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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nächste Raum war genauso vollgestellt und muffig wie der erste, doch zusätzlich führte eine steile Holztreppe hinunter ins Erdgeschoss, wo sich eine Tür mit gut geölten Scharnieren und einem kürzlich angebrachten Schloss zu einer namenlosen Gasse hinter Taylor's Yard öffnete, eine Stelle, die von keiner Überwachungskamera erfasst wurde.
      »Bingo!«, sagte Banks.
      »Das ist echt wie in diesem Musical Das Phantom der Oper«, meinte Stefan. »Geheimgänge und weiß Gott, was noch.«
      »Es sind nur für uns Geheimgänge«, erklärte Banks. »So eng gebaute Häuser und Lagerräume sind oft durch Kriechböden oder Ähnliches verbunden. Murdoch hat Wandpaneele abgelöst und ausgetauscht, damit er kommen und gehen konnte, wann er wollte. Anfangs war es wohl nur ein praktisches Geheimversteck zur Lagerung seiner Schmuggelware, doch als Hayley Daniels ihn so fertigmachte, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste, bot dies die perfekte Möglichkeit, es ihr heimzuzahlen. Er wusste, wo sie hinwollte und dass er innerhalb von Sekunden dort sein konnte, ohne gesehen zu werden. Wie lange hat er wohl von der Eingangstür bis ins Labyrinth gebraucht?«
      »Keine fünf Minuten«, sagte Stefan.
      »Sir?« Einer der Spurensicherer sprach sie an. Seine Taschenlampe leuchtete in eine Ecke.
      »Was ist das?«, fragte Banks.
      »Eine Plastiktüte«, sagte Stefan. Er machte Fotos davon. Der Blitz blendete alle in dem engen Raum, dann hob Stefan die Tüte vorsichtig an und öffnete sie. »Voilä«, sagte er und zeigte Banks den Inhalt. »Klamotten. Kondome. Bürste. Lappen. Wasserflasche.«
      »Das ist seine Ausrüstung«, meinte Banks. »Templeton hatte recht. Dem Schwein hat es so gut gefallen, dass er es wieder versuchen wollte.«
      »Oder er hat es von langer Hand geplant«, ergänzte Stefan. »Vielleicht beides.«
      »Ich glaube, davon sollten Sie nicht ausgehen«, sagte eine blasse Miss Melchior, die jetzt wieder auf Pflichtverteidigerin umschaltete und versuchte, trotz des wachsenden Entsetzens angesichts der Schuld ihres Klienten ihre Arbeit zu tun.
      »Schauen wir mal, was das Labor dazu sagt«, bemerkte Banks. »Gute Arbeit, Stefan, Jungs. Los, zurück ins Vernehmungszimmer. Wir wollen doch Mr Murdoch nicht noch länger warten lassen, oder?«
     
    Nach dem Mittagessen mit Ginger ging Annie zurück zur Dienststelle, um zu sehen, ob sich etwas Neues ergeben hatte. Sie hoffte auf weitere gute Nachrichten aus der Rechtsmedizin, hatte aber im Laufe der Jahre gelernt, geduldig zu bleiben. In der Zwischenzeit beschäftigte sie sich mit der Suche nach Dr. Laura Henderson, die, wie sich herausstellte, immer noch in Bath praktizierte. Nachdem am Telefon mehrmals besetzt gewesen war, kam Annie endlich durch und stellte sich vor. Dr. Henderson war natürlich argwöhnisch und bestand darauf, Annies Durchwahl zu notieren und sie über die Zentrale zurückzurufen.
      »Entschuldigen Sie«, sagte die Ärztin, als sie wieder miteinander verbunden waren, »aber in meinem Beruf kann man nicht vorsichtig genug sein.«
      »In meinem auch nicht«, antwortete Annie. »Kein Problem.«
      »Und, wie kann ich Ihnen helfen?«
      »Können Sie sich an eine Patientin namens Kirsten Farrow erinnern? Das muss ungefähr 1988 gewesen sein, vielleicht Anfang 1989. Ich weiß, das ist lange her.«
      »Aber sicher erinnere ich mich an Kirsten«, sagte Dr. Henderson. »Manche Patienten vergisst man nie. Warum? Ist etwas mit ihr passiert?«
      »Nicht dass ich wüsste«, sagte Annie. »Genau das ist das Problem. Seit rund achtzehn Jahren ist sie wie vom Erdboden verschluckt. Hat sie sich mal bei Ihnen gemeldet?«
      »Nein, hat sie nicht.«
      »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
      »Könnten Sie eben kurz warten? Ich hole mal die Akte. Die Sachen von damals sind leider nicht im Computer.«
      Annie wartete, klopfte mit dem Bleistift auf den Tisch. Kurz darauf war Dr. Henderson wieder am Apparat. »Unsere letzte Sitzung war am 9. Januar 1989«, sagte sie. »Seitdem habe ich Kirsten nicht mehr gesehen.«
      Annie hatte auf eine andere Antwort gehofft. »Warum kam sie danach nicht mehr zu Ihnen?«
      Es gab eine lange Pause am anderen Ende. »Ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen darüber reden soll«, sagte Dr. Henderson.
      »Ich versuche, Kirsten Farrow aufzutreiben«, erklärte Annie. »Alles, was Sie mir sagen können, ist mir eine Hilfe. Ich erwarte nicht von Ihnen, Ihre

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