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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
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strategisch über den Raum verteilt. Es war eine teure Anlage; Banks hatte schon oft von so was geträumt.
      Er ging zu den Einbauschränken und überflog die Sammlung von DVDs und CDs. Was er sah, erstaunte ihn. Roy hatte nicht den neuesten James Bond oder Terminator, keinen Schulmädchenreport oder Porno von Jenna Jameson, sondern von Fellini, Ran und Das Schloss im Spinnwebwald von Kurosawa, Herzogs Fitzcarraldo, Das siebte Siegel von Bergman und Truffauts Sie küssten und sie schlugen ihn im Regal. Einige Streifen würde sich auch Banks gerne ansehen - Der Pate, Der dritte Mann, Uhrwerk Orange -, aber die meisten waren ausländische Autorenfilme, Kinoklassiker. Auch einige Bücher fand er, in erster Linie Sachbücher über Musik und Kino bis hin zu Philosophie, Religion und Politik. Noch eine Überraschung. In einer kleinen Nische stand ein gerahmtes Familienfoto.
      Banks studierte Roys umfangreiche Opernsammlung auf DVD und CD: Die Zauberflöte, Tosca, Othello, Lucia von Lammermoor und andere. Ein kompletter Ring aus Bayreuth, der gleiche wie auf dem iPod. Dazu ein wenig Jazz aus den Fünfzigern und Hollywood-Musicals - Oklahoma! Süd Pazifik, Sieben Bräute für sieben Brüder -, aber keinerlei Pop, nur das Debütalbum der Blue Lamps. Banks freute sich, dass Roy Brians CD gekauft hatte, auch wenn er sie sich wahrscheinlich nicht angehört hatte. Er zog sie heraus und öffnete sie, neugierig, wie sie auf Roys teurer Anlage klingen würde. Statt des blauen Bildes auf der CD sah er die Worte »CD-ReWritable« und die Angabe, dass die CD 650 Megabyte oder 74 Minuten Spielzeit fasste.
      Banks ließ die CD in seine Jackentasche gleiten und setzte sich auf das Sofa. Auf der Armlehne lagen mehrere Fernbedienungen, und als er herausgefunden hatte, welche wozu gehörte, stellte er den Fernseher und den Verstärker an, um zu sehen, wie das System klang und was für ein Bild es lieferte. Es kam ein Fußballspiel. Die Bildqualität war phänomenal, der Kommentar laut genug, um Tote zu wecken. Banks schaltete wieder ab.
      Er ging zurück ins Arbeitszimmer, nahm den Schreibblock vom Tisch und einen Stift aus der Schublade und trug beides hinunter in die Küche. Er setzte sich an den Küchentisch und schrieb eine Nachricht, falls Roy während seiner Abwesenheit zurückkehren sollte: Er sei im Haus gewesen und käme wieder, Roy solle sich doch so schnell wie möglich bei ihm melden.
      Nun ärgerte er sich, sein Handy vergessen zu haben. Er war nicht zu erreichen. Aber jetzt war es zu spät, er hatte es auf dem Tisch im Wohnzimmer neben dem Discman liegen lassen, weil er sich in den letzten Monaten abgewöhnt hatte, mit dem Handy zu telefonieren. Dann kam ihm die Idee, Roys Apparat mitzunehmen. Er wollte eh die Einträge im Telefonbuch durchgehen, da konnte er genauso gut das Gerät bei sich haben, falls Roy sich mit ihm in Verbindung setzen wollte. Das schrieb er als R S. unter seine Nachricht, dann steckte er Roys Handy ein. Auf dem Weg nach draußen nahm er den Schlüssel, der am passendsten aussah, und verschloss damit die Haustür.
     
     

* 3
     
    »Was halten Sie davon, Annie?«, fragte Gristhorpe.
      Sie saßen im großen, mit Teppich ausgelegten Büro des Superintendents, nur die beiden. Zwischen ihnen auf dem Schreibtisch lag ein linierter Zettel. Es war nicht Banks' Handschrift, da war sich Annie sicher. Doch ansonsten war das Ganze ein Rätsel. Annie hatte die Tote nie gesehen und auch noch nie gehört, dass Banks von einer Jennifer Clewes gesprochen hätte. Das hatte natürlich nichts zu bedeuten. Zum einen mochte das nicht der richtige Name der Frau sein, zum anderen konnte Banks viele Seiten seines Lebens vor ihr verborgen haben, zum Beispiel eine neue Beziehung. Aber wenn das seine Freundin war, warum brauchte sie dann Anschrift und Anfahrtsbeschreibung ? Weil sie ihn noch nie in Gratly besucht hatte?
      War die Frau neu auf der Bildfläche? Annie bezweifelte es. So wie Banks in letzter Zeit gewesen war - zurückgezogen, launisch und unkommunikativ -, hatte er nicht die besten Voraussetzungen gehabt, jemanden kennenzulernen. Wer wollte ihn schon in diesem Zustand haben? Und diese Frau war jung genug, um seine Tochter zu sein. Nicht dass das Alter einen Mann je aufgehalten hätte, bloß ... Wichtiger war vielleicht, dass man sie mit einem Kopfschuss getötet hatte. Banks zu kennen war nicht ungefährlich, das wusste Annie nur zu gut, aber normalerweise endete es nicht tödlich.
      »Ich weiß
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