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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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weil man etwas übersehen hat.«
      »Ein bisschen wie unsere Beratung.«
      »Wie das?«
      »Tja, eigentlich klingt es abgedroschen, wenn man Leute fragt, ob sie sich gut mit ihren Eltern verstehen, ob sie ihren Vater mögen, aber wenn sich später herausstellt, dass es eine inzestuöse Beziehung gab, steht man reichlich blöd da, wenn man nicht mal gefragt hat, oder?«
      »Ich verstehe. Fällt Ihnen sonst noch etwas ein, das mir helfen könnte?«
      »Nein, tut mir leid.« Georgina überlegte. »Sagen Sie, Jenn wurde doch nicht vergewaltigt, oder?«
      »Nein.«
      »Ich dachte, die Polizei würde das verschweigen, macht sie ja manchmal.«
      »Manchmal ist es notwendig, wichtige Informationen vor der Öffentlichkeit zurückzuhalten, aber in diesem Fall nicht. Jennifer wurde in den Kopf geschossen, schlicht und einfach.« Annie merkte, dass Georgina bei dieser brutalen Bemerkung zusammenzuckte.
      »Aber was ich einfach nicht verstehe«, hakte Georgina nach, »ist, warum jemand sie auf diese Weise umbrachte. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin froh, dass es schnell ging. Es ist nur ... ich kann mir eventuell vorstellen, dass ein Sexualverbrecher sie vergewaltigt und tötet, um seine abnormen Bedürfnisse zu befriedigen, aber einfach so ...? Das ergibt doch keinen Sinn! Es kommt mir fast vor, als hätte jemand tatsächlich einen Grund gehabt, sie umzubringen.«
      »Wir versuchen unser Bestes, das herauszubekommen«, erklärte Annie und erhob sich. »Wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte - und ich meine wirklich alles, was Jennifer gesagt, getan, nicht getan hat, alles -, dann melden Sie sich doch bitte bei mir. Hier, meine Visitenkarte.«
      »Danke.« Georgina nahm die Karte entgegen und betrachtete sie.
      Auf dem Weg zu Dr. Lukas' Büro klingelte Annies Handy. Sie ging ins Treppenhaus, holte es aus der Tasche und hielt es ans Ohr.
      »Ja?«
      »Annie, hier ist Dave. Dave Brooke.«
      »Was ist, Dave? Hast du Neuigkeiten für mich?«
      »Allerdings«, sagte Brooke. »Aber mach dich auf etwas gefasst, ist nichts Gutes.«
      »Sag schon!«
      »Wir haben gestern Abend die Leiche von Roy Banks gefunden. Sie wurde in der Nähe vom Eye aus der Themse gefischt.«
      »Ach, du meine Güte! Was heute Morgen in der Zeitung stand? Das war Roy Banks?«
      »Ja. Er wurde erschossen. Mit einer Zweiundzwanziger, wie es aussieht.«
      »Und Alan ...?«
      »Hat ihn identifiziert. Und uns gebeten, den Namen so lange geheim zu halten, bis er es seinen Eltern gesagt hat. Er war ganz schön durch den Wind.«
      »Das kann ich mir vorstellen. Der Arme!«, sagte Annie. »Kann ich irgendwas tun?«
      »Im Moment nicht. Er ist nach Peterborough gefahren. Hat mich gerade angerufen. Er wird eine Zeit lang bei seinen Eltern bleiben. Ich dachte, ich sage dir besser Bescheid.«
      »Ja, danke, Dave. Meine Güte, was ist hier bloß los?«
      »Wenn ich das wüsste ...«
     
     

* 10
     
    Seit über zwanzig Jahren war Familie Banks bei Dr. Gren-ville vom staatlichen Gesundheitsdienst in Behandlung. Damals hatte er allerdings noch seine eigene Praxis gehabt. Als Banks ihn anrief und berichtete, was geschehen war, erklärte er sich sofort mit einem Hausbesuch einverstanden. Er war ein hektischer, penibler Mann, der kurz vor der Pensionierung stand. Er hatte graues Haar und trug einen Schnurrbart. Rührend kümmerte er sich um Ida Banks, verabreichte ihr ein Beruhigungsmittel und stellte ein Rezept für weitere Medikamente aus, mit dem Banks zur Apotheke eilte. Auf dem Rückweg kam er in Versuchung, selbst ein oder zwei Tabletten zu nehmen, hielt sich aber zurück. In den nächsten Tagen würde er einen klaren Kopf brauchen.
      Ida Banks lag auf dem Sofa, eine kleine verlorene Gestalt unter der Decke. Sie murmelte vor sich hin, doch was sie sagte, ergab nicht viel Sinn. Nach einer Weile schlief sie ein. Banks bot seinem Vater eine Tablette an, doch der lehnte entrüstet ab. Er hatte sich schon immer den Widrigkeiten des Lebens gestellt, schutzlos, das würde sich jetzt nicht ändern.
      »Was machen wir nun?«, fragte er Banks. »Ich meine, muss man nicht irgendetwas ausfüllen oder so?«
      »Keine Sorge, Dad. Das erledige ich, wenn ich wieder in London bin. Weißt du, ob Roy ein Testament gemacht hat?«
      »Ein Testament? Keine Ahnung. Hat er nie von gesprochen.«
      »Ich setze mich später mit seinem Anwalt in Verbindung. Die Nummer steht in Roys Telefonbuch.

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