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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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lebenswichtige Pinselstriche auf das Bild, an dem er gerade arbeitete. Annie musste innerlich über dieses alberne Bedürfnis nach Wichtigtuerei lachen und ging zum Fenster. Sie wusste, dass sie andere Saiten aufziehen konnte, wenn sie wollte, aber sie hatte gute Laune, weil sie am Abend mit Phil essen gehen würde, falls alles gut lief.
      Hayward wohnte in einer umgebauten Scheune an der hoch gelegenen Straße zwischen Lyndgarth und Helm-thorpe. Es war ein abgelegener Fleck mit atemberaubendem Blick über die Ruinen von Devraulx Abbey zu den vom Nieselregen geschwärzten Steindächern von Fortford, wo Phils Cottage stand. Der Rauch aus den Schornsteinen wehte gen Osten, ein leichter Torfgeruch lag in der Luft. Hinter den zusammengekauerten Cottages von Mortsett und Relton konnte Annie auf dem steilen Südhang der Dales das eindrucksvolle Herrenhaus Swainsdale Hall mit seiner symmetrischen Architektur erkennen.
      Es war ungewöhnlich, das Gebäude aus dieser Perspektive zu sehen. Im letzten Sommer war sie mehrmals dort gewesen, weil sie die Suche nach dem vermissten Sohn des Hauses geleitet hatte. Heute stieg kein Rauch aus den hohen Schornsteinen von Swainsdale Hall. Annie nahm an, der ehemalige Fußballer Martin Armitage war mit seiner Frau, dem früheren Fotomodell Robin Fetherling, unterwegs, vielleicht in Florida oder auf den Westindischen Inseln.
      Es war kalt in Haywards Atelier; Annie behielt den Mantel an. Dem Maler schien das nichts auszumachen, er stolzierte in zerrissener Jeans und schmutzigem weißen T-Shirt umher und fuchtelte mit dem Pinsel herum. Wenn er bei dem Turner-Empfang gewesen wäre, hätte sich Annie bestimmt an ihn erinnert.
      Sie hatte sich gewundert, als Banks ihr erzählte, Thomas McMahon sei damals da gewesen. Wenn sie zurückdachte, meinte sie sich an einen kleinen, untersetzten Typ zu erinnern, der sich mit einem Glas Wein in der Hand mit einem Mitglied des Komitees unterhielt. Der Raum war damals sehr voll gewesen, und Annie hatte unter anderem die Aufgabe gehabt, das Gemälde im Nebenzimmer im Auge zu behalten. Daher war es durchaus möglich, dass sie McMahon und Hayward übersehen hatte.
      Auf dem Empfang hatte Annie Phil Keane kennen gelernt. Er war in seiner Eigenschaft als Kunstsachverständiger da gewesen, um die Echtheit des Fundes zu zertifizieren. An jenem Abend hatten sie sich nicht lange unterhalten, aber einige Wochen später hatte sich Phil bei ihr gemeldet und sie zum Essen eingeladen. Annie hatte keine Zeit gehabt - das war keine Ausrede gewesen -, aber eine Woche später hatte er, auf ihren Vorschlag hin, erneut angerufen. Bei der zweiten Einladung willigte sie ein. Bisher hatten sie sich vier- oder fünfmal getroffen, da beide beruflich stark eingespannt waren, aber jedes Mal hatte Annie sich stärker zu Phil hingezogen gefühlt, zu seinem Charme, seiner Zurückhaltung und seinem Intellekt, von seinem edlen, gut gebauten Körper ganz zu schweigen. Außerordentlich geschmeichelt hatte sie sich gefühlt, als Phil sagte, er habe schon von ihrem Vater gehört.
      Endlich legte Hayward den Pinsel beiseite und pfiff einen kleinen Tusch. »Fertig!«
      »Die Aussicht von hier ist herrlich«, sagte Annie und zeigte aus dem Fenster.
      »Was?« Hayward war verwirrt. »Ach so«, meinte er, als er begriff. »Ist ganz nett, wenn man so was mag. Ich persönlich halte Landschaftsbilder ja für hoffnungslos überschätzt, diese Art von Malerei starb mit der Erfindung des Fotoapparats. Sie hat nur noch nicht den Anstand gehabt, das auch öffentlich zuzugeben. Eine gute Digitalkamera kann heute alles, was die Impressionisten draufhatten.«
      »Ein interessanter Blickwinkel«, sagte Annie und setzte sich auf die Kante des einzig freien Stuhls. Überall lagen Klamotten herum, in einer halb leeren Kaffeetasse auf dem Couchtisch hatte sich Schimmel gebildet. Annie war froh, dass Hayward ihr keinen Tee oder Kaffee angeboten hatte. Am merkwürdigsten fand Annie die Bilder an den Wänden. Sie nahm an, dass es Haywards Skizzen und Gemälde waren. Sie sahen aus, als hätte Francis Bacon unter Drogeneinfluss einen Rorschach-Test gemacht. Die Werke wirkten beklemmend und verwirrend, und irgendwie wurde Annie davon übel, ohne dass sie den Grund hätte nennen können. Aber sie schienen sich zu verkaufen, sonst würde er sich nicht so ein Haus leisten können.
      »Ja, nicht wahr?«, sagte Hayward und winkte ab. »Ich versuche, mich von hergebrachten Denk- und

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