Inspector Banks kehrt heim
schaffen!«
»Ach, ich hab schon Hilfe. Mit den Zeitungen helfen mir ein paar Jungs, und Geoffist ja auch da, der fährt zum Großhändler, macht Inventur und so weiter.«
»Geoff?«
»Ja, Geoff Salisbury. Netter Junge. Ich sag junge, aber er ist wahrscheinlich so alt wie Sie oder noch älter. Immer da, wenn man ihn braucht. Und immer freundlich. Gibt nicht viele Leute, über die man das heutzutage sagen kann.«
»Das stimmt«, bestätigte Banks. Also stellte der allgegenwärtige Geoff Salisbury seine Füße auch unter Mrs Walkers Tisch. Nun, er hatte ja gesagt, er lebe von Gelegenheitsarbeiten. Banks nahm an, dass Mrs Walker ihn für seine Mithilfe bezahlte. Von irgendwas musste er ja leben. Dennoch machte es den Eindruck, als müsse man nicht lange durch die Siedlung gehen, um auf ihren Schutzpatron, den heiligen Geoff Salisbury, zu stoßen.
Die Glocke über der Tür klingelte - neue Kundschaft. Fast erwartete Banks, Salisbury zu sehen, aber als er sich umdrehte, war er baff: Da stand Kay Summerville. Und sie wirkte kaum älter als vor dreißig Jahren, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Sicher, das war leicht übertrieben - um die Augen hatte sie ein paar Fältchen, und ihr langes blondes Haar, das ihr immer noch auf die Schultern fiel, war nun am Ansatz dunkel -, dennoch hatte sie immer noch eine tolle Figur und sah klasse aus.
»Kay«, war alles, was Banks mit rauer Stimme hervorbrachte.
Sie war ebenfalls perplex. »Alan!«
»Wollt ihr beide euch den ganzen Tag lang angucken, oder machen Sie jetzt vielleicht mal Platz, junger Mann, damit die Dame kaufen kann, weswegen sie gekommen ist?«, sagte Mrs Walker.
»Natürlich.« Banks trat zur Seite.
Kay lächelte. Sie trug eine Jeansjacke und ein dünnes weißes T-Shirt, dazu eine tiefsitzende Hüftjeans. Und was das für Hüften waren! Kay merkte, dass Banks sie betrachtete, und lächelte ihm zaghaft zu.
»Eine Rolle Polo, bitte, Mrs Walker, und ...« - sie ging zum Zeitschriftenregal und nahm eine Marie Claire heraus - »und die hier.«
Banks blieb trödelnd in der Tür stehen, tat so, als studiere er die Auswahl an Glückwunschkarten. Als Kay bezahlt hatte, kam sie auf ihn zu.
»Kann ich dich begleiten?«, fragte er.
Sie machte einen kleinen Knicks. »Oh, vielen Dank, werter Herr.«
Banks lachte. Mit sechzehn hatte er Kay kennengelernt, kurz vor Eintritt in die Oberstufe. Kay war fünfzehn gewesen, begann gerade mit ihrem letzten Jahr vor den O-Levels. Sie war damals mit ihrer Familie von Nordlondon hergezogen. Banks hatte sie in ihrer blauen Jeans und orangefarbenen Jacke und in der Schuluniform auf der Straße gesehen - weiße Bluse, brauner Blazer, grauer Rock (wahrscheinlich ein paar Zentimeter zu kurz für den Geschmack des Schuldirektors), Schmollmund, blasse Haut, hochgerecktes Kinn und langes blondes Haar, das ihr bis auf den Rücken reichte.
Sie hatte unerreichbar gewirkt, ätherisch, so wie Mandy aus der Fabrik und wie, um ehrlich zu sein, die meisten Frauen oder Mädchen, nach denen es Banks gelüstete, doch eines Tages hatten sie sich im Zeitschriftenladen getroffen, genau wie heute, weil sie beide die neueste Ausgabe des New Musical Express kaufen wollten. Es war nur noch eine Zeitschrift da gewesen. Als Gentleman überließ Banks sie Kay. Gemeinsam gingen sie zurück zur Siedlung und unterhielten sich über Popmusik. Beide waren Fans von Cream und bedauerten die Auflösung der Band im Sommer. On the Road Again von Canned Heat fanden sie beide herrlich, und sie hassten Those Were the Days von Mary Hopkins. Kay versprach, Banks den NME zu leihen, wenn sie ihn durchgelesen hatte. Er fragte, wann das sein würde, und sie sagte, wahrscheinlich am Samstag. Kühn geworden, fragte er, ob sie am Samstagabend mit ihm ins Kino gehen wolle. Als sie bejahte, wäre er fast tot umgefallen.
Sie sahen sich in einer Doppelvorstellung Unterm Holderbusch - Bienen sind zum Stechen da und Was kommt danach ...? an, und das war der Beginn von Banks' erster ernstzunehmender Beziehung.
»Ich habe das von deiner Mutter gehört«, sagte Banks und hielt ihr die Tür auf. »Mein Beileid.«
Kay schob sich eine Strähne aus der Stirn. »Danke. Sie war schon lange krank. Krebs im ganzen Körper, und das Herz war schwach. Es ist zwar ein Klischee, aber in ihrem Fall war es wirklich eine Erlösung.«
»Bist du deswegen hier?«
»Ja. Ich muss mich um das Haus kümmern, bevor
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