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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
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als er selbst Dylan, The Who und die Stones hörte, sich an Herman's Hermits gehalten.
      Eines der Lieder, über das Banks nun stolperte, war »Di-dos Klage« aus Purcells Dido und Äneas, und er lauschte ihm ein wenig länger, als nötig gewesen wäre. Wie immer, wenn er »Wenn ich in der Erde liege« hörte, bekam er einen Kloß im Hals und dieses Brennen in den Augen. Die Gefühlsregung überraschte ihn. Noch ein gutes Zeichen. Seit dem Brand hatte er so gut wie nichts mehr empfunden und den Grund darin vermutet, dass er nichts mehr besaß, womit er fühlen konnte. Die Ahnung, dass doch noch Leben in seinen alten Knochen steckte, munterte ihn auf. Er ging den Inhalt des iPods durch und fand viele gute Sachen: Bach, Beethoven, Verdi, Puccini, Rossini. Auch den kompletten Ring. Nobody's perfect, dachte er. Schon gar nicht Roy. Doch die Bandbreite seines Geschmacks beeindruckte Banks durchaus.
      Das Telefon war wie ein kleiner Computer. Banks wählte 1471 und erfuhr, dass der letzte Anruf von ihm selbst gekommen war, am Morgen vor seinem Aufbruch nach London. Roy hatte sich nicht für den Extraservice angemeldet, der die Nummern der letzten fünf Anrufer registrierte. Aber das war wahrscheinlich sowieso egal, dachte Banks, da er selbst es mindestens fünfmal probiert hatte. Das Telefon war mit einem digitalen Anrufbeantworter verbunden, und nach einigem Herumprobieren an den Knöpfen fand Banks drei Nachrichten, sämtlich von ihm. Bei den übrigen Anrufen hatte er keine Nachricht hinterlassen.
      Banks meinte, ein Geräusch zu hören. Er blieb reglos sitzen und lauschte. Was wäre, wenn Roy zurückkäme und seinen Bruder dabei überraschte, wie er seine persönlichen Dinge und Geschäftsunterlagen durchsuchte? Wie sollte Banks sich da rausreden? Andererseits wäre er erleichtert, Roy zu sehen, und Roy würde bestimmt verstehen, dass sein Anruf die Alarmglocken bei seinem Bruder, dem Polizeibeamten, hatte schrillen lassen. Dennoch wäre es peinlich. Es vergingen ein, zwei Minuten, aber er hörte nichts weiter und schob es dann auf die vielen Geräusche, die alte Häuser so machten.
      Banks zog die Schreibtischschubladen auf. Die beiden untersten enthielten Ordner mit Rechnungen und Steuerunterlagen, die ihm auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich erschienen. In den oberen fanden sich die üblichen Büroartikel: Tesafilm, Gummibänder, Büroklammern, Schere, Schreibblöcke, Tacker und Druckerpatronen.
      Die flache Schublade in der Mitte barg Kugelschreiber und Stifte in jeder Größe und Form. Banks wühlte darin herum, und ein Stift fiel ihm auf. Er war dicker und kürzer als die anderen, eher viereckig statt rund. Banks hielt ihn für einen Textmarker, nahm ihn heraus und zog neugierig die Kappe ab. Es war kein Stift. Wo die Mine hätte sein müssen, befand sich ein kleines Rechteck aus Metall, das wie ein Stecker aussah. Aber wo steckte man den hinein? Wahrscheinlich in einen Computer. Banks drückte die Kappe wieder auf und schob den Stift in seine Hemdtasche.
      Die letzte Tür führte in das Wohnzimmer über der Garage. Es war der Raum mit dem großen Erkerfenster, das auf die Straße ging. Hier herrschten andere Farben vor, Rottöne und Erdfarben, ein afrikanisches Ambiente. An den Wänden hingen weitere Schwarzweißfotos, und Banks fragte sich erneut, ob Roy sie aufgenommen hatte. Er wusste nicht, ob man mit einer Digitalkamera Schwarzweißbilder von dieser Qualität machen konnte, aber möglich war es schon. Dennoch konnte er sich nicht erinnern, dass sich sein Bruder für Fotografie interessiert hätte; soweit Banks wusste, hatte Roy nicht einmal an der Foto-AG in der Schule teilgenommen, obwohl das damals fast jeder in der eitlen Hoffnung getan hatte, der Leiter würde ihnen irgendwann ein Nacktmodell vorsetzen.
      Wie der Rest des Hauses war auch dieses Zimmer sauber und aufgeräumt. Nirgends ein Staubkörnchen, kein leeres Glas. Banks nahm nicht an, dass Roy selbst sauber machte, er hatte mit Sicherheit eine Putzfrau. Selbst die Unterhaltungsmagazine auf dem Tisch lagen parallel zur Kante, wie bei Hercule Poirot. Vor dem Fenster stand ein gemütliches Sofa, gegenüber an der Wand hing ein 16 :9-Breitwand-Plasmafernseher, der an eine Satellitenschüssel und einen DVD-Player angeschlossen war. Bei näherem Hinsehen stellte Banks fest, dass das Gerät auch DVDs aufnehmen konnte. Unter dem Bildschirm standen ein Subwoofer und ein Center-Lautsprecher. Vier kleinere Lautsprecher waren
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