Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Shakespeare auch nur ein Fingerzeig für alle Fälle?«
»Ja. Das Buch lag aufgeschlagen auf dem Tisch. Vielleicht schaute sich Michael ein wenig um, während er wartete. Die Zeilen müssen ihm ins Auge gefallen sein, und sie erschienen ihm passend. Er zog seinen Bleistift 6 B aus der Tasche. Wer von beiden durch das Fenster in die Speisekammer kletterte, stand nicht in dem Brief. Aber er macht deutlich, daß das Lessiter-Mädchen großes Glück hatte und gerade noch dem Tod entronnen ist.«
»Judy? Das verstehe ich nicht.«
• »Sie ging zum Holly Cottage, als Katherine bei Ihrer Freundin war. Sie hat Michael sogar durchs Fenster gesehen, aber sie hat nicht gemerkt, daß der Hund im Haus war. Wenn sie geklopft und der Hund gekläfft hätte ...«
»Armes Kind. Ich fürchte, sie ist geboren, um unglücklich zu sein. Es gibt solche Menschen.«
»Ja.« Barnaby nickte. »Sie wurde von den Laceys benutzt wie jeder, der ihre Wege kreuzte. Zum Beispiel war es sehr wichtig, daß Michael den Nachmittag, an dem der Rainbird-Mord geschah, mit ihr zusammen verbrachte. Ich erinnere mich, daß mein Sergeant sagte, er hätte großes Glück gehabt, daß er mit einem Alibi aufwarten konnte. Aber mit Glück hatte das nicht das geringste zu tun. Es war ein entscheidender Punkt des Plans, daß er sich ein sicheres Alibi verschaffte. Das Messer wurde im Holly Cottage deponiert, nicht um, wie ich zuerst dachte, Lacey in Verdacht zu bringen, sondern um die Aufmerksamkeit auf jemanden zu lenken, von dessen Unschuld der Mörder wußte. Und der beweisen konnte, daß er unschuldig war.
Selbst wenn Judy nicht bei Michael angerufen hätte, wäre er mit ihr an diesem Tag in Kontakt getreten. Seine ersten Worte bei dem Telefonat waren: >Ich wollte mich gerade bei dir melden.< Und natürlich mußte er bei den Lessiters arbeiten, damit das Messer in seinem Haus >versteckt< werden konnte. Dem Brief nach zu schließen, sollte ein anonymer Hinweis bei der Polizei eingehen, der eine Hausdurchsuchung zur Folge gehabt hätte. Aber Mrs. Quine kam ihnen zuvor.«
»Was für ein riskantes Unterfangen, in den Kleidern ihres Bruders bei hellichtem Tag herumzuspazieren!«
»Sie kam aus dem Holly Cottage und ging durch den Wald. Zweifellos hätte sie den Plan nicht ausgeführt, wenn ihr jemand begegnet wäre und ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hätte. Aber aus der Ferne, mit hochgesteckten Haaren und der Mütze, konnte man sie sehr leicht für Michael halten.«
»Der ein unumstößliches Alibi hatte.«
»Ganz recht. Sie mußten ein gewisses Risiko auf sich nehmen, denn Mrs. Rainbird hatte ihnen nur bis zur Hochzeit Aufschub für die erste Zahlung gegeben.«
»Sonst hätte sie die Bombe platzen lassen?«
Barnaby lächelte. Miss Bellringer würde ihm fehlen. »Mehr oder weniger.«
»Aber Dennis hätte doch bestimmt nicht den Mund gehalten, oder? Besonders nicht nach dem Mord an seiner Mutter. Was hatten sie mit ihm vor?«
»Michael sollte sich um Dennis kümmern. Er kam nur mit dem Leben davon, weil er sein Geschäft eine halbe Stunde früher als sonst verließ. Wir begegneten Lacey hinter dem Haus. Er gab vor, auf dem Weg zum Pub zu sein, aber jetzt wissen wir, daß er in Wirklichkeit dafür sorgen wollte, daß Dennis seine Mutter nicht lange überlebt.«
»Sie müssen vollkommen verzweifelt oder in Raserei gewesen sein.«
»In der Tat. Wenn sie gründlich nachgedacht hätten, wäre ihnen klargewesen, daß alles auffliegen würde, wenn Katherine von jemandem gesehen worden wäre - selbst aus der Ferne. Wer aus dem kleinen Kreis der Verdächtigen ähnelte Michael in Größe und Statur so sehr, daß man ihn mit ihm verwechseln könnte?«
»Aber sie hat doch sicher auch für ein Alibi gesorgt.«
»So gut wie. Sie sagte, sie habe Pilze gesammelt. Auf dem Küchentisch stand ein Korb mit Pilzen. Und sie waren frisch, ich habe daran gerochen. Sie hatte natürlich keine Zeit, sie aus dem Wald zu holen, den Mord zu begehen, zu duschen, sich umzuziehen und so weiter. Aber wenn Michael die Pilze schon am Vormittag geholt und im Holly Cottage bereitgestellt hat...«
»Ahhh.« Miss Bellringer nickte. »Das muß die Erklärung sein.«
»Nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte«, Barnaby sah das Mädchen wieder in einem ironischerweise schneeweißen Kleid vor sich, »huschte sie durch die Vordertür aus dem Rainbird-Bungalow - natürlich vergewisserte sie
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