Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
ihr Handy hervor. »Ich sage wohl besser auch Alan Bescheid.«
»Wenn Sie meinen.«
»Ach ja, Ginger?«
»Ja, Chefin?«
»Seien Sie bitte ganz vorsichtig! Wir schnüffeln hier nicht nur bei der gesellschaftlichen Zielgruppe des Super rum - Ärzte und Anwälte -, sondern da läuft irgendwo eine Mörderin frei herum, und Sie wollen ihr auf keinen Fall auf den Schwanz treten und sie aufschrecken, ohne es selbst zu merken.«
Am späten Nachmittag ging Banks vom Präsidium der Western Area zum Fountain und ließ sich durch den Kopf gehen, was er gerade von Annie auf dem Handy gehört hatte. Julia Ford und Elizabeth Wallace hatten mal zusammengewohnt und spielten jetzt zusammen Golf. Nun, das leuchtete durchaus ein. Wenn sie sich noch aus der Studienzeit kannten, beide Single waren, als Akademikerinnen arbeiteten und in Harrogate lebten, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie befreundet waren und demselben Golfclub angehörten.
Die Verbindung zu Maggie Forrest interessierte ihn aber eigentlich viel mehr. Annies Bericht zufolge beauftragte sie Constance Wells aus Julia Fords Kanzlei mit ihren juristischen Belangen und kannte auch Julia Ford selbst flüchtig, sie konnte also bei einem Besuch im Büro durchaus etwas über Karen Drew mitbekommen oder ein aufschlussreiches Dokument gesehen haben. Julia Ford war die Anwältin von Lucy Payne gewesen, und Maggie ihre Fürsprecherin und Marionette. Sicherlich war alles durcheinandergeraten, aber die Verbindung war nun mal da.
Dann das Haar. Annie hatte Banks erzählt, dass ihre Expertin Famke Larsen eine Übereinstimmung gefunden hatte zwischen Kirsten Farrows Haaren, die 1989 in Greg Eastcotes Haus gefunden wurden, und einem Haar von der Decke, die Lucy Payne zum Zeitpunkt ihres Todes über den Beinen hatte. Das war natürlich kein schlüssiger Beweis, aber er reichte aus, um den Verdacht zu untermauern, dass Kirsten wieder aufgetaucht war und mit dem Mord an Lucy zu tun hatte. Wer sie war, blieb ein Geheimnis. Das Haar auf der Decke, hatte Annie ebenfalls erklärt, würde ein mitochondriales DNA-Profil liefern, das ihnen helfen könnte, die Mörderin zu identifizieren. Es würde allerdings einige Tage dauern, und aus Ausschlussgründen brauchten sie Proben von allen Verdächtigen. Trotzdem, es war definitiv ein Fortschritt.
Fürs Erste musste sich Banks auf den Hayley-Daniels-Fall konzentrieren. Er war bald am Ziel, das hatte er im Urin.
»Hallo, Jamie«, sagte Banks, als er den Pub betrat und sich an die Theke stellte. »Hallo, Jill.«
Jill Sutherland lächelte ihn an, Jamie nicht. Ein Jugendlicher in einem langen Gabardinemantel, der am Spielautomaten stand, sah sich um und schaute sofort wieder nach vorn. Banks kannte ihn von der Gesamtschule. Minderjähriger Schulschwänzer. Aber dafür interessierte er sich im Moment nicht. Wenn er später noch dran dachte, würde er den Direktor anrufen. Banks kam gut zurecht mit Norman Lapkin, hin und wieder tranken sie ein Bier zusammen. Norman verstand die Probleme im Umgang mit eigensinnigen Heranwachsenden.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Murdoch. »Könnt ihr mich nicht mal eine Minute lang in Ruhe lassen? Ich habe einen Pub zu führen.«
»Ich werde Ihnen nicht im Weg stehen«, sagte Banks. »Ganz im Gegenteil, ich tue noch was für Ihren Umsatz. Ich nehme ein Pint Black Sheep, wenn das in Ordnung ist.«
Jamie schaute zu Jill hinüber, die das Glas aus dem Regal nahm und das Pint zu zapfen begann. »Wie läuft das Geschäft?«, fragte Banks.
»Miserabel«, sagte Jamie. »Besonders seit letztem Wochenende.«
»Ja, ganz schön rücksichtslos von Kev Templeton, sich einfach hier um die Ecke die Kehle durchschneiden zu lassen, was? Ich meine, ein Mord kann das Geschäft ja eventuell noch ankurbeln, zieht die Neugierigen an, aber ein zweiter ...?«
Murdoch erblasste. »Das habe ich nicht gemeint. Das wissen Sie genau. Sie drehen mir das Wort im Mund um. Es tut mir leid, was mit Mr Templeton passiert ist, wirklich. Er war ein guter Polizist.«
»Wir wollen es mal nicht übertreiben, Jamie. Außerdem haben Sie ja nichts damit zu tun, oder?«
»Natürlich nicht.«
Jill lächelte, als Banks ihr einen Fünf-Pfund-Schein gab und sagte, sie solle selbst etwas trinken. Jamie vertiefte sich wieder in seine Bücher und Speisekarten, und Jill fuhr mit dem Polieren der Gläser fort. Eigentlich waren sie schon sauber.
Auf einer alten
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