Dreadlocks standen in alle Richtungen ab, und sein blutleeres Gesicht war blasser als das eines ausgehungerten Vampirs. »Dürfen wir reinkommen, Danny?«, fragte Banks, und sie zeigten ihm ihre Dienstausweise.
»Wieso? Was'n los?«
»Das sage ich dir, wenn du uns reinlässt.«
Mit seiner schlaksigen Gestalt versperrte Danny die Tür. »Durchsuchungsbefehl?«
»Brauchen wir nicht. Wir wollen uns nur unterhalten.«
Hinter Danny erschien ein Mädchen, ebenso dünn wie er und derart blass, dass ihr hautfarbener BH und der Slip wie gebräunte Haut aussahen. Banks sah, dass sie Gänsehaut hatte. Und Einstiche in den Armen. »Danny, wer is da? Die soll'n gehn! Komm wieder ins Bett.«
»Hau ab, Nadia«, blaffte Danny, ohne sich umzudrehen. »Is geschäftlich.«
Nadia zog eine Grimasse und schlurfte davon.
»He, ich hab keine Ahnung, warum ihr mich aus'm Bett holt«, sagte Danny, »aber ich hab nichts gemacht.«
»Verschon uns mit der Nummer der verfolgten Unschuld, Danny. Du hast gestern Abend deine Ware in den Pubs an der York Road und South Market Street vertickt und warst hinterher auf einer Party in der East-Side-Siedlung.«
Danny schaute zuerst erstaunt, dann beleidigt. »Ihr habt mich überwacht?«
»Nicht ich, Danny, damit verschwende ich nicht meine Zeit. Jemand anders. Wie wäre es, wenn ich dir sage, dass wir nicht vom Drogen-Dezernat sind und dass es nicht um Drogen geht? Jedenfalls nicht direkt. Wir müssen deine Bude nicht auf den Kopf stellen, aber wenn du willst, können wir das natürlich tun.«
»He, ihr habt gesagt ...«
»Was haben wir gesagt, Danny?«
»Ach, nichts.«
»Ich habe noch nie zuvor ein Wort mit dir gesprochen«, sagte Banks, schob Dannys Arm langsam zur Seite und betrat die Wohnung. Im Wohnzimmer herrschte Chaos, Klamotten und CD-Hüllen lagen herum, aber immerhin war es nicht schmutzig und roch nicht nach Qualm oder Schlimmerem. An der Wand hing ein riesiges Poster von Bob Marley mit einer Tüte - näher war Danny wahrscheinlich nie an Jamaika herangekommen -, und auf der Fensterbank standen ein paar traurige Blumentöpfe, aber keine Cannabispflanzen.
»Nur ein paar Fragen, Danny, mehr nicht.«
»Ich hab immer gut mit euch zusammengearbeitet, oder etWa nicht?«
»Wie gesagt, ich habe dich noch nie im Leben gesehen, aber ich bin sicher, dass dein Verhalten immer vorbildlich war. Belassen wir's dabei. Könntest du uns vielleicht ein, zwei Fragen beantworten? Dürfen wir uns setzen?«
Danny guckte argwöhnisch, was durchaus berechtigt war, und deutete dann auf zwei Sessel. Er kratzte sich am Kopf. »He, ihr könnt mich nicht reinlegen«, sagte er. »Ich bin kein kleiner dummer Junge.«
»Nein«, sagte Annie und machte es sich bequem. »Du wurdest am 9. August 1982 geboren. Das ist uns bekannt. Wir wissen so einiges über dich, Danny.«
Danny stand noch immer und trat von einem Fuß auf den anderen. »He, es is kalt. Kann ich den Kamin anmachen und mir was überziehen?«
»Sicher«, meinte Banks. »Ist wirklich ein bisschen frisch hier.«
Danny stellte den Gaskamin an und ging ins Schlafzimmer, um sich etwas anzuziehen. Banks folgte ihm. »Was soll'n das?«, fragte Danny.
»Reine Routine. Wir haben uns irgendwann mal angewöhnt, Verdächtige nicht aus den Augen zu lassen.«
»Wieso Verdächtige? Ich dachte, es geht nicht um Stoff.«
»Zieh dich an, Danny.«
Im Halbdunkel lag Nadia im Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. »Was is los, Danny?«, fragte sie mit weinerlicher Stimme. »Komm wieder ins Bett, ja?«
»Schlaf
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