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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nervös, besorgt, unruhig. Haben Sie das auch bemerkt?«
      »Wir haben uns turnusmäßig letzten Mittwoch getroffen«, erklärte Dr. Lukas, »und wenn ich es recht bedenke, war sie wirklich leicht gereizt.«
      »Aber Sie wissen nicht, warum?«
      »Ich dachte, es sei Liebeskummer, aber wie gesagt, ich weiß nichts über ihr Privatleben.«
      »Warum dachten Sie dann an Liebeskummer?«
      Die Ärztin lächelte. Sie war schlank, um die vierzig, hatte grau meliertes kurzes dunkles Haar, schmale Wangen unter hervorstehenden Backenknochen und einen müden Zug um die Augen. Ihre Körpersprache wirkte angespannt, nervös. »Ich weiß, man soll keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte sie, »aber Jennifer war eine sehr schöne Frau, ich habe öfter gesehen, dass sie von einem Mann abgeholt wurde.«
      Das musste Roy Banks gewesen sein. »Ja, wir wissen Bescheid«, sagte Annie. »Aber wir glauben, dass ihr etwas anderes Sorgen bereitete.«
      Die Ärztin streckte die Arme aus, die Handflächen nach oben gekehrt. »Dann kann ich Ihnen nicht helfen«, erklärte sie.
      »Was ist mit Jennifers Exfreund, Victor Parsons? Haben Sie den mal kennengelernt?«
      »Nicht dass ich wüsste.«
      »Er war angeblich ein- oder zweimal hier und hat einen Aufstand gemacht.«
      »Ich bin hier oben weit weg«, gestand Dr. Lukas. »Wahrscheinlich habe ich es nicht mitbekommen.«
      »Jennifer lernte ihren neuen Freund hier kennen, weil er eine junge Frau begleitete, die alle für seine Tochter hielten. Sie heißt Corinne, aber ich glaube nicht, dass sie seine Tochter ist. Haben Sie sie untersucht?«
      »Wann soll das gewesen sein?«
      »Vor rund zwei Monaten. Im April.«
      Dr. Lukas drehte sich zu ihrem Laptop um und tippte etwas ein. »Corinne Weiland?«
      »Das müsste sie sein«, sagte Annie. »Ich weiß ihren Nachnamen nicht.«
      »Eine andere Corinne hab ich nicht.«
      »Dann muss sie es sein.«
      »Ja, dann habe ich sie untersucht«, erklärte Dr. Lukas. »Aber ich hatte keine Ahnung, dass sie die Tochter von diesem Mann war oder sonst was. Ich habe ihn nicht kennengelernt, und sie hat nicht von ihm gesprochen. Es war ein unkompliziertes Gespräch.«
      »Was geschah mit ihr?«
      »Sie hatte einen Abbruch, dann hat sie ihr Leben weitergeführt wie zuvor, nehme ich an.«
      »Haben Sie schon mal den Namen Carmen Petri gehört?«
      »Nein«, antwortete Dr. Lukas, ein klein wenig zu schnell für Annies Gefühl.
      »Wissen Sie, was >späte Mädchen< sind?«
      »Frauen, die schon länger auf ihre Periode warten? Die erst sehr spät schwanger werden? Keine Ahnung.«
      »Könnten es auch Frauen sein, deren Schwangerschaft für eine Abtreibung zu weit fortgeschritten ist?«
      »Dann gibt es keine Abtreibung. Zum einen ist es verboten, zum anderen gefährlich.«
      »Außer, wenn das Leben von Mutter oder Fötus gefährdet ist.«
      »Genau. In dem Fall darf operiert werden. Dann ist es aber streng genommen keine Abtreibung mehr, sondern ein chirurgischer Eingriff, um ein oder mehrere Leben zu retten. Eine Notoperation.«
      »Ich verstehe den Unterschied«, sagte Annie. »Hatte das Zentrum schon mal mit so einem Eingriff zu tun?«
      »Nicht dass ich wüsste.«
      »Und das würden Sie, als ärztliche Leitung?«
      »Sie können das ja in den Kliniken überprüfen, wo die Abbrüche letztlich durchgeführt werden, aber ich bezweifle es stark. Wir beschäftigen uns in erster Linie mit Familienplanung, auch wenn wir ein größeres Spektrum an Dienstleistungen anbieten als viele ähnliche Unternehmen. Wenn bei einer Frau ein Abbruch nach der vierundzwanzigsten Woche gemacht werden muss, wird sie automatisch ans Krankenhaus überwiesen. Dann ist es ein medizinisches Problem, es geht nicht mehr um die persönliche Entscheidung.«
      »Verstehe«, sagte Annie. Sie würde hier nicht mehr weiterkommen. Wenn das Zentrum an illegalen Abtreibungen beteiligt war, würde Dr. Lukas das sicherlich nicht zugeben. Annie war nicht völlig überzeugt, dass die Ärztin noch nie von dieser Carmen gehört hatte, auch war sie bei den »späten Mädchen« ausweichend gewesen. Vielleicht würde sie später noch mal auf Dr. Lukas zukommen, dachte Annie, stand auf und verabschiedete sich höflich. Zuerst musste sie auf jeden Fall Victor Parsons aufsuchen. Und beim nächsten Mal würde Annie dafür sorgen, dass sie die Ärztin nicht im sterilen Umfeld der Praxis traf, wo Dr. Lukas sich zu

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