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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ihr schlossen. Kurz darauf legte ihm jemand freundlich die Hand auf die Schulter. »Alan, altes Haus«, sagte Kevin Blackstone. »Ich glaube, du kannst was zu trinken gebrauchen. Und es ist schon Zeit fürs Mittagessen.«
     
    Winsome fand ein Café auf der Straßenseite gegenüber von Austins Abteilung und beschloss, sich hinzusetzen und dort zu warten, bis der langhaarige Student aus dem Gebäude kam. Sie wusste nicht genau, was sie tun würde, wenn sie ihn erblickte, aber sie würde sich schon etwas einfallen lassen.
      Winsome bestellte einen Caffé Latte und setzte sich auf einen Hocker ans Fenster, an dem entlang ein schmales orangenes Plastikbord in genau der richtigen Höhe verlief, um ihre Tasse darauf abzustellen. Sie war älter als die meisten Gäste, staunte aber, dass sie nicht viele neugierige Blicke auf sich zog. Winsome trug eine schwarze Jeans und eine kurze Jacke mit Reißverschluss, was hier nicht völlig fehl am Platz war, höchstens etwas zu schick für die Studentenszene.
      Wahrscheinlich erregte sie nicht viel Aufmerksamkeit, weil hier zwei chinesische Studenten in ein Gespräch vertieft waren, an einem anderen Tisch zwei muslimische Mädchen in Hidschabs saßen, daneben eine junge schwarze Frau mit Dread-locks, die sich mit einem ähnlich frisierten weißen Jungen in einem Bob-Marley-Shirt unterhielt. Die übrigen Gäste waren weiß, aber eine größere Vielfalt von Nationalitäten hatte Winsome in Eastvale noch nie gesehen. Sie fragte sich, wohin die am Samstagnachmittag alle verschwanden, wenn sie selbst einkaufen ging, oder am Samstagabend, wenn sich der Marktplatz in ein Katastrophengebiet für Jugendliche verwandelte. Winsome nahm an, dass es genug Pubs, Bars und Imbisse um den Campus herum gab, wo sich die Leute vergnügen konnten, ohne bei einem Zusammenstoß mit einer Horde betrunkener Soldaten oder Bauern ihr Leib und Leben riskieren zu müssen. Warum zog es Hayley und ihre Leute unbedingt ins Stadtzentrum? Liebten sie die Gefahr? Es waren wohl die aus Eastvale stammenden Studenten, die den Marktplatz unsicher machten, dazu die Ortsansässigen und Besucher aus den umliegenden Dörfern.
      Winsome behielt die Tür von Austins Gebäude im Auge und trank ihren Caffe Latte. Unbewusst kehrten ihre Gedanken zu Annie Cabbots erschreckendem Geständnis am Vorabend zurück. Ein Zweiundzwanzigjähriger, du lieber Himmel! Was hatte sich Annie bloß dabei gedacht? Das war doch fast noch ein Kind; der Sohn von DCI Banks musste ungefähr im selben Alter sein, jedenfalls nicht viel älter. Außerdem hatte Winsome gedacht, dass Annie und Banks irgendwann wieder zusammenfänden. Sie dachte, die beiden gäben ein schönes Paar ab, und wäre gern die Brautjungfer bei der Hochzeit gewesen. Wie sehr sie danebengelegen hatte! Der arme Banks. Wenn der das wüsste, wäre er bestimmt genauso angewidert wie Winsome.
      Eigentlich wunderte sie sich über ihre prüde Reaktion, aber sie war sehr streng und religiös erzogen worden, und wie viel Kontakt sie auch mit den freien Sitten der modernen Welt haben mochte - diese Prägung wurde man nicht wieder los.
      Nachdem Annie aus dem Restaurant gestürmt war, war Winsome ebenfalls nach Hause gegangen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil Annie sich ans Steuer setzte, aber als sie nach draußen trat, war der Astra schon verschwunden. Zu spät. Sie hatte das Gefühl, ihre beste Freundin im Stich gelassen zu haben, etwas Falsches gesagt zu haben, sich nicht richtig verhalten zu haben. Sie hatte Annie nicht das Verständnis und Mitgefühl entgegengebracht, das sie brauchte, denn Winsome war so schockiert und ratlos gewesen und alles andere als dankbar für dieses intime Geständnis, dass sie dazu nicht in der Lage gewesen war. Sie hatte kein großes Mitgefühl empfunden. So viel zum Thema schwesterliche Solidarität. Aber es war noch etwas anderes gewesen: Annie hatte angedeutet, mit diesem Jungen Ärger zu haben, aber aufgrund von Winsomes Reaktion nicht mehr darüber erzählt, und das machte Winsome jetzt ebenfalls Sorgen.
      Studenten in Jeans und T-Shirts mit Rucksäcken oder Umhängetaschen schlenderten die Straße hoch und runter, niemand schien es eilig zu haben. War das ein Leben, dachte Winsome. Die brauchten sich nicht mit Menschen wie Templeton herumzuschlagen oder sich früh am Sonntagmorgen die Leiche einer jungen Frau anzusehen. Außerdem gönnten sie sich mit Sicherheit jede Nacht schweißtreibenden Sex ohne jedes Schuldgefühl. Winsome

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