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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zu Ihrem Vorgesetzten macht. Sie sind doch schließlich kein Special Sergeant, oder?«
      Er sah mich an, als wollte er mich erschlagen. Wäre Mary Critchley nicht gewesen, hätte er das vielleicht auch getan. »Ich will nichts mehr hören. Beantworten Sie meine Fragen!«
      »Ja.«
      »Sie sagen, Sie hätten überall nach dem Burschen gesucht?«
      »Überall da, wo er sich normalerweise aufhält.«
      »Aber keine Spur von ihm gefunden?«
      »Sonst hätten wir Sie doch wohl nicht gerufen.«
      »Ich warne Sie: Halten Sie sich zurück und beantworten Sie meine Fragen. Dieser - wie heißt er noch gleich - Maurice Richards war der Letzte, der den Jungen gesehen hat?«
      »Johnny heißt der Junge. Und die Antwort lautet ja, soweit wir wissen.« Ich schwieg. Ich musste es ihm sagen. Wenn ich es nicht tat, würde Maurice es tun. Je länger es aufgeschoben wurde, desto schlimmer wäre es auf lange Sicht. »Es war noch jemand anders in der Gegend, ein Mann namens Colin Gormond.«
      Mary Critchley gab einen erschreckten Laut von sich. Sergeant Longbottom runzelte die Stirn, leckte an der Spitze seines Bleistifts und notierte etwas auf seinem Block. »Ich werde ein Wörtchen mit ihm reden«, sagte er. Dann, an Mrs Critchley gewandt: »Sie scheinen den Namen zu kennen, ja, Ma'am?«
      »Ich kenne Colin«, erwiderte ich, vielleicht ein bisschen voreilig.
      Longbottom starrte Mary Critchley an, deren Unterlippe zu zittern begann. Dann wandte er sich langsam zu mir um. »Wer ist dieser Gormond?«
      Ich seufzte. Colin Gormond war ein komischer Kauz. Manche sagten, er sei ein bisschen schwer von Begriff, aber davon war ich nicht überzeugt. Er lebte allein und hatte mit den Ortsansässigen nicht viel zu tun - für manche Menschen reichte das schon.
      Und dann die Sache mit den Kindern.
      Aus unerfindlichem Grund war Colin die Gesellschaft der Jungen aus dem Ort lieber als die der Erwachsenen. Um ganz ehrlich zu sein, konnte ich ihm das nicht verübeln, aber in so einer Situation war das verdächtig. Insbesondere wenn der ermittelnde Beamte jemand mit der Sensibilität und dem Einfühlungsvermögen eines Sergeant Longbottom war.
      Colin ging mit den Jungs gerne zum Zügegucken auf den Hügel an der Hauptstrecke, spielte mit ihnen Kricket auf dem Sportplatz oder verteilte Kastanien, wenn die Jahreszeit kam. Manchmal kaufte er ihnen Süßigkeiten oder Eis, schenkte ihnen sogar Bücher, Murmeln oder Comichefte.
      Meines Wissens hatte sich Colin Gormond niemals etwas zuschulden kommen lassen, nicht ein einziges Mal ein Kind angefasst, weder im Zorn noch mit anderen Absichten. Dennoch hatten sich einige Eltern kritisch geäußert - am deutlichsten Jack Blackwell, der Vater von Nick, einem von Johnnys Freunden -, es sei irgendwie nicht richtig, irgendwie nicht normal, dass ein Mann, der Ende dreißig oder Anfang vierzig war, so viel Zeit mit Kindern verbrachte. Irgendwie könne er nicht ganz richtig im Kopf sein, er müsse doch etwas im Schilde führen, deutete Jack Blackwell an, und wie immer, wenn jemand ein böses Gerücht in die Welt setzte, gab es genügend Menschen, die ihm bereitwillig glaubten. Diese Reaktion war zu erwarten, und ich wusste, dass so ein Gerücht bei Sergeant Longbottom auf fruchtbaren Boden fallen würde. Keine Ahnung, warum, aber ich spürte das sonderbare Bedürfnis, Colin zu beschützen.
      »Colin ist aus dem Ort«, erklärte ich. »Wohnt hier schon seit Jahren. Er spielt manchmal mit den Jungs. Die meisten mögen ihn. Er ist ein harmloser Kerl.«
      »Wie alt ist er?«
      Ich zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Um die vierzig.«
      Longbottom hob die schwere Augenbraue. »Um die vierzig und spielt mit Kindern, sagen Sie?«
      »Hin und wieder. Wie ein Lehrer oder ein Jugendleiter.«
      »Ist er Lehrer?«
      »Nein.«
      »Ist er Jugendleiter?«
      »Nein, aber was ich damit sagen wollte -«
      »Ich weiß genau, was Sie sagen wollten, Mr Bascombe. Aber jetzt hören Sie mal zu, was ich zu sagen habe. Wir haben hier einen Mann, der sich mit kleinen Jungen herumtreibt, und er wurde in der Nähe des Ortes gesehen, wo ein kleiner Junge verschwand. Meinen Sie nicht, dass das ein kleines bisschen verdächtig ist?«
      Mary Critchley heulte laut auf und begann von neuem zu weinen. Longbottom ignorierte sie. Er konzentrierte sich mit seiner Boshaftigkeit auf mich, den Weichling, den Liberalen, den Verteidiger von Kinderschändern. »Was haben

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