Inspector Banks kehrt heim
Festplatte kühlte. Sorgfältig drückte sie ihre lange Zigarette aus, überzeugte sich, dass sie nicht mehr vor sich hin glomm, trank einen Schluck Kaffee, drehte sich ein wenig im Stuhl und sagte: »Ja, doch, hatte sie. Auch wenn ich in dem Fall nicht von Affären sprechen würde.«
»Wie würden Sie es dann nennen?«
»Eigentlich waren es reine Zufallsbekanntschaften. Sie bedeuteten ihr nichts.«
»Und mit wem?«
»Sie hat keine Namen genannt.«
»Hatte sie letztes Wochenende in London auch so ein Techtelmechtel?«
»Ja. Sie hat mir auf der Rückfahrt davon erzählt. Hören Sie, Inspector Banks, Kim war kein schlechter Mensch. Sie brauchte bloß etwas, was David ihr nicht geben konnte.«
Banks holte das Foto des Mannes im dunkelblauen Anzug aus seiner Aktentasche und schob es über den Tisch. »Kennen Sie den?«
»Das ist Michael Bannister. Er arbeitet bei einer Büroeinrichtungsfirma in Preston.«
»Hatte Kim Fosse etwas mit ihm an diesem Wochenende?«
Norma drehte sich auf dem Stuhl und biss sich auf die Lippe. »Sie hat nicht gesagt, dass er es war.«
»Wundert Sie das?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist verheiratet. Nicht dass das heutzutage etwas heißen würde. Angeblich liebt er seine Frau heiß und innig, aber sie ist nicht sehr kräftig. Hat irgendwas am Herzen oder so.« Norma zog die Nase hoch, nieste und nahm sich ein Taschentuch.
»Was hat Kim Ihnen über das Wochenende erzählt?«
Norma Cheverel verzog die Mundwinkel zu einem seltsamen schiefen Grinsen. »Ach, Inspector Banks, wollen Sie das wirklich wissen? Wenn Frauen über Sex reden, ist das viel schmutziger als bei Männern, wissen Sie.«
Obwohl Banks merkte, dass er rot anlief, sagte er: »Das habe ich schon gehört. Hat sie sich jemals Sorgen gemacht, ihr Ehemann könnte etwas herausfinden?«
»O ja. Ich durfte es unter keinen Umständen David erzählen. Als ob ich das getan hätte! Er ist sehr eifersüchtig und jähzornig.«
»Hat er ihr jemals etwas getan?«
»Nur einmal. Beim letzten Mal, als wir auf einer Tagung waren. Er hatte offenbar versucht, sie nach zwölf auf ihrem Zimmer zu erreichen - irgendetwas war mit dem Hund -, aber sie war nicht da. Als sie nach Hause kam, flippte er aus, beschimpfte sie als Nutte und schlug sie.«
»Wie lange waren die beiden verheiratet?«
Norma schniefte wieder und putzte sich die Nase. »Vier Jahre.«
»Wie lange arbeiten Sie schon mit Kim Fosse zusammen?«
»Seit sechs Jahren. Als wir angefangen haben, hieß sie noch Kim Church. Da hatte sie gerade ihren Master gemacht.«
»Wie kamen Sie miteinander aus?«
»Sehr gut. Ich kümmere mich um das Finanzielle, und Kim war zuständig für Marketing und Verkauf.«
»Sind Sie verheiratet?«
»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Inspector Banks, aber nein, bin ich nicht. Mir ist einfach noch nicht der Richtige über den Weg gelaufen«, sagte sie kühl, und dann, mit einem Blick auf ihre goldene Uhr: »Haben Sie noch weitere Fragen?«
Banks erhob sich. »Nein, das wär's fürs Erste. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Sie stand ebenfalls auf und kam um den Tisch herum, um ihn zur Tür zu bringen. Ihr Handschlag zum Abschied war etwas forscher und kühler als bei der Begrüßung.
* 4
»Das heißt, Kim Fosse war diskret, machte aber dennoch Fotos?«, fragte Susan, als sie sich am späten Vormittag in Banks' Büro trafen. »War sie frivol?«
»Könnte sein. Oder einfach unvorsichtig. Die Bilder sind relativ harmlos.« Die sieben Aufnahmen des Films, der noch im Fotoapparat gewesen war, zeigten denselben Mann im Hotelzimmer, auch das Datum war identisch: 14. 11. 93.
»Michael Bannister«, las Susan ab. »Verkaufsdirektor bei Office Comforts Ltd in Preston, Lancashire. Wohnt mit seiner Frau Lucy in Blackpool. Keine Kinder. Seine Frau hat einen angeborenen Herzfehler, muss Medikamente nehmen, braucht viel Aufmerksamkeit. Seine Kollegen sagen, er betet sie an.«
»Also nur ein kleiner Fehltritt?«, vermutete Banks. Er ging zur kaputten Jalousie und schaute hinunter auf den verregneten Marktplatz, auf dem nur zwei Autos standen. Die goldenen Zeiger auf dem blauen Zifferblatt der Kirchturmuhr zeigten elf Uhr neununddreißig.
»So was kommt vor. Vielleicht öfter, als wir glauben.«
»Ich weiß. Ich schätze, wir lassen es bei ihm besser etwas vorsichtig
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