Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Privatsache oder ein Ritual, das er mit niemandem teilen wollte.
Alles, was er tat, machte er mit großer Umsicht. Langsam hob er den Tonarm hoch, hielt den Plattenteller an, nahm die Scheibe herunter und schob sie bedächtig in die Hülle. Die LP hieß Tops With Me, sah Banks, auf dem Cover war die lächelnde Sängerin abgebildet. Helen Shapiro - Banks hatte sie völlig vergessen. Er war nie ein großer Fan von ihr gewesen, wusste aber noch, dass er sich an einem Marktstand auf dem Cathedral Square in Peterborough im Alter von ungefähr zehn Jahren »Walkin' Back to Happiness« gekauft hatte. Die Platte war billig gewesen, weil sie vorher in einer Musikbox gelaufen war. Damals gab es den überdachten Wochenmarkt noch nicht. Es war eine von den alten 45er-Singles gewesen, die ein großes Loch in der Mitte hatten, in das man so ein Plastikdreieck drücken musste, um sie abspielen zu können.
Banks hockte sich auf die Kante eines Sessels. Er zog die Lederjacke nicht aus, weil es kalt im Haus war, der elektrische Kamin war nicht an. Hurst trug einen dicken grauen Wollpullover mit Polokragen. Banks überlegte, ob ihm das Geld für Strom fehlte.
»Sie hätten uns sagen sollen, dass Sie vorbestraft sind«, sagte Banks. »Hätte uns 'ne Menge Ärger erspart. Solche Sachen kriegen wir ziemlich schnell raus, und für Sie wäre es günstiger gewesen, es selbst zu sagen.«
»Ich war ja nicht im Knast. Außerdem war das kein -«
»Ich will keine Ausreden hören. Ich weiß selbst, dass Sie nicht im Gefängnis waren. Sie bekamen Bewährung. Hatten Glück, weil der Richter Mitleid mit Ihnen hatte.«
»Ich weiß nicht, warum das wichtig sein soll.«
»Wissen Sie nicht? Ich denke schon«, entgegnete Banks. »Sie standen bei einem Lagerhausbrand wegen Beihilfe vor Gericht. Sie haben nur deshalb eine so milde Strafe bekommen, weil Ihr Chef mit Ihnen unter einer Decke steckte und er das Streichholz gezündet hat. Aber Sie haben ihm geholfen, Sie haben ihm ein Alibi verschafft und die ganze Ermittlung hindurch für ihn gelogen.«
»Das musste ich doch tun, er war mein Chef! Was hätte ich denn sonst machen sollen?«
»Ich bin nicht hier, um Ihre persönlichen Probleme zu lösen. Man hat immer die Wahl. Sie haben sich falsch entschieden. Aber Ihre Arbeit haben Sie sowieso verloren, stattdessen sind Sie jetzt vorbestraft. Als die Versicherung Verdacht schöpfte und die Polizei einschaltete, ging die Firma Pleite. Seitdem sitzen Sie auf der Straße, von ein paar Gelegenheitsjobs mal abgesehen.« Banks sah sich um. »Sie können von Glück sagen, dass Sie die Hypothek aufs Haus so gut wie abbezahlt haben. Haben Sie vom Chef vielleicht Bares bekommen, weil Sie ihm bei der Brandstiftung geholfen haben?«
Hurst schwieg. Banks vermutete, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
»Sind Sie bei dem Feuer auf den Geschmack gekommen?«
»Ich bin nicht auf den Geschmack gekommen. Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
»Auf die Kanalboote, Andrew. Auf die Kanalboote.«
Hurst sprang auf. »Das können Sie mir nicht anhängen!« Er tippte sich mehrmals auf die Brust. »Ich hab schließlich die Feuerwehr verständigt, ja?«
»Als es längst zu spät war. Sie sind gesehen worden, als Sie sich im Wald rumtrieben, wahrscheinlich haben Sie Tina Aspern beobachtet. Sie haben kein Alibi. Sie haben Ihre Sachen sofort gewaschen, damit wir sie nicht untersuchen konnten. Ich bitte Sie, Andrew, wonach sieht das in Ihren Augen aus? Warum haben Sie das gemacht? Wegen des Nervenkitzels?«
Ernüchtert setzte Hurst sich wieder hin. »Das war ich nicht. Ehrlich, ich war's nicht. Hören Sie, ich weiß, dass es nicht gut für mich aussieht, aber ich sage die Wahrheit. Ich war den ganzen Abend zu Hause und habe Videos geguckt. Wie fast jeden Abend. Oder ich lese. Ich habe nicht besonders viele Freunde, und ich habe keine Arbeit. Was soll ich da Ihrer Meinung nach tun?«
»Sind Sie ein unsicherer Mensch, Andrew? Geht's darum? Werden Sie immer wütender und zorniger, bis Sie keinen Ausweg mehr wissen und einfach etwas in Brand setzen müssen?«
»Das ist albern. Sie stellen das so hin, als würde ich gerne mit Feuer spielen oder so.«
»Stimmt das nicht?«
»Nein. Natürlich nicht. Dieser Brand damals, den ich übrigens nicht gelegt habe, war eine rein geschäftliche Angelegenheit. Niemand wurde verletzt, das war für keinen irgendeine perverse Befriedigung. Damit
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