Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Kate ihre Nase überall reinsteckte und ständig über alles Bescheid wissen wollte. Sie spielte sich auf, wollte wissen, wo Jenn mit wem hinging. Manchmal hat Jenn gemeint, es wäre schlimmer als zu Hause bei ihren Eltern.«
So eine Mitbewohnerin hatte Annie auch mal gehabt, in Exeter, eine gewisse Caroline. Die war sogar so weit gegangen, Annie über ihre Verhütungsmethoden auszufragen. Und wenn Annie nachts nicht nach Hause kam, hatte sie sich am nächsten Morgen alles ausführlich berichten lassen. Carolines Expeditionen in Annies Intimleben wirkten manchmal, als sei sie auf heiße Geschichten aus; sie selbst hatte nie einen Freund. Annie nahm an, Caroline bevorzugte die Freuden aus zweiter Hand. Nicht dass Annie viel erzählt oder überhaupt viel zu berichten gehabt hätte. Meistens jedenfalls nicht.
»Warum wohnten Sie nicht mit Jennifer zusammen?«
»Für Jenn war Hounslow zu weit draußen, und ich muss hier wohnen, wegen meiner Arbeit. Ich hätte keine Lust, jeden Tag aus der Stadt raus nach Heathrow zu fahren.«
»Verstanden die beiden sich denn gar nicht, Kate und Jennifer?«
»Doch, so meinte ich das nicht. Man kann schon mit jemandem zurechtkommen, der anders drauf ist, klar, selbst wenn man sich über manche Kleinigkeiten aufregt. Dann muss man sich halt aus dem Weg gehen.«
»Stimmt«, bestätigte Annie. »Manchmal ist das besser.«
»So war das mit den beiden. Die verstanden sich schon ganz gut. Kate hielt alles sauber, ließ kein Essen im Kühlschrank vergammeln, schloss hinter sich ab, wenn sie rausging, machte keinen großen Lärm. So was halt. Ist ja auch wichtig, wenn man mit jemandem auf engem Raum zusammenlebt. Sie hatten nie Krach oder so. Nur ist Kate eben ein bisschen herrisch und auch neugierig. Alles muss so sein, wie sie es will. Und was das Rauchen angeht, hat sie echt 'ne Meise. Ich hab die beiden nie besucht. Ist natürlich ihr gutes Recht, klar, aber trotzdem sollte man meinen, dass man hin und wieder etwas entgegenkommender sein könnte, oder?«
»Wahrscheinlich schon«, meinte Annie. »Was war mit Männern?«
»Was soll damit sein?«
»Gab es da Probleme?«
Melanie warf das Haar nach hinten. »Ich glaube, Kate hatte keinen großen Bock mehr auf Männer. Vor einiger Zeit glaubte sie, sie wäre schwanger. Das war echt ein Schock für sie. Hat Jenn mir erzählt. Aber ich weiß nichts über ihr Liebesleben.«
»Und Jennifer?« Annie wusste bereits von Kate Nesbit über Jennifers Exfreund Victor Bescheid, wollte aber wissen, ob auch Melanie ihn kannte.
Melanie überlegte und schien eine Entscheidung zu fällen. »Wenn es um Liebe geht, meint Jenn es immer ernst«, erklärte sie. »Letztes Jahr trennte sie sich kurz vor unserem Urlaub von einem Mann, mit dem sie drei Jahre zusammen gewesen war. Sie war wirklich fertig. Ich hätte ihr auch vorher sagen können, wie es ausgehen würde, aber das macht man nicht, oder? Ich meine, Jenn machte ihm Druck, wollte mit ihm zusammenziehen, heiraten, Kinder. Es war klar, dass er einen Rückzieher machen würde.«
»Und so war es dann auch?«
»Ja.« Melanie lachte. »Im Urlaub wollte sie auf andere Gedanken kommen. Sie wollte den Typen vergessen. Sich besaufen und mit so vielen heißblütigen Italienern wie möglich vögeln.«
»Und, klappte das?«
»Nein. Funktioniert doch nie, oder? Jenn las ein Buch nach dem anderen, und ich hab die Kellner mit meinem Italienisch gequält, die waren alle mindestens fünfzig. Im ganzen Ort war kein halbwegs passabler Typ zu finden. Meistens saßen wir abends mit ein paar Flaschen billigem sizi-lianischen Wein herum und bedauerten uns selbst. Morgens hatten wir dann einen Brummschädel. Ach, und am zweiten Tag bekam Jenn einen Sonnenbrand. Ich würde sagen, der Urlaub war ein Reinfall.«
»Und danach?«
»Irgendwann war Jenn drüber hinweg.«
»Und ihr Ex?«
»Nicht so richtig«, sagte Melanie mit einem Stirnrunzeln. »Jenn hat erzählt, er würde sie belästigen, es würde ihm leid tun, angeblich hätte er einen großen Fehler gemacht, wollte eine zweite Chance und so weiter. Er hat ständig versucht sie anzurufen.«
»Zu Hause oder auf der Arbeit?«
»Beides.«
»Wenn Sie sagen, er belästigte Jenn, meinen Sie dann, dass er ihr nachstellte, sie bedrohte, oder was?«
»Sie hat nur gesagt, er würde sie belästigen.«
»Wissen Sie seinen Namen und wo er wohnt?«
»Das habe ich
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