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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wo er früher mit seinen Freunden gespielt hatte. Als Banks aus dem Fenster blickte, stellte er fest, dass seit seinem letzten Besuch Bauarbeiten begonnen hatten und die Fundamente für noch mehr Häuser gesetzt worden waren. Als ob Peterborough noch größer werden musste. Seit die Stadtplaner Mitte der sechziger Jahre beschlossen hatten, Peterborough zum Auffangbecken der überbevölkerten Londoner Vororte zu machen, war die Stadt unablässig gewachsen, wurden entlegene Dörfer mit Neubausiedlungen und Industriegebieten zugepflastert. Die Stadtplaner und ihre Befürworter behaupteten, hier würde Alt und Neu auf einzigartige Weise verbunden. Banks war eher der Meinung, dass sich König Paeda, der Stadtgründer, im Grab umdrehen würde.
      An diesem Samstagmorgen war die Baustelle verlassen; Betonmischer standen untätig herum, die dicken Plastikplanen auf Paletten mit Steinen oder Brettern flatterten im Wind. Wieder ein herrlicher Herbstmorgen: Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und kalter Wind. Alles sah frisch aus. Banks schaute auf die Uhr. Es war bereits nach neun; er wunderte sich, so lange und fest geschlafen zu haben, er konnte sich an keinen Traum erinnern. Dann lauschte er auf Geräusche von unten und glaubte, Geschirr in der Spüle klappern und Stimmen im Radio zu hören. Seine Eltern waren offenbar schon auf.
      Mit Lust auf einen Tee oder Kaffee zog Banks sich an und ging nach unten. Im Wohnzimmer schaute sein Vater von der Zeitung auf und brummte: »Morgen, Junge.«
      »Morgen, Dad«, gab Banks zurück und sah aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass sein Auto noch da war. War es. Die Zeitung seines Vaters raschelte, und im Radio wurde nach Auskunft des Moderators als Nächstes ein Wunsch von Mrs Patricia Gaitskell vom Wisteria Drive 43 in Stamford gespielt: Memories Are Made of This von Val Doonican. Du liebe Güte, dachte Banks, vielleicht war er im Schlaf doch in eine Zeitmaschine geraten und jetzt wieder im Jahr 1967.
      Möglicherweise hatte er sich deshalb beim Aufwachen so orientierungslos gefühlt.
      Er ging in die Küche. Seine Mutter wusch das Frühstücksgeschirr ab und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Na, kommst du auch mal aus dem Bett?« Genau das hatte sie immer gesagt, wenn er als Jugendlicher den ganzen Vormittag im Bett verbracht hatte. Das Einzige, was ihm den Glauben an seine geistige Gesundheit zurückgab, war der kleine Fernseher auf dem Küchentisch, in dem das Frühstücksprogramm lief. Der war damals noch nicht da gewesen, geschweige denn   die Sendungen.
      Banks brummelte etwas über eine lange Reise und stellte den elektrischen Wasserkessel an. »Willst du auch eine Tasse Tee?«, fragte er seine Mutter.
      »Nein, danke, wir sind schon fertig.«
      »Hab ja nur gefragt.«
      Sie strafte ihn mit einem vernichtenden Blick, und er machte sich auf die Suche nach den Teebeuteln. Dabei sagte er sich, dass seine Eltern ihn nicht absichtlich übergingen. Sie hatten ihren festen Tagesablauf; er musste sich halt nach ihnen richten.
      »Die Teebeutel sind da, wo sie immer sind«, sagte seine Mutter.
      Das half ihm nicht besonders, denn er wusste nicht mehr, wo sie aufbewahrt wurden. Ein Tontopf mit der Aufschrift »TEE« sah vielversprechend aus, war aber leer. Daneben stand allerdings eine Dose mit Pulver-Kaffee. Das geht auch, dachte Banks. Solange man sich einredete, dass es ein eigenständiges Getränk und kein richtiger Kaffee war, schmeckte es gar nicht so schlecht.
      Doch so lange Banks auch rührte, ein paar Körnchen wollten sich einfach nicht auflösen.
      »Willst du gar nichts essen?«, fragte seine Mutter und trocknete sich die Hände am Kittel ab. »Wir haben extra für dich Sugar Puffs geholt, die mochtest du doch immer so gerne.«
      Ja, als ich zwölf war, dachte Banks. »Heute mal nicht«, sagte er. »Vielleicht morgen.«
      Er ging zurück ins Wohnzimmer, dicht gefolgt von seiner Mutter. Val Doonican war vorbei, jetzt liefen die Searchers mit Some Day We're Gonna Love Again. Schon besser, dachte Banks. Es war schon lustig: Vor fünfunddreißig Jahren hatten die Searchers genau die Sorte Musik gemacht, die seine Eltern als Schund abtaten, heute waren sie ebenso annehmbar wie Val Doonican.
      Für den perfekten Start in den Tag brauchte Banks eine Zeitung. Sein Vater verschanzte sich hinter seiner Daily Mail, die er als Labour-Mann nur las, um sich über irgendetwas ärgern zu können. Die Mail war eh nicht nach

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