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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Schiller hatte, nicht Karen. Damit hielt ich ihn zwar noch nicht für den Mörder, aber es war natürlich ein unglaublich starkes Motiv. Dennoch hatte ich unzählige Fragen an Karen, und ich war unsicher, wie und ob ich Geschäftliches und Privates verbinden sollte.
      Ich bestellte einen Bourbon auf Eis, wir gingen zum Tisch. Das Restaurant wirkte ein wenig schäbig: Fischernetze hingen unter der Decke, aus alten Fässern hatte man Sessel gemacht. Das Essen hier war allerdings hervorragend.
      Karen las die Speisekarte und sagte dann: »Ich würde gerne ein paar Austern vorwegessen. Und Sie?«
      »Gerne!« Austern, für eine eiskalte Frau? Vielleicht hatte Al French selbst Interesse an ihr gehabt? Wir bestellten ein Dutzend Austern und eine Flasche kalifornischen Champagner, danach ein Schwertfischsteak für mich und Jakobsmuscheln für Karen. Sie wich meinem Blick aus, als der Kellner die Kerzen anzündete.
      Wir plauderten über dies und das. Karen wirkte angespannt und nervös, blickte sich ständig hektisch um, fast schon schreckhaft. Aber immer wenn ich glaubte, sie höre mir nicht zu, schaute sie mir in die Augen und machte eine Bemerkung, die mir zeigte, dass sie die ganze Zeit aufmerksam gewesen war, mir vielleicht sogar ein, zwei Schritte voraus.
      »Kannten Sie Bud, Ed und Ginny von zu Hause?«, fragte ich, als das Gespräch auf den Leichenschmaus am Vorabend kam.
      Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt eine einfache Regel, wenn man vor etwas flieht: Die alte Welt und ihre Bewohner dürfen nicht in der neuen auftauchen.« Sie nestelte an dem Serviettenring auf dem Tisch herum. Schatten huschten über ihre dunklen Augen.
      »Das verstehe ich«, sagte ich, fand jedoch, es klinge wie die Anleitung zu einem Computerspiel. Die Austern kamen, wir bedienten uns. »Ich glaube, ich fliehe ebenfalls vor etwas.«
      »Ja? Wovor?«
      »Ich bin früher immer mit meiner Frau hier gewesen.«
      Karen runzelte die Stirn. »Dann ist es keine Flucht«, erklärte sie, »sondern eine Katharsis.«
      »Kann sein. Wenn ja, dann ist sie noch nicht gekommen.«
      Kurz legte Karen ihre Hand auf meine. »Lassen Sie sich Zeit, Jack. Das braucht Zeit.«
      Wir aßen die Austern, dann kam das Hauptgericht. Ich versuchte, das Gespräch wieder auf Bud Schiller zu bringen, fand aber wieder mal keine elegante Lösung, so dass ich in einer kurzen Pause mitten beim Schwertfischessen einfach sagte: »Sie haben mir doch erzählt, Sie wären zu Ihrem Apartment hochgegangen, und Bud wäre am Pool geblieben, nicht wahr?«
      Karen nickte. »Sie haben vermutet, er hätte sich mit jemandem verabredet.«
      »Genau. Hat einer von Ihnen zwischendurch den Raum verlassen?«
      »Erst später.« Karen wurde rot. »Ed muss eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen lag er auf der Couch.«
      »Hat Ed mal erwähnt, dass er Bud schon länger kannte?«
      Karen sah auf ihren Teller und spießte eine Muschel auf. »Nein.« Dann schaute sie mich mit großen Augen an. »Was wollen Sie damit sagen? Dass Ed Bud umgebracht hat? Das meinen Sie doch nicht ernst!«
      »Ich weiß es nicht, Karen. Ich bin einfach nur neugierig, mehr nicht.«
      »Aber warum? Warum interessiert Sie das? Sind Sie von der Polizei?«
      »Ich bin Privatdetektiv«, erklärte ich, »aber ich habe hier unten keine Lizenz.« Ich zuckte mit den Schultern. »Das Ganze kommt mir nur verdächtig vor, mehr nicht.«
      Ich überlegte kurz, dann preschte ich vor und erzählte ihr alles: von Schillers wahrer Identität, dem Grundstücksbetrug, bei dem Edward Brennan all seine Ersparnisse verloren hatte. Als ich verstummte, war Karen leichenblass. Sie entschuldigte sich und ging zur Toilette.
      Als sie zurückkam, sah sie deutlich besser aus. Sie war nicht stark geschminkt, hatte sich aber noch einmal frisch gemacht.
      »Entschuldigen Sie meine Reaktion«, sagte sie. »Ich wäre wirklich nie auf die Idee gekommen, dass Buds Tod mit Absicht herbeigeführt wurde. Wahrscheinlich, weil ich mir selbst die Schuld gegeben habe. Aber Ed ...?«
      »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte ich. »Aber es sieht nicht gut aus. Wissen Sie genau, dass er Ihr Apartment nicht verlassen hat?«
      »Er ist kurz in seine Wohnung rüber, um noch etwas Scotch zu holen. Ich hatte nichts mehr. Aber er war keine zehn Minuten weg.«
      »Zehn Minuten reichen.«
      »Was haben Sie jetzt vor?«
      »Ich denke, ich werde es melden.«
      Karen nickte langsam.

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