Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
das erste Mädchen geküsst und als Jugendlicher zum ersten Mal verstohlen die Brust eines Mädchens betastet. Er versuchte sich zu erinnern, ob auch Roy dort solch prägende Erfahrungen gemacht hatte, wusste es aber nicht. Falls ja, war das nach Banks' Auszug gewesen, als sie kaum noch Kontakt miteinander hatten.
      An einen Zwischenfall konnte er sich jedoch erinnern. Als er ungefähr dreizehn und Roy acht Jahre alt gewesen war, wurde Roy draußen auf dem Feld von einem ungefähr zehn, elf Jahre alten Jungen drangsaliert. Der Größere boxte dem weinenden Roy immer wieder in den Bauch und verhöhnte ihn als Schwächling. Banks war hinübergelaufen. Er konnte nicht anders, als den Raufbold zu schlagen, bis der eine blutige Nase und eine aufgeplatzte Lippe hatte.
      Das Ganze sollte ein Nachspiel haben, denn am Abend standen die Eltern des Jungen vor Banks' Haustür. Nur weil Roy die Schilderung seines älteren Bruders bis ins kleinste Detail bestätigte, kam Banks mit einer Ermahnung davon, sich in Zukunft nur mit Kindern seines Alters anzulegen. Es hätte viel schlimmer kommen können. Also war er für Roy eingetreten und Roy anschließend für ihn. Was war danach passiert? Was hatte sie einander entfremdet?
      Wie so oft bei seinen unregelmäßigen Besuchen zu Hause schaute Banks in den Kleiderschrank, wo die Kisten aus seiner Jugend verstaut waren. Die letzten beiden Male hatte er Schatzkisten voll alter Schallplatten, Comics, Tagebücher, Bücher und Spielzeug entdeckt. Es gab Kisten dort, in die er noch gar nicht geschaut hatte. Ob davon auch welche Roy gehörten?
      Die Spielkiste mit dem Schloss gab es schon lange nicht mehr, doch dann fand er einen Pappkarton mit Gegenständen, die auf keinem Fall ihm gehört hatten: Corgi-Modell-autos - besser als die von Dinky, hatte Roy argumentiert, weil sie Plastikfenster hatten und echter aussahen -, ein Album mit bunten, aber wertlosen Briefmarken, ein tragbares, zusammenklappbares Schachspiel, ein Modellbaukasten, mit dem Banks nie hatte spielen dürfen, mehrere winzige U-Boote aus Cornflakes-Packungen, die man mit Backnatron füllen musste, damit sie erst tauchten und dann wieder an die Oberfläche kamen. Banks fand keine Tagebücher oder alte Schulzeugnisse, nichts, was das von den Spielzeugen hervorgerufene vage Gefühl von Roy mit mehr Inhalt gefüllt hätte. Dann stieß er auf dem Boden des Kartons auf einen »Junior Driver«, ein Spielzeuglenkrad. Banks konnte sich erinnern, dass Roy bei jeder Fahrt mit dem alten Morris Traveller seines Vaters das Lenkrad gegen das Armaturenbrett drückte und so tat, als säße er selbst am Steuer. Schon damals war Roy autoverrückt gewesen.
      Eine Weile hielt Banks das Plastiklenkrad in der Hand, dann legte er es zurück, stellte den Karton wieder in den Kleiderschrank und machte sich daran, die Vorhänge zuzuziehen.
     
    Noch vor Mittag wusste jeder im Polizeipräsidium von Eastvale, dass Banks' Bruder ermordet worden war. Gristhorpe ging zu einer Besprechung mit Assistant Chief McLaughlin; Schweigen legte sich über das Großraumbüro der Abteilung Kapitalverbrechen. Selbst die Telefonate wurden im Flüsterton geführt. Auch wenn nicht einer der Ihren in Ausübung seiner Pflicht gestorben war, so kam es doch verdammt nah heran.
      »Hast du ihn mal kennengelernt?«, fragte Winsome Jim Hatchley, der Banks von allen am längsten kannte.
      »Nein«, erwiderte Hatchley. »Ich hatte immer ein bisschen den Eindruck, er wäre das schwarze Schaf der Familie. Alan hatte nicht viel mit ihm zu tun.«
      »Trotzdem«, meinte Winsome. »Ist der Bruder.« Sie dachte an ihren kleineren Bruder Wayne, der Lehrer in Birmingham war. Sie sah ihn nur selten. Sie beschloss, ihn am Abend anzurufen.
      »Tja, so ist das«, gab Hatchley zurück.
      Winsome biss sich auf die Unterlippe und telefonierte weiter. Bei der Suche nach dem Mondeo hatte sie Glück gehabt: zuerst bei der Zulassungsstelle des Straßenverkehrsamts in Wimbledon, dann bei der nationalen Computerdatenbank für gestohlene Fahrzeuge. Ein auf die Beschreibung passender Pkw mit einer 51 auf dem Nummernschild war kurz vor dem Mord an Jennifer Clewes von einem Parkplatz für Langzeitparker am Flughafen Heathrow gestohlen worden. Als der Fahrzeughalter am Sonntagabend von seiner viertägigen Geschäftsreise aus Rom zurückkehrte und seinen Wagen nicht mehr finden konnte, erstattete er sofort Anzeige bei der Polizei. Winsome hatte bei der Dienststelle in Heathrow

Weitere Kostenlose Bücher