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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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liegendes, verborgenes Motiv gab, dessen man sich nicht bewusst war. Ein wichtigeres Motiv. Nennen wir es Schicksal.«
      »Drücken Sie sich bitte deutlicher aus, Mr. Hayward. Und gehen Sie mir aus dem Weg.«
      Hayward blieb stehen. »Ich würde Sie gerne malen«, verkündete er strahlend, als habe er gerade vorgeschlagen, sie von der Königin adeln zu lassen.
      »Mich malen?«
      »Ja. Wir könnten sofort loslegen, wenn Sie wollen. Vielleicht erst mal mit ein paar Skizzen?«
      Annie sah sich um und betrachtete die Bilder an der Wand. Jetzt wusste sie, was sie daran gestört hatte. Jedes Bild, jede Kohlezeichnung, jedes Ölgemälde, zeigte eine offene Vagina. Keine besonders originelle Idee - die blütenähnliche Symmetrie und Einzigartigkeit des weiblichen Genitals hatte schon viele Künstler inspiriert -, und Annie war durchaus aufgeschlossen, was solche Dinge anging. Aber als sie nun dastand, umgeben von diesen aufdringlichen Bildern, und wusste, dass der ekelhafte Baz Hayward ihr ganz unverblümt auf den Schritt starrte, überlief es sie eiskalt.
      Sie griff so schnell zu seinem Handgelenk, dass er nicht reagieren konnte, drehte ihm den Arm auf den Rücken und stieß ihn zurück in sein Atelier. Er stolperte gegen die Staffelei, das Bild fiel zu Boden. Dann zog Annie ihren Mantel enger um sich, schloss den Gürtel und sagte beim Hinausgehen: »Fick dich, Baz.«
     
    Als Banks die Vordertreppe des Allgemeinen Krankenhauses von Eastvale herunterkam, war es bereits dunkel, und der Nieselregen war in einen spätnachmittäglichen Nebel übergegangen, der die Lichter in der King Street verschleierte. Aus irgendeinem Grund überfiel Banks die lebhafte Erinnerung an einen ähnlichen Nachmittag, als er fünfzehn oder sechzehn Jahre gewesen sein musste. Damals hatte er auf der Heimfahrt von der Stadt in der oberen Etage eines Busses gesessen, das Album Fresh Cream und die jüngste Ausgabe des Melody Maker unterm Arm. Er hatte nach draußen auf die Straßenlaternen mit ihrem gelben Licht und die diesigen Neonschilder geschaut und sich eine Zigarette angezündet. Sie hatte herrlich geschmeckt, bei weitem die beste Zigarette, die er je geraucht hatte. Er konnte sie noch jetzt schmecken, automatisch griff er in die Jackentasche. Da waren natürlich keine Zigaretten. Banks blickte über die King Street zum Licht im Fenster des Zeitungshändlers, schummerig im Nebel des späten Nachmittags. Seine Versuchung war groß, hinüberzulaufen und eine Schachtel zu kaufen. Nur zehn Stück. Er würde nur die zehn rauchen, mehr nicht. Doch er bekam sich in den Griff, schlug den Kragen hoch und trottete den Hang hinauf zum Präsidium.
      Christine Asperns Leiche war in einem deutlich besseren Zustand gewesen als die von Tom McMahon. Der vom Schlafsack bedeckte Teil ihrer Haut war nicht einmal verkohlt, sondern blass und wächsern wie bei den meisten Toten. Nur im Gesicht und an den Händen hatte sie Verbrennungen zweiten Grades erlitten, dort war die Haut schwarz und warf Blasen. Dr. Glendenning hatte erklärt, diese Blasen seien eigentlich ein Zeichen, dass das Opfer zum Zeitpunkt des Brandausbruchs noch gelebt habe, auch wenn nach Todeseintritt leichte Blasenbildung auftreten könne. In Anbetracht der übrigen Indizien nahm Glendenning jedoch an, dass es in Tinas Fall post mortem geschehen war.
      Der Pathologe hatte die Autopsie mit der ihm eigenen Gründlichkeit durchgeführt und bis auf weiteres bestätigt (es hieß noch die Ergebnisse der Toxikologie abwarten, die wohl frühestens Montagnachmittag eintreffen würden, da Wochenende war), dass Tina höchstwahrscheinlich nicht an einer Überdosis Heroin, sondern, wie Thomas McMahon, an einer Rauchvergiftung gestorben war.
      Wie bei McMahon hatte Glendenning Brandverletzungen an Mund und Nase gefunden, aber nicht im tieferen Tracheaibereich. Unterhalb des Kehlkopfes hatte er nur geringe Rußanhaftungen ausmachen können, was darauf hindeutete, dass Tina bei Ausbruch des Feuers wahrscheinlich bewusstlos gewesen war.
      Natürlich bestand die Möglichkeit, dass Dannys Heroin ungewöhnlich rein gewesen und sie vor oder während des Brandes an einer Überdosis gestorben war, aber Banks hätte darauf gewettet, dass sie einfach weggetreten war. Mark hatte ihm bereits gesagt, dass sie sich am Abend etwas gespritzt hatte. Sie wäre nicht der erste Junkie gewesen, der im selbst geschaffenen Kokon seligen Vergessens gelegen hätte und von Flammen verzehrt wurde. Abgesehen

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