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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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irgendwo notiert. Erinnern Sie mich dran, bevor Sie gehen. Er wohnt irgendwo draußen Richtung Chalk Farm, heißt Victor Parsons.«
      »Hatte Jennifer nach Victor einen neuen Freund?«
      »Ja, ich glaub schon. Aber noch nicht lange.«
      »Seit ein paar Wochen?«
      »Ja, höchstens zwei Monate. Jenn war sehr vorsichtig. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie ihn sehr mochte.«
      »Wissen Sie, wie er heißt?«
      »Tut mir leid, das hat sie nicht gesagt. Ich meine, sie hat so gut wie gar nichts von ihm erzählt, sie war sehr verschlossen. Nur kenne ich sie schon so lange, dass ich merke, wenn da was läuft. Verstehen Sie, was ich meine?«
      »Glauben Sie, er könnte verheiratet sein?«
      »Verheiratet? Großer Gott, hoffentlich nicht! Also, Jenn würde nie im Leben etwas mit einem verheirateten Mann anfangen, nicht wenn sie es wüsste. Wie gesagt, sie nahm die Liebe sehr ernst. Sie glaubte, dass sie irgendwann den Richtigen finden und mit ihm glücklich werden würde. Sie nahm so was nicht locker.«
      Annie fragte sich, ob Kate Nesbits Vermutungen vielleicht jeder Grundlage entbehrten und schlicht die Folge von Jennifers Zurückhaltung in Bezug auf ihre Herzensangelegenheiten waren. »Wissen Sie, wo sich die beiden kennengelernt haben?«
      »Auf der Arbeit, schätze ich mal. Sonst geht sie ja nirgendwo hin, nur mit mir.«
      »Hören Sie, das wirkt jetzt ein wenig wie ein Klischee«, sagte Annie, »aber ich muss das fragen. Können Sie sich jemanden vorstellen, der Jennifer etwas hätte antun wollen? Wurde sie jemals von irgendjemandem bedroht?«
      Melanie antwortete, ohne zu zögern. »Nein.« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Jenn war ein guter Mensch, ein herzensguter Mensch.«
      »Sie meinen nicht, dass sie irgendwelche Feinde hatte?«
      »Sie hatte keine Feinde. Ich würde sagen, sie muss zufällig getötet worden sein. So was hört man doch manchmal in den Nachrichten. Vielleicht war es ein Serienmörder, auf jeden Fall einer, den sie nicht kannte. Wie bei dieser Frau vor ein paar Monaten.«
      »Wie war es auf der Arbeit? War da alles in Ordnung?«
      »Das müssten Sie ihre Kollegen fragen, mir hat sie nichts von Ärger erzählt. Sie mochte ihre Arbeit.« Wieder begann Melanie zu weinen. »Tut mir leid. Ich bekomme das einfach nicht in den Kopf.«
      Annie fielen eh keine weiteren Fragen ein. Sie tröstete Melanie, so gut sie konnte, und schlug ihr vor, eine Freundin anzurufen. Melanie wollte nicht, meinte, sie würde schon zurechtkommen, und trotz der Tränen spürte Annie, dass sie robuster war als Kate Nesbit. Außerdem wohnten Melanies Eltern in Shrewsbury, sie konnten nicht mal eben nach London fahren. Annie ließ ihre Visitenkarte mit der Handynummer zurück und sagte, Melanie könne sie jederzeit anrufen. Dann ging sie zurück zur U-Bahn und fragte sich, warum so ein sensibler, ernsthafter und außergewöhnlicher Mensch wie Jennifer Clewes ermordet worden war.
     
    Als Banks am Sonntagmorgen vom Vogelgezwitscher erwachte, hatte er einen pochenden Kopf, einen trockenen Mund und das untrügliche Gefühl, dass in der Nacht etwas sehr Sonderbares geschehen war.
      Er stolperte ins Badezimmer, trank zwei Glas Wasser und nahm drei Aspirin, dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück, wo er auf dem Sofa geschlafen hatte. Er griff zu Roys Handy und betrachtete das in der Nacht geschickte Foto. Es war bei Tageslicht nicht besser zu erkennen. Banks prüfte den Absender, dort stand »Name unbekannt«.
      Er sah sich das Foto genauer an. Der Vordergrund war verschwommen, die zusammengesunkene Gestalt undeutlich. Im Hintergrund war allem Anschein nach eine Wand. Banks meinte, darauf Buchstaben erkennen zu können. Er konnte kein Wort entziffern, aber ein Fachmann würde vielleicht etwas damit anfangen können.
      War der Mann auf dem Stuhl Roy? Möglich war es, dachte Banks; die Gesichtszüge waren nicht klar zu erkennen, aber die Frisur hatte Ähnlichkeit. Wenn es Roy war, handelte es sich dann um eine indirekte Nachricht an Banks, dass sein Bruder entführt worden war? Würde als Nächstes eine Lösegeldforderung folgen?
      Nein, der Mann auf dem Foto konnte jeder sein, entschied Banks schließlich. Vielleicht hatte sogar Roy selbst das Bild geschickt. Es konnte eine Botschaft oder eine Warnung sein. Andererseits war sie an Roys Handy geschickt worden, nicht an Banks, oder wusste etwa jemand, dass er das Telefon seines Bruders hatte? Die Vorstellung

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