Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
bat Banks.
Knox setzte sich hin. Der Stuhl knackte unter seinem Gewicht.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. Knox?«, fragte Banks, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinterm Kopf.
»Ich mach mir Sorgen um Mark, Mark Siddons«, sagte Knox mit einem leichten Liverpooler Akzent.
»Vielleicht fangen Sie einfach von vorne an.«
Knox seufzte. »Mark is'n guter Junge. Freund von mir. Außerdem kann er gut arbeiten. Hat nichts dagegen, sich die Hände dreckig zu machen. Wir arbeiten zusammen auf 'ner Baustelle hinten am College.«
Banks nickte. Das war ihm bekannt.
»Jedenfalls«, fuhr Knox fort, »wusste der arme Kerl nicht, wo er hinsollte, als er aus dem Knast kam, außerdem hatte er grade seine Freundin verloren, und da hab ich gesagt, er könnte mit zu mir kommen.«
»Das war nett von Ihnen.«
Knox sah ihn seufzend an. »So war es gemeint. Leider ging der Schuss dann aber nach hinten los.«
»Wieso?«
»Ach, wissen Sie, Sally ist ein liebes Mädchen, aber wenn ... na ja, sie kann's halt nicht haben, wenn ihr was vor die Nase gesetzt wird. Sie will mitentscheiden und so. Und sie möchte, dass alles nach Plan läuft, sie liebt keine Überraschungen.«
»Ganz normal.«
»Na ja, war mein Fehler. Ich hab Mark gesagt, er könnte bei uns wohnen, und hab ihn mit nach Hause genommen, ohne Sally vorher zu fragen. Sie ist an die Decke gegangen. Mark hat uns in der Küche streiten hören, und eh ich mich's versah, war er über alle Berge. Ich hab ihm noch hinterhergerufen, aber er hat gar nicht mehr reagiert.«
Banks griff nach seinem Notizbuch. »Wann war das?«
»Samstagabend.«
»Um wie viel Uhr?«
»So gegen halb acht.«
»In welche Richtung ist er gegangen?«
»Richtung Eisenbahnschienen.«
Banks klopfte mit dem Bleistift auf den Block. Jennings Feld lag östlich der Stadt hinter den Schienen. Aus verschiedenen Gründen hatte Banks Mark nicht für einen möglichen Kandidaten für die Bootsbrände gehalten, aber dies warf ein neues Licht auf die Sache. Ohne weiteres hätte der Junge bei Ausbruch des Feuers am Feld sein können. Aber warum? War er ein Feuerteufel? Was trieb ihn an? Wut, Enttäuschung? Aber das Alibi, die zeitliche Abfolge, seine Klamotten, das ergab einfach keinen Sinn. Egal, jetzt musste er gesucht und hergeholt werden.
»Hat Mark mit Ihnen über die Brände gesprochen?«
»Wieso?«
»Hat er irgendwas gesagt?«
»Nein, er war nur fix und fertig wegen Tina.«
»Hat er Ihnen gegenüber keinen Verdacht geäußert oder eine Theorie, was passiert sein könnte?«
»Mir gegenüber nicht, nein. Hören Sie, ich gehör nicht zu denen, die sofort zu den Bullen laufen, wenn irgendwas ist, deshalb hab ich erst mal gewartet, aber ich mach mir Sorgen um Mark. Ich dachte, er würde sich vielleicht melden, hat er aber nicht. Es gibt ja sonst keinen, der ihn vermisst melden würde. Wie gesagt, im Grunde genommen ist er ein guter Junge. Nicht so wie manche, die einem heute übern Weg laufen. Und er hat viel einstecken müssen. Er hat kein Geld, und er weiß nicht, wo er hinsoll. Mit Sicherheit schläft er irgendwo draußen. Okay, momentan ist es noch nicht hundekalt, aber zum Draußenschlafen ist's eigentlich schon zu kalt. Und hier oben kann das Wetter ziemlich schnell umschlagen.«
»Das stimmt«, sagte Banks. Knox' Sorgen spiegelten seine eigenen Befürchtungen. Und wenn Mark die Boote nicht in Brand gesetzt hatte, bestand die Möglichkeit, dass der wahre Täter ihn aus dem Verkehr würde ziehen wollen. Er lief draußen herum, eventuell war ihm sogar jemand auf den Fersen. Alles andere als perfekt. »Noch irgendwas?«
»Nein«, erwiderte Lenny. »Aber wenn Sie ihn finden, dann sagen Sie ihm doch bitte, dass es mir Leid tut. Die arme Sally war völlig am Ende, als sie merkte, dass er alles mitgekriegt hatte. Sagen Sie ihm, dass er immer zu uns kommen kann. Wann er will, meint Sally. Ich sag ja, sie ist ein liebes Mädchen. War nur der Schock, mehr nicht, und dass ich sie nicht gefragt hab.«
»Was hatte Mark an?«
»So 'n versifften alten Wildledermantel mit Vliesfutter und 'ne hochgekrempelte Jeans. Sah aus wie aus der Kleiderkammer.«
Banks musste über die Beschreibung seiner Klamotten grinsen. »Wir geben einen Steckbrief raus.«
»Aber nicht, dass er Angst kriegt, ja?«, sagte Lenny. »Weiß nicht, was er macht, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt.
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