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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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konnte ich hier unternehmen? Zu Hause war ich Privatdetektiv mit Lizenz, hier unten war ich nicht mal gemeldet.
      Dennoch beschloss ich am Abend draußen auf dem Balkon nach dem Wein und den Garnelen, nicht so viel Bourbon zu trinken. Gut ausgeschlafen sein und ohne Kopfschmerzen zu erwachen war das Beste, um den Fährnissen des nächsten Tages zu begegnen.
     
    Das Gras pikste unter meinen Füßen, als ich am nächsten Morgen zum Schwimmen ging. Es war bereits fünfundzwanzig Grad warm, der Himmel azurblau.
      Auf der Brücke blieb ich kurz stehen und schaute ins trübe Wasser hinunter, suchte die großen Schildkröten und Welse. Ich hatte mir angewöhnt, ihnen abends, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, Brotstückchen zuzuwerfen. An diesem Morgen war kein Tier da.
      Zweihundert Meter weiter standen die gedrungenen braunen Wohneinheiten hinter einem Streifen vertrockneten Grases. Sie bildeten einen Kreis um eine große Insel, die durch eine Holzbrücke mit dem Festland verbunden war. Swimmingpool, Büro und Tennisplätze befanden sich auf der Insel. Die Ferienanlage hieß Whispering Palms. Da hatte wohl mal jemand Land in Florida gekauft und war sehr reich geworden.
      Ein alter Mann mit weißem Haarflaum auf seiner Lederhaut lag auf einer Gartenliege und genoss die frühen Sonnenstrahlen. Der Geruch von Kokosnussöl vermischte sich mit einem Hauch von Chlor. Das Schwimmbecken war noch immer mit gelbem Band abgesperrt.
      Ich bemerkte, dass die Bürotür angelehnt war, und steckte den Kopf hinein. Mary saß am Schreibtisch und starrte in die Ferne. Ich mochte sie. Sie war um die fünfundzwanzig, eine sportliche junge Frau mit dem Oberkörper einer Schwimmerin und den Oberschenkeln eines Sprinters. Sie hatte einen glänzenden schwarzen Zopf und ein offenes, freundliches Gesicht, dem man sofort vertraute.
      »Ach, Mr Erwin! Sie haben mich erschreckt. Sie wollten doch nicht schwimmen gehen, oder?«
      »Eigentlich schon. Aber es ist ja noch abgesperrt.«
      Mary zog die gebräunte Stirn in Falten. »Na ja, ich meine, das ist nicht wegen der Polizei oder so«, erklärte sie. »Nur weil ... Hm, ich dachte, die Gäste würden es nicht gut finden, wissen Sie, im selben Wasser zu schwimmen wie ein Toter.« Sie schaute auf. »Ich habe die Haustechnik angerufen, die machen den Pool sauber und lassen anschließend neues Wasser rein. Heute Nachmittag kann er wieder benutzt werden. Tut mir leid.«
      »Nein, Sie haben recht. Ist eine gute Idee«, sagte ich.
      Wahrscheinlich hätten die meisten Menschen wirklich etwas dagegen, in dem Wasser zu schwimmen, in dem ein durch Strom getöteter Nikolaus die ganze Nacht im Dunkeln getrieben hatte, aber mir machte es nicht viel aus. Ich hatte den Tod öfter aus der Nähe gesehen, als ich mir in Erinnerung rufen wollte. Außerdem schwimmen die Leute auch im Meer, obwohl dort im Laufe der Jahrhunderte Tausende gestorben sind.
      »Mary«, fragte ich, »wissen Sie zufällig, wer die letzten Menschen waren, die Mr Schiller lebend gesehen haben?«
      »Seine Freunde: Mr Brennan, Miss Lee und Miss Fraser. Angeblich ging es ihm gut, als sie sich verabschiedeten.«
      Natürlich. Das allgegenwärtige Trio.
      Mary schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie verstanden, was Miss Lee bei denen wollte. So hübsch, wie sie ist.«
      Ich fühlte mich in meinen Gedanken des Vortages bestätigt. Und wenn eine junge Frau wie Mary so dachte, dann war es wohl kaum sexistisch oder alten-feindlich.
      »Dürfte ich Sie etwas fragen?«, sagte Mary mit einem Stirnrunzeln.
      »Bitte!«
      »Schiller war doch kanadischer Staatsbürger, oder?«
      »Soweit ich weiß.«
      »Ähm, ich mache mir Sorgen, wissen Sie, ob seine Verwandten vielleicht herkommen und vor Gericht gehen oder so. Was glauben Sie?«
      Aha, der schlimmste Alptraum der Amerikaner erhob sein böses Gesicht: Prozesse. »Ich bin kein Jurist«, antwortete ich.
      »Aber man hört doch ständig davon, oder? Ich meine, was ist, wenn sie Millionen haben wollen? Vielleicht bin ich ja haftbar zu machen. Dann bin ich am Ende.« Mary lachte. »Selbst wenn sie nur ein paar hundert Dollar wollten, wäre ich pleite. Dann wäre ich den Job los. Ich brauche das Geld, Mr Erwin. Ich will doch noch mal zur Schule gehen.«
      Ich lächelte so aufmunternd wie möglich und versicherte ihr, dass ich nicht damit rechnete. Wir wüssten ja nicht einmal, ob Schiller überhaupt Verwandte hatte.
      »Aber die Bullen meinen,

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