Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
noch im selben Sessel saß und an den Fingernägeln kaute. Es war sinnlos, ihn noch länger wegen seiner Spannerei zu befragen. Auch wenn er tatsächlich versucht hatte, einen Blick auf die nackte Tina zu erhaschen, würde er es niemals zugeben. Und selbst wenn er es gestand, was sollte Banks dann tun? Tina war ja nicht mehr da, um ihn anzuzeigen. Aber wenn sie ihn bemerkt und ihm mit einer Anzeige gedroht hatte ... ? Nein, die Indizienlage war schon dünn genug, um Hurst mit dem ersten Brand in Verbindung zu bringen; beim zweiten deutete überhaupt nichts darauf hin. Außerdem war das Feuer ja auf McMahons Boot gelegt worden. Warum sollte man einen erwachsenen, gesunden Mann umbringen, wenn man einen weggetretenen Junkie anzünden konnte?
Banks hielt Hurst für einen windigen Typen, wahrscheinlich auch für einen Voyeur, aber ihm war klar geworden, dass es bei Hurst nichts zu holen gab. Das einzig mögliche Motiv wäre Rache an McMahon gewesen, weil der Hurst bei seinem Antrittsbesuch so barsch abgespeist hatte, aber das war nicht gerade zwingend. Da hätte Hurst schon mehr als eine Schraube locker haben müssen. Dennoch: Es waren genug Fragen offen; er blieb auf der Liste.
»Warum haben Sie Ihre Sachen gewaschen, Andrew?«, fragte Banks. »Den Anorak! Sie müssen doch zugeben, dass das auffällig ist.«
Hurst sah ihn an. »Ich weiß. Ich dachte nur ...«Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht habe ich nicht mehr klar gedacht. Ich meine, sicher wusste ich, dass Sie rauskriegen würden, dass ich mal in Zusammenhang mit einem Brand festgenommen worden bin. Ich halte Sie nicht für blöd. Ich dachte nur, vielleicht haben Sie bis dahin längst denjenigen gefunden, der diesen Brand hier gelegt hat, und dann wäre es egal. Ich war nah genug dran am Feuer; mit Sicherheit waren Spuren davon an meinen Sachen. Sie stanken nach Qualm und Terpentin. Ich weiß, wie gut die Testmethoden heutzutage sind. Ich wollte einfach keine Nacht in der Arrestzelle verbringen.«
»Sie haben Terpentin gerochen?«
»Ja. Der Geruch hing in der Luft.«
»Das haben Sie aber letztens nicht erwähnt.«
»Ich wollte nicht mit reingezogen werden.«
Hätte Banks jedes Mal einen Penny bekommen, wenn er diese Ausrede hörte, wäre er inzwischen ein gemachter Mann. Er stand auf. »Sie können von Glück sagen, dass ich Sie nicht mitnehme, weil Sie unsere wertvolle Zeit verschwendet haben«, sagte er und warf Hurst seine Karte zu. »Verreisen Sie vorerst nicht, und falls Ihnen noch irgendwas einfällt, rufen Sie mich an.«
Bedrückt nickte Hurst und legte die Karte auf den Tisch.
»Machen Sie's sich wieder mit Helen Shapiro gemütlich!«, empfahl Banks und ging.
Beim Betreten von Phils Cottage war Annie immer wieder erstaunt, wie blitzblank alles war. Nicht dass all die anderen Männer in ihrem Leben unordentlich gewesen wären - Banks' Haus war meistens aufgeräumt, mal abgesehen von den CD-Hüllen auf dem Couchtisch, dem leeren Whiskyglas und dem überquellenden Aschenbecher, als er noch rauchte -, aber Phils Cottage mit dem Kiefernduft-Raum-Erfrischer machte einen fast militärisch sauberen Eindruck. Nun, es war nicht sein Hauptwohnsitz, er verbrachte nicht sehr viel Zeit dort. Annie fragte sich, wie seine Wohnung in London aussehen mochte. In Chelsea, hatte er erklärt.
Vielleicht würden sie bald ein Wochenende dort verbringen. Auch wenn es teuer werden würde - aber im Vergleich zu einem Aufenthalt in New York war es geradezu ein Schnäppchen, immerhin sparten sie die Hotelkosten.
»Wie schön, dich zu sehen«, sagte Phil und schloss die Tür hinter ihr.
»Ich komme nicht rein privat.« Annie lächelte, damit es nicht so hart klang. »Ich brauche deine Hilfe.« Noch immer war sie sauer auf Banks, aber das brauchte Phil ja nicht zu wissen.
Er hob die Augenbrauen. »Meine Hilfe? Meinen fachmännischen Rat?«
»Von höchster Stelle genehmigt.«
»Aber wobei soll ich dir helfen?«
Annie ließ ihn die erforderlichen Unterlagen unterschreiben, öffnete den Reißverschluss ihrer Aktentasche und legte die inzwischen durch Plastikhüllen geschützten und nummerierten Skizzen und das Aquarell von Turner auf den Tisch.
»Oh«, machte Phil, »das ist in der Tat eine Überraschung. Wo hast du die denn her?«
»Aus dem feuerfesten Safe eines Wohnwagens, der am Wochenende abgebrannt ist. Er gehörte einem Mann namens Roland Gardiner.«
»Deshalb
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