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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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konnte zum Verrecken keinen anderen Grund als reinen Zufall erkennen.
      Wer von ihnen war es gewesen? Und warum? Oder steckte doch jemand anders dahinter?
      Ich schob meine Brille höher und griff nach dem Telefon. Ein Detektiv aus Toronto zu sein hatte in Florida auch gewisse Vorteile.
      Nachdem ich telefoniert hatte, verspürte ich das Bedürfnis, mit dem Auto herumzufahren. Nicht weit. Vielleicht über die Hochstraße nach Sanibel und Captiva. Mittagessen im Mucky Duck. Meeresfrüchte und helles Bier. Schließlich war ich im Urlaub, da konnte Al noch so viel über alte Schnüffler und die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit erzählen.
      Aber als ich zu meinem Wagen ging, sah ich Karen Lee, die sich einige Parkplätze weiter über den Vorderreifen ihres gemieteten roten Honda beugte. Ihre weißen Baumwollshorts spannten sich straff über dem Po.
      Ich blieb stehen und bewunderte den Anblick, dann ging ich zu ihr und fragte, ob ich ihr helfen könne. Warum auch nicht? Sie konnte höchstens erwidern, ich solle mich verdrücken, sie sei durchaus in der Lage, den Reifen selbst zu wechseln. Oder aber sie würde mein Angebot huldvoll annehmen.
      Genau das tat sie.
      In der Hocke sitzend, drehte sie sich um, schirmte mit der Hand die Augen ab und sagte lächelnd: »O ja, danke. Das wäre nett.« Sie hatte Grübchen über den Mundwinkeln. Süß.
      Dann stand sie auf und wischte sich die Hände ab. Sie trug ein rosafarbenes Trägertop, der Stoff zwischen ihren Brüsten war vom Schweiß etwas dunkler.
      »Platt«, sagte sie.
      Ich wollte etwas Witziges antworten, doch bevor ich etwas sagen konnte, kam sie mir zuvor: »Der Reifen, meine ich. Ich hätte schon gestern Abend was machen müssen. Irgendetwas stimmte nicht, ich dachte, er würde vielleicht ein bisschen Luft verlieren. War mir aber egal. Aber als ich eben rauskam, war er ganz platt.«
      »Kein Problem«, sagte ich. In null Komma nichts hatten wir den Reifen gewechselt.
      »Vielen Dank«, sagte Karen und lächelte. »Eigentlich bin ich ja nicht so hilflos. Ich meine, ich weiß schon, wie man einen Reifen wechselt. Nur -«
      »Schon gut«, erwiderte ich. »Hab ich gern gemacht.«
      »Ich wollte nur sagen, dass es nett ist, wenn man das nicht alleine machen muss.« Wieder lächelte sie, und ich ergötzte mich an ihren Grübchen und den babyblauen Augen. Ihr Top war jetzt noch feuchter, auf dem Ansatz ihrer Brüste sah ich kleine Schweißperlen in den Härchen. Sie hatte das Haar zurückgebunden und mit Spangen gebändigt, aber ein paar Strähnen hatten sich gelöst und klebten an ihren roten Wangen. Eine eiskalte Frau?
      »Mensch, ist das heiß, was?«, sagte sie und fächelte sich Luft zu. »Kommen Sie doch mit zu mir rauf und machen Sie sich frisch. Das ist das mindeste, was ich Ihnen anbieten kann.«
      Ich hätte genauso gut zu mir gehen können, nur ein paar Häuser weiter, aber ich bin ja kein Dummkopf. Also folgte ich Karen die Treppe hoch zu ihrem Apartment im ersten Stock. Die Aufteilung war ungefähr genauso wie bei mir: eine offene Küche mit Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer - eins davon mit Bad -, Gästetoilette und Balkon.
      »Entschuldigen Sie die Unordnung«, sagte Karen und nahm Zeitschriften von der Couch. »Ich habe nicht mit Besuch gerechnet. Bitte, Sie können ins Badezimmer gehen.«
      Im Bad fanden sich die geheimnisvollen Utensilien weiblicher Schönheit: Wässerchen, Augenbrauenstifte, kleine Schwämmchen, Wattebäuschchen, Q-Tips. Ich wusch mir Schweiß und Schmutz von den Händen und aus dem Gesicht. Dann drückte ich auf die Toilettenspülung, um die Geräusche zu übertönen, die ich verursachte, als ich Schubladen und Schränke durchsuchte. Es war nichts Ungewöhnliches zu finden: Seife, Deo, Shampoo, Talkumpuder, Tampons, Schmerztabletten, Maloxan. Das einzig Interessante war eine Packung Pro-zac. Heutzutage, so schien es, nahm die halbe Menschheit dieses Antidepressivum.
      Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, war Karen gerade damit fertig, ihre Sachen ordentlich aufeinanderzulegen. Sie lächelte. »Möchten Sie etwas Kaltes trinken?«
      »Eine Cola wäre toll.«
      »Ich gehe mich nur schnell frisch machen.« Sie sah an sich herunter und breitete die Arme aus, schien sich dann aber ihrer Geste zu schämen. Jetzt, da wir im Haus waren, wirkte sie deutlich nervöser als vorher, und ich wusste nicht, wie ich sie beruhigen sollte. Sie hatte wahrscheinlich zu viele Filme über den

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